Beckers Best

Jürgen Beckers Best:

Über die Jugendlichen heute: „Jede Generation ist der Untergang des Abendlandes.“Über die Vampirromane: “ Biss zum Morgengrauen. Biss zum Abendessen. Biss die Tage.“
Über seinen Musiker Harald Claßen: „Es gibt keinen billigeren, eh, besseren Musiker in NRW.“
Über seine Oma: „Die hat immer gesagt: Ich koch mich für zwei Tage, weil, am zweien Tag schmeckt das besser. Warum kochst du dann nicht gestern, hab ich Oma gefragt.“
Über sein Eheleben: „Subtile Arbeitsanweisungen meiner Frau beim Frühstück: Ich glaub heut kommt die blaue Tonne.“
Aus einem Winterurlaubsbrief einer Freundin: „Josef ist so romantisch, er hat mir ein Herz in den Schnee gepinkel, dann hat er sich verpisst.“

Jürgen-B-Hausmann-Vennehof (19)Jürgen B. Hausmann bringt die Stadthalle Vennehof zum Brüllen. Das Publikum reagiert blitzschnell auf die Gags des Kabarettisten.

Borken. Die rund 300 Zuschauer in der Stadthalle wurden Sonntagabend ausdrücklich von dem Kabarettisten Jürgen Beckers für ihre schnelle Auffassungsgabe gelobt: „ Das Publikum ist schon zu intelligent für unser Programm, aber wir ziehen das jetzt durch. Wir haben vorige Tage im Sauerland gespielt, da haben die erst gelacht, als wir schon im Bus saßen.“

Jürgen Beckers aus Alsdorf bei Aachen ist eigentlich Lehrer für Latein, Griechisch und Geschichte, mit wachsendem Bekanntheitsgrad  nennt er sich heute Jürgen B. Hausmann, damit es keine Verwechslungen mit dem Kölner Kabarettisten Jürgen Becker gibt. Von ihm unterscheidet er sich auch inhaltlich, „Hausmanns“ Comedy ist Hausmannskost, nicht politisch. Ihn interessiert das menschliche Miteinander, das er überspitzt pointiert. Da beschwert sich beispielsweise jemand bei ihm: „Sie haben die selbe Stimme wie ihr Anrufbeantworter.“ Er antwortet: „Wir wohnen ja auch im selben Haus!“

Das Publikum kann sich vor Lachen kaum halten, denn ein hintersinniger Gag folgt auf den nächsten, alles in seinem Aachener Diktion, die er den Zuschauern gerne erklärt. Da kommt dann wieder der Lateinlehrer durch, auch wenn er über Verwandtschaft und seine Schwiegermutter spricht: „ Schwa, Schwä, Schwie, damit fangen die Schwie..rigkeiten an.“ Oder wenn er über den Klassenausflug nach Rom berichtet und sich über die Ungebildetheit eines Schüler mokiert, der fragt: „ Wie Caesar ist tot, stand gar nichts bei Facebook drin.“ Er berichtet aus seinem Unterricht, über den verspäteten Schüler der als Ausrede hatte, sein Pferd sei zusammengebrochen: „Dann kommt noch einer nochmal zehn Minuten später.“ Und der hat  eine geniale Ausrede: „Da lag ein totes Pferd auf dem Flur.“

Nicht nur das Publikum hat riesigen Spaß, auch dem Kabarettisten und seinem Musiker Jürgen-B-Hausmann-Vennehof (22)Harald Claßen  macht es offensichtlich Freude, in  Borken auf der Bühne zu stehen. Zwischendurch massiert er diesem die verspannten Schultern und erzählt etwas über Gesundheit, Wellness und Therapie: „Fragt der Füssjologe: Wo haben sie denn Probleme? – Auf der Arbeit!“

Immer wieder sind es diese unerwartet witzigen Kombinationen, die alle begeistern: „Hoffentlich gibt es da genug zu essen. Wenn ich zu wenig krieg, krieg ich zu viel.“ Oder wenn seine Frau beim Gardienen aufhängen fragt: „Josef, hilfst du mir beim Aufhängen?“ und er blitzschnell antwortet „Dir sofort.“

Nach der Pause geht es bei Beckers um „das Liebste“. Jemand im Publikum: „Die Frau.“ Der Kabarettist: „Das ist das Allerliebste, nee, das Auto.“ – „Haben wir damals gesagt, wenn der Sprit über eine Mark, steigt, dann fahren wir nicht mehr.“ Das hat er natürlich nicht gemacht, wie keiner, dafür hat er ganz trocken für die Zuschauer den absoluten Spartipp: „ Strom sparen: Wir haben in jeder Steckdose ein Loch zugeklebt. Man merkt es schon.“ Sparsam mit Applaus war das Publikum nicht und deshalb gab es auch noch eine Zugabe.

Der König besucht Borken – Johann König im Vennehof

„Borken, boaah! Borken … kenn‘ ich … aus der Nase“, Johann König lästert auf seine Art vor der ausverkauften Stadthalle über Borken und bringt hunderte Besucher zum Lachen und Johlen.

Johann König

Johann König

 

Von Claudia Peppenhorst

Borken. „Ich hab einen Mann gefragt, wie ich in die City komme. Ich hab die U-Bahn gesucht. Die ist hier überirdisch. Wenn man Platz hat, kann man ja auch `Bus´ draufschreiben“, will Johann König sein Publikum im zweiten Teil provozieren. Er hat es im Griff, weiß, wie weit er gehen darf, das hat er vor der Pause ausgelotet, und die Leute machen mit. Bestätigende Zwischenrufe, Applaus, Lacher veranlassen den Comedian seine Lästerei fortzuführen: „ Meine Oma hat mir erzählt, dass hier vor über 100 Jahren der Hund begraben wurde. Der war zu hektisch. Von dann an war Ruhe. Ich wäre im Leben nicht darauf gekommen, hier auszusteigen.“

Gekonnt bereitet er auf seine scheinbar lethargische Art seine Gags vor, bis er explodiert, dann wieder ruhig nachsetzt, verzögert und noch einen Gag draufsetzt. Er spricht über Vorurteile, den Polen, der in dem Zimmer vor ihm steht, von dem er schlechtes Deutsch erwartet: „Sagt der: `Geb Uhr! ´, ich zu ihm: `Das heißt: Gib die Uhr, bitte! ´ und dann gebe ich ihm die Uhr … wieder … die ich ihm vorher geklaut habe.“ Immer wieder überrascht er mit sprachlichen Kleinigkeiten: „Die Psychoanalyse sagt `Vorurteile sind die Grundlage unseres Handels und Denkens´, ich wusste gar nicht, dass die sprechen kann.“

Der extrovertierte Autist und Meister des Paradoxen spielt dem Publikum kurze Szenen aus seinen TKKG-Kassetten vor und lässt sie raten, wie es weitergeht. Ein Zitat überträgt er auf Karl-Theodor zu Guttenberg: „Der will zurück in die Politik. `Mit frisch gewichsten, pechschwarzen Haaren´.“ Und er bleibt bei seinen Kinderkassetten, die er aus Mitte der 80er Jahre gerettet hat: „Wie war denn damals die Stimmung in der DDR? Hielt sich in Grenzen.“

Politisches kann man von König nicht erwarten, dafür überzeugt er sein Publikum mit seinen kleinen selbstgebastelten Versen. Zwischendurch pikst er satirisch in alle Richtungen, nicht nur auf Frauen: „Ich parke zwischen Behindertenparkplatz und Frauenparkplatz, wobei ich den Unterschied noch nicht verstanden habe.“ Oder er testet einen Gag: „Wenn der hier funktioniert, funktioniert der auf der ganzen Welt. `Bist du nicht der Sohn vom Ziegenficker?´ `Näähäh – näähäh´“. Aber am Häufigsten nimmt er schließlich sich selber immer wieder aufs Korn: „Kommt der auf mich zu, größer, stärker und im Recht, für mich eine klassische loose, loose, loose – Situation.“

Er erzählt, dass er im Supermarkt keine kleinen Plastiktüten mehr nimmt, weil er ein schlechtes Gewissen hat wegen des Plastikmülls in den Weltmeeren, sich aber beim Fischhändler genussvoll durch die bedrohten Arten frisst. Scheinbar Persönliches erfährt das Publikum von seiner Katze, seinem Sohn `Hein Mück´ und der Tochter. Über die künstlerischen Fähigkeiten seines Sprösslings urteilt er: „Für massentaugliche Billigkunst wird es immer reichen.“ Worauf seine Frau geantwortet habe: „Wie bei seinem Vater.“

Johann König

Johann König

Am Schluss zieht Johann König mit seinem „Burn-out-Song“ noch einmal alle Register. Hatte er kurz vorher erfolglos versucht auf einem riesigen Sitzkissen eine bequeme Position zu finden, hüpft, springt und tanzt er jetzt über die Bühne. Ohne einige Zugaben lässt ihn das begeisterte Publikum jedoch nicht gehen.

Jazz rockt Borken im Kulturraum³

Drei Jazzbands, drei Stilrichtungen, und alle kamen gut beim Borkener Publikum an.
It's Jaazz(34)
Borken (csp). „Wenn ich mich hier im Saal umsehe, erkenne ich ja nur Leute, die alle in Enschede Jazz studiert haben“, meinte Sebastian Altekamp. Sein Trio startete den grandiosen Jazzabend im Kulturraum³. Er muss wissen wovon er spricht, denn er ist Dozent für Jazzklavier am ArtEZ Konservatorium in Enschede und an der HfK Bremen und gibt regelmäßig Workshops im In- und Ausland: „Wir improvisieren nicht, sondern spielen heute „Gold“ aus dem amerikanischen Songbook.“ „Falling in love with love“ oder die Ballade „Yesterdays“ standen auf der Playlist des Trio, Sebastian Altekamp (Piano), Ingo Senst (Bass) und Sebastian Netta (Drums).
„Barja“ folgten nach einer kurzen Pause. Die Youngster rissen mit ihren gekonnten Improvisationen und ihren eingängigen Melodien alle mit und ernteten den größten Applaus dieses Abends. Sie spielten bekannte Stücke wie „It don’t meen a thing“ von Duke Ellington oder „All the things you are“. Julian Bohn, Mitorganisator der Veranstaltung und gelegnetlich Moderator an diesem Abend verriet: „Wir wissen eigentlich gar nicht, wie sich unser Bandname richtig ausspricht, es gibt da so viele Versionen.“ Wichtiger für die Besucher war schließlich, diesen begabten Musiker zuzuhören, das waren Arnan Kaemingk (Saxophon), Alexander Florin (Guitar), Julian Bohn (Piano), Ruud Derks (Bass), Lukas „Bob-by“ Büning (Drums). Etwas schüchtern betrat die blonde Magdalena-Sophie Otto die Bühne, als gehöre sie nicht dazu. Mit den ersten ins Mikrophon gesungenen Tönen war diese Schüchternheit verflogen und mit sehr schöner, kraftvoller und beweglicher Stimme verzauberte sie das Publikum unter anderem mit dem Titel „Cry me a river“.
Stimmen zum Jazzkonzert:
Der zufrieden stahlende Christian Hammer, leitet Jazzwork-shops an der Musikschule Bor-ken, auf die Frage, ob er mit seinen ehemaligen Schützlingen zufrieden ist: „Die Jungs sind der Musikschule entwach-sen.“
Pfarrer Dr. Matthias Mikoteit, der zum ersten Mal ein Jazzkonzert besuchte: „It’s great. Gefällt mir sehr gut. So etwas müsste man mal in den Gottesdienst einbauen.“It's Jaazz(1)
Julian Bohn, Musiker und Organisator: „Ein toller Abend, vielleicht kann man das ja nächstes Jahr wieder machen, das war ganz (Pause) schön.“
It's Jaazz(45)
Den Rausschmeißer bildete das „Patric Siewert Trio“: Patric Siewert (Bass), Thorsten Schwarz (E-Gitarre) und Wilm Flinks (Drums). Das Trio um den Bassisten Patric Siewert rundet das Programm mit Eigenkompositionen ab. Zu vor-gerückter Stunde wurde es mit dieser Band funkig-rockig mit starken psychedelic Anklängen. Mit der Abfolge der drei Jazzbands, der guten Musik, den angenehmen Räumlichkeiten und der stimmigen Atmosphäre hatten die Organisatoren ins Schwarze getroffen.

In nostalgischen Gefühlen versinken

Fotoauss-Rummel(64)

Von Claudia Peppenhorst

Borken.  Sie ist etwa ein Meter 50 groß, ihre 67 Jahre sieht man ihr nicht an, und sie wirbelt bei jeder Gelegenheit mit ihrer Fotokamera durch die Gegend, selbst an dem Abend, an dem sie im Mittelpunkt steht, ihr 50-jähriges Berufsjubiläum mit Freunden und Kunden feiert. Die Rede ist von der Fotografin Margarethe Rummel, einer großartige Frau.

Mittwochabend eröffnete die VR-Bank in ihren Geschäftsräumen am Butenwall  die Fotoausstellung „Auf alten Fotos sieht jeder jünger aus“ von Margarethe Rummel. Zahlreiche Besucher schauten sich die Porträtaufnahmen der Profifotografin an. Viele ihrer Kunden hatte sie gebeten, sich in den letzen eineinhalb Jahren noch einmal von ihr fotografieren zu lassen. Jetzt können Besucher den direkten Vergleich anstellen, in Gegenüberstellung hängt jeweils ein Bild von früher neben einem aktuellen derselben Person.

Mit dem Titel der Ausstellung sind nicht alle Abgelichteten einverstanden. „Ich finde, früher habe ich älter ausgesehen, vielleicht liegt es an der Frisur, vielleicht an der starren Haltung“, meint eine Porträtierte. Auch einem weiterer Modell fällt auf: „Auf dem aktuellen Foto sehe ich viel lockerer und lebendiger aus.“ Der zwölfjährigen Hanna gefällt ihr Kleinkinderbild besser, obwohl sie sich nicht an das Shooting erinnert und sich kaum wiedererkennt.

Auf 20 Stellwänden finden sich 40 Fotos, die jeder vergleichen kann, das älteste Portrait von 1964.  Margarethe Rummel ist begeistert von der Resonanz: „Jeder hat mitgemacht, den ich angesprochen habe, hat sich der Veränderung gestellt. Am deutlichsten sieht man die natürlich an den Kindern, die erwachsen geworden sind.“ Hannas Eltern lassen ihre beiden Töchter jährlich von Margarethe Rummel fotografieren: „Wenn man immer mit den Kindern zusammen ist, bemerkt man die Veränderungen gar nicht so, als wenn man die jährlichen Fotos anschaut.“ Auch Brigitte und Ludwig Grave betrachten ihr Hochzeitsfoto von 1992 und vergleichen es mit dem von 2012, was sie denken und fühlen verraten sie nicht, aber sie machen einen glücklichen Eindruck.

Ihre Lehrjahre hatte die Fotografin bei Eva Heuermann: „Damals musste ich noch unter diesem Tuch verschwinden, die Kamera einstellen, den Film einschieben und keiner durfte sich bewegen.“ Die neue Digitaltechnik findet sie „wunderbar“ und „faszinierend“, wobei sie sich die Arbeit mit Ehemann Werner teilt; sie ist für das Fotografieren zuständig, er für das Bearbeiten der Fotos. Im Hintergrund spielt das Duo „Ten Strings“ (Barney Walters und Wolfgang Becks). Dann hält sie ihre Begrüßungsrede für die Besucher: „Wir sind in letzter Zeit gefragt worden: Wann wollt ihr denn endlich aufhören? So schnell noch nicht! Wir bleiben ihnen noch etwas erhalten.“

Zu sehen sind die Bilder in der Zeit vom 4. bis zum 29. April in der VR-Bank Westmünsterland, Butenwall 57  während den Öffnungszeiten.

„Ich bin so scharf. Ich hab Bedarf“

Biggi Wanninger und Anne Rixmann begeisterten am Weltfrauentag die Borkenerinnen mit ihrem Programm „200% Frauenquote“ in der ausverkauften Stadthalle im Vennehof.

Von Claudia Peppenhorst

Borken. Freitagabend treten Wanninger & Rixmann in der ausverkauften Stadthalle vor ein von Frauen dominiertes Publikum. Mit ihrem Programm „200% Frauenquote“ begeistern sie alle, auch die wenigen Männer, die zu Besuch gekommen sind, denn ihre Kabarettnummern richten sich nicht gegen Männer. Organisiert und eingeladen zu diesem brillanten Abend hatten die Geleichstellungsbeauftragten von Borken, Reken und Heiden, Anna Grütering-Woeste, Sabine Rentmeister und Heike Twyhues.

„Es ist so schön, in Borken zu spielen“, schummelt Biggi Wanninger gleich zu Beginn: „Ich glaube, ich habe Borken die ganze Zeit vermisst.“ Das glaubt ihr Anne Rixmann nicht und schließt sie an einen Lügendetektor an. Am Ende der Nummer ist klar: „Bei uns Frauen sind es nur Notlügen. Lieber vier Mal stöhnen, als die ganze Nacht diskutieren.“ Mit ihren frechen Anspielungen nehmen sie sich und die Frauen (und auch Männer) auf die Schippe. Als Telefon-Wahrsagerinnen beraten sie Hitler: „Du wirst an einem jüdischen Feiertag sterben.“ Er will wissen, an welchem genau. „Das ist gleichgültig, wenn du stirbst ist jeder Tag ein jüdischer Feiertag.“

Unerschrocken nimmt das Duo auch alle Religionen in ihrem Göttertest aufs Korn mit dem Fazit: „Alle Schöpfergötter sind Machos und wenn es kritisch wird, verpissen sie sich.“

Foto

Indisches Kismet wird verbal verhunzt als: „Ma-hat-ma-Glück, ma-hat-ma-keins.“

Politisch wird Anne Rixmann in ihrer Rolle als Angela Merkel: „Ich bin auf dem Teppich geblieben, aber mein Teppich kann fliegen“, oder: „Jesus konnte über das Wasser gehen, ich kann an Land schwimmen.“ Dann wenden sie sich wieder mehr sozialkritischen Themen zu,  als typische Hausfrauen in ihrem „Reihenhausgetto“, spielen sie auf ungleiche Entlohnung von Männern und Frauen an mit ihrem Rap: „Zu wenig Brutto und  ne Schlange bei netto.“ Oder sie demonstrieren als Omas vor dem Kernkraftwerk Kalkar, bis sie der Sicherheitsdienst des Vergnügungsparks auf ihren Fehler aufmerksam macht.

Das lockere Publikum ist begeistert, zwischen Bühne und Zuschauerraum scheint es keine Barriere zu geben. Immer wieder scheint man bekannte Gesichter durch die auf der Bühne überzeichneten Figuren – selbst wenn nur aus der Boulevardpresse – wiederzuerkennen. Dann steht das Duo als reiche Russinnen auf der Bühne, die die Geschäfte der Düsseldorfer Kö snobistisch als Billigläden bezeichnet. Übrigens: „Irinas erste Worte waren „Gucci, Gucci, Gucci“. Demnächst fahren wir zum Shoppen nur noch nach Dubai. Da haben die keine Ratten in der Kanalisation, sondern Nerze.“

Selbstbewusst bringen sie mithilfe eines Plakates den Frauen gegen Ende ein Lied bei. Alle singen mit (auch die Männer): „Ich bin so scharf. Ich hab Bedarf. Will wenn ich darf. Beischlaf.“

Schließlich ist es schwierig für Wanninger und Rixmann von der Bühne zu kommen, denn das Publikum fordert Zugaben und bekommt sie. Spätestens dann hat auch der letzte bemerkt, dass die auf der Bühne vermeintlichen Konkurrentinnen ein Herz und eine Seele sind und gerne vor dem Borkener Publikum gespielt hat.

Rekener erleben abendfüllende Geburtstagsparty mit Horst Schroth

Von den Frauen ließ sich der Kabarettist bestätigen, dass es auch in Reken Männer mit Bindungsangst gibt. Männer, Frauen, Fotografen, Sauerländer, Katholiken, Politiker und viele mehr nahm der Komiker in seinem Bühnenprogramm aufs Korn.

Horst Schroth(24)

Reken (csp). Im Rekenforum verfolgten am Freitagabend 300 Besucher den Auftritt von Horst Schroth. Was der Kabarettist dort auf die Bühne brachte war eine zusammenhängende Geschichte, die sich um die Party zum 65. Geburtstag von Freund „Fränki“ drehte. Rasant wechselt er die dargestellten Charaktere, temporeich reisst er das Publikum in immer neue Situationen, so dass zwar zum Lachen aber für Applaus kaum Zeit bleibt. „Manchmal fällt es mir schwer ihm zu folgen, weil er so schnell erzählt und die Figuren so schnell wechselt“, meint eine Besucherin in der Pause. Mit scharfer Zunge macht er sich über seine Kunstfigur Nicki her und verteilt Seitenhiebe in alle Richtungen, Männer und Frauen nimmt er gleichermaßen aufs Korn, spielt mit dem Publikum und spricht gezielt einzelne Besucher an. Viele Pointen stimmen nachdenklich, die schnellen Gags begeistern die Besucher. Auch die Fotografin der BZ bekommt ihr „Fett weg“: „Von mir gibt es genug Bilder, kommen sie rauf und fotografieren sie das Publikum. Hier kommt ihre Reporterin von der Borkener Zeitung.“
Manche seiner schnellen Witze sind einfach: „Eine Frau ist immer so alt, wie sie vor dem Frühstück aussieht.“ Manche sind neu, Männer die im alter Väter würden: „Anthony Quinn, Picasso, Jean Pütz, sind DOBYs – Daddy old, baby young“; wieder andere politisch: „Die Vogelgrippe nahm ihren Anfang im Wahlkreis von Frau Merkel, dann hat sie sich über ganz Europa ausgebreitet.“ Über Politiker aller Parteien und über Politik machte sich Horst Schroth erst in der letzten Viertelstunde seines Programms lustig: „Schmidt konnte nur die Wahrheit sagen, Kohl konnte nur Lügen, Merkel kennt den Unterschied nicht.“ Am Ende erklärte er noch die Schuldentilgung „auf griechisch“: „Gehen sie in ein griechisches Hotel, legen sie 100 Euro auf die Theke und sagen, sie wollen sich ein Zimmer anschauen. Dann rennt der Hotelbesitzer mit dem Geld zum Metzger um seine Schulden zu bezahlen, der wiederum zahlt damit seine beim Bäcker, der beim Fotografen, der Fotograf wiederum beim Hotelier. Endlich liegt das Geld wieder auf der Theke, sie nehmen es zurück und sagen, dass sie das Zimmer doch nicht wollen. In den zehn Minuten sind sie nicht ärmer geworden und die vier Griechen haben alle ihre Schulden bezahlt.“ Horst Schroth tanzt zum Applaus der Besucher Sirtaki und lädt alle Rekener ein, ihn in seinem St. Pauli Theater in Hamburg zu besuchen, aber gerne kommt er auch noch einmal nach Reken.

Premiere des JJ Live Club Borken mit „Männermusik“

Ein neues Konzept des „Kaffeeklatsch“ bringt noch mehr Musikkultur nach Borken. Einmal im Monat treten musikalische Newcommer im Club unter dem Motto „…samstags live und lecker“ auf. Zum Start gab es „Männermusik“ auch für Frauen.

Borken. (csp) 21:30 Uhr am Samstag rockten die vier Musiker von Männermusik vor rund 120 Gästen im Kaffeklatsch. Die Vier ließen das Publikum tanzen, springen und singen, Opas pogen, Mädels und Jungs schwofen, swingen und mitsingen. Sie spielten deutsche Schlager, wie man sie noch nie gehört hatte mit Witz, Tempo und groove. Eine ungewöhnliche Musik, von ungewöhnlichen Musikern aus Münster und Borken mit ungewöhnlichen Namen: Svenja (Gesang, Akkordeon,  Chickenegg, Kazoo) bediente das Mikrofon wild tanzend, sehr unterhaltend und freundlich. Renate auch Kunigunde genannt zupft, schlägt und ist der, „der mit dem Kontrabass tanzt“.  Henke, der Schlagzeuger gab alles am Cajon  (der span. Kiste), verliebt und versunken in den Rhythmus. Mahlmään funkte, zupfte oder rockte die E-Gitarre.

Vater Paul Schepping übernahm die Begrüßung der Gäste und stellte die „schüchternen“ Musiker vor. „Der kann besser reden, ich trau mich nicht so vor’s Mikrofon“, meinte Inhaber Jan Schepping. Mit dem neuen Konzept wollen sie überraschende Musikformationen aus NRW in die Liveclubnacht ins Klatsch bringen, den Borkenern neues bieten. Soul, Funk, Blues, Singer und Songwriter werden künftig jeden dritten Samstag im Monat auf der Bühne stehen. Bis zum 16. November stehen die Acts schon fest: 16.3. Ton3 (Düsseldorf), 20.4. Fischgesichter (Düsseldorf), 18.5. Kruse & Blanke (Hanburg/Raesfeld), 15.6. Sundrupband (Münster), 17.8. Billy Bob Buddha (Köln), 21.9. Schlagsaitenquantett (Aachen), 19.10. Lou Dynia (Bocholt) und 16.11. Radio Lukas (Münster).

Für Leute, die neugierig sind und die eingefahrenen Wege verlassen wollen lohnt sich der Eintrittspreis von 8 € im Vorverkauf, 10 € an der Abendkasse; die gelungene Premiere in gemütlichem Ambiente begeisterte die Gäste, die sich auf die nächsten Veranstaltungen freuen.

 

Götz Alsmann „Paris“

„Les Bleus“ bringen „Paris“ nach Borken

Götz Alsmann und Band begeistern ihr Publikum in der Stadthalle Vennehof

Titel-01Jazzig angehauchte Chansons der 30er bis 60er Jahre präsentierten Götz Alsmann und seine Band einem sehr aufmerksamen Publikum im Vennehof. Gewürzt mit phantastischen Anekdoten und Geschichten des Fernsehmoderators war dieser Abend ein absolutes Highlight.

Von Claudia Peppenhorst

Borken. In babyblauen Sakkos traten Götz Alsmann und seine vier Musiker am Samstagabend vor ausverkaufter Stadthalle auf und paradierten zwischendurch als Models über die Bühne. Alsmann bezeichnete die Farbe des neue Outfits als „Borken Bleu“. Sein Programm hatte er „Paris“ genannt. Seinen Gästen spielte er viele unbekannte und bekannte französische Chansons und deutsche Schlager mit französischem Flair vor. Dazwischen erzählte er auf seine witzige Art, wie er zur Musik gekommen war, welche Vorbilder und Idole er hatte. Er wollte werden wie Eddi Constantine, wollte Mädchen so erobern wie dieser und scheiterte kläglich. Er besuchte Paris, traf in einer Kneipe auf alle Chansongrößen (auch verstorbene) und fühlte sich als „Gott von Paris“, dabei ist er schon der König des deutschen Jazzschlagers.

Titel-1Jazzig, tänzerisch spielte er Melodien von Gilbert Becaud, Serge Grainsbough, Charles Trenet, Dalida und vielen anderen am Flügel. Musikalisch wanderte er durch die Zeit zwischen den 30er Jahren bis zu den 60ern. Nicht fehlen durfte ein so bekanntes Stück wie „La Mer“ oder „Wenn es Nacht wird in Paris“,  aber auch das selten gehörte  „Der Wolf tanzt Cha- Cha-Cha“.

Begleitet wurde der Fernsehmoderator von seiner Band: Altfrid M. Sicking (Vibraphon, Xylophon, Trompete), Michael Ottomar Müller (Bass), Rudi Marhold (Schlagzeug) und für viele akustische Effekte sorgte Markus Paßlick (Percussion). Alsmann sang die Songs nicht nur am Klavier, er unterstützte das französische Ambiente auch mit Akkordeonklängen.

„Unfassbar“, fand Götz Alsmann und etliche Besucher die Störung des Konzerts durch ein klingelndes Handy, nachdem er sich beruhigt hatte, nahm er es witzig:  „ In Borken wird viel telefoniert.“

Am Ende des Konzertes trat er alleine mit seiner geliebten Ukulele auf. „Ich hoffe, dass es nicht wieder so lange dauert, bis ich nach Borken zurückkehre“, damit verabschiedete er sich von seinem rundum zufriedenen und begeisterten Publikum in der Stadthalle.

 

„Storno“ – jeder bekommt sein Fett weg

„Storno“ präsentiert witzig bissigen Jahresrückblick

Den wenigsten Besuchern war das Comedy-Trio unbekannt, sie wussten, was sie erwartete, zweieinhalb Stunden beste Unterhaltung, ein satirischer Rückblick auf Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Gesellschaft und Profanes des vergangenen Jahres.

Thomas Philipzen, Jochen Rüther und Harald Funke (v.l.) immer wieder überraschend.

Von Claudia Peppenhorst

Borken. Einen massiven Angriff auf die Lachmuskeln des Publikums fuhren die drei Kabarettisten Harald Funke, Thomas Philipzen und Jochen Rüther am Samstagabend in der ausverkauften Stadthalle. Ein Jahresrückblick der besonderen Art, eine Mischung aus politischem Kabarett, Comedy und Kalauern mit Gesangseinlagen, vollem Körpereinsatz und einem unvergleichlichen Minenspiel der Darsteller.

Rundumschläge gab es in alle Richtungen, Politiker, die Wirtschaft und auch die Borkener, jeder bekam sein Fett weg, außer Herrn Funke, der zwar bei der Fußball-EM mitgemacht hatte, aber dennoch dicker geworden war, weil er vor dem Fernseher so viele Chips, Ferreros und Bier verzehren musste. Den Ratschlag, es hätte mal selber mal ein Trikot anziehen sollen, wies er zurück: „Ich hab eins angehabt, aber das hat auf der Couch so gezwickt“.

Neben solchem Kalauern beschäftigten sich die drei aber auch mit politischen Themen, da wurde der Bee Gee Titel „Night Fever“ schnell umgemünzt in „Scheißkrise“, und dem Publikum wurde klar gemacht, dass wir uns mit Politikern wie Merkel und Gauck in Richtung „Gottesstaat“ bewegen. Wenn Dieter Bohlen noch dazu stößt bekommen wir vielleicht bald sogar eine neue Nationalhymne.

Irgendwann zog Herr Philipzen eine CD hervor, die Steuersünder-CD von Borken-Mitte, danach eine Langspielplatte, „die Version für die Älteren unter ihnen, und hier die Single für die Alleinstehenden“.

Der Organspende Skandal wurde nicht ausgelassen und mit dem Song „Hey big spender“ verknüpft. „125000 Euro für eine Leber, da bekommt die Aussage meines Arztes, meine Leberwerte seien gestiegen eine völlig neue Bedeutung. Übrigens: ‚Dein ist mein ganzes Herz‘, würde sich als Trailer anbieten“, meinte Harald Funke. Aber auch die Kanzlerin stand immer wieder in der Kritik: „Angiethermie, das ist Macht durch heiße Luft.“ Und Bettina Wulffs Buch war ebenfalls Thema: „Bettina Wulff, die Daniela Katzenberg der deutschen Politik.“

Das begeisterte Publikum forderte Zugaben und bekam unter anderem eine „kleine griechische Komödie“ serviert. Das Trio bedankte bei den herzlichen Zuschauern und verabschiedete sich mit den Worten: „ Bis nächstes Jahr in Borken.“

Big Daddy Wilson grooved das Stadtmuseum

Big Daddy Wilson grooved das Stadtmuseum

„After Christmas“-Konzert im Stadtmuseum Borken

Von Claudia Peppenhorst

Borken. Blues, Soul, Funk, Folk? Welchen Begriff sollte man für seine Musik wählen? Nun, irgendein Label muss ihr doch verpasst werden, damit der potentielle Konzertbesucher vorher weiß, worauf er sich einstellen muss, damit die Veranstalter es irgendwie ankündigen können und damit der Amazonkunde die Sparte kennt, in der er seine Musik finden kann.

Ich schlage vor : „Einfach ‚mal reinhören“. Oder : „Einfach ‚mal hingehen“. Das habe ich am Donnerstagabend gemacht, diesmal nicht im Auftrag der BZ, sondern in Eigeninitiative. Enttäuscht wurde ich keine Sekunde lang, dafür habe ich ein Konzert genossen, das einem nur ganz selten geboten wird. Die musikalischen Perlen liegen überall herum, man muss sie nur aufsammeln.

Angekündigt als Trio traten sie dann zu viert auf, sozusagen als Trio mit Verstärkung: Big Daddy Wilson Blount (Gesang, Gitarre, Percussion), Michael van Merwyk (Gitarre und Slide Guitar), Detlef Blanke (Bassgitarre) und die „Verstärkung“ Roberto Morbioli (Gitarre). Ab 20 Uhr begann das Publikum „mit den Hufen zu scharren“, mit jeder Minute wuchs die Ungeduld, die vier Musiker ließen sich entschuldigen und Big Daddy erzählte es dann gegen 20-nach mit seinem leicht amerikanischen Südstaaten Klang. Kurz und übersetzt, die Pizzeria war „Schuld“, zu langsam, zu spät, das Essen stand erst um viertel vor Acht auf dem Tisch. „Welche Pizzeria war es?“ wollte ein Zuschauer wissen, Gelächter, no comment.

Mit dem passenden Song für ein „After Christmas“-Konzert „I heard the angels sing“ stimmte Wilson seine Zuhörer ein.

Im Programmheft angekundigt wurde: „Big Daddy Wilson Trio »Back to the Roots« … Mit einer Stimme, die auch in Borken das Zuckerrohr wachsen lassen wird…“ Eine schöne und treffende Formulierung. Dieser Mann, diese Stimme hat eine ungeheure Präsenz, groovig, black, laut schnurrend wie der König der Löwen, sie lässt tatsächlich Bilder von Zuckerrohr oder Baumwollfeldern entstehen …. und dabei besingt er gerade mit einem ironischen Text der Deutsche Bundesbahn, beziehungsweise den ICE. Wer erkennt darin nicht die Reminiszenz des „Freight Train Blues“?

Für die Damen hatte Wilson einen heißen Tipp, sie sollten sich einen „Country Boy“ suchen, die seien bodenständig, und damit stellte er seine Musiker vor Michael van Merwyk aus Ostwestfalen, Detlef Blanke aus Ostfriesland und Roberto Morbioli aus den italienischen Bergen, gleichzeitig kündigte er den nächsten Titel „Country Boy“ an.

Alle Stücke des Programms hier aufzuzählen ist müßig, besser, einfach einmal reinhören. Wer „googelt“ wird schnell fündig. Big Daddy Wilsons CDs gibt’s auch zu kaufen oder zu downloaden. Seine Tourdaten erfährt man unter http://www.bigdaddywilsonb.de/


An dieser Stelle muss ich einmal die Verantwortlichen des Stadtmuseums Borken loben, den Museumsleiter Dr. Norbert Fasse und Monika Böing, die für die Ausstellungen und Veranstaltungen verantwortlich ist. Zum Einen bieten sie in ihrem Haus ein wunderbares Ambiente, zum Anderen beweisen sie immer wieder ein „geschicktes Händchen“ bei der Auswahl der Künstler. Persönlich kann ich einen Besuch der Ausstellungen und Konzerte nur empfehlen.