Jürgen Becker „lehrt“ Kunstgeschichte

Jürgen Becker -Vennehof-15.11.2012 (C)lilaluna

Das war ein netter Abend mit Jürgen Becker in der Stadthalle Borken. Vieles kannte ich schon aus Fernsehsendungen, aber ich habe sogar Neues dazugelernt. Und abschließend gab es natürlich frisches Kölsch vom Fass. Prost.

Jürgen Becker -Vennehof-15.11.2012 (C)lilaluna

Jürgen Becker in der Stadthalle
Ins Münsterland kommt Jürgen Becker sehr gerne, aber noch lieber nach Mecklenburg-Vorpommern, da hat er das Gefühl im Ausland zu sein und doch noch die Sprache zu verstehen.
Borken. (csp) Witzig, frech, pointiert führte Jürgen Becker das Publikum am Donnerstagabend im Vennehof durch die Kunstgeschichte. „Der Künstler ist anwesend“ lautete das neue Programm des kölner Kabarettisten.
Becker zeigte Kunstwerke aus allen Epochen auf einer Beamerleinwand und kommentierte sie, verteilte dabei Seitenhiebe auf Politik, Kunst, Kirche und Religion. Kardinal Meisner habe neue Kirchenfenster für den Kölner Dom bestellt und Kneipenfenster bekommen. Beides belegte er sofort anschaulich mit entsprechendem Bildmaterial. „Kanal Meisner, so sagt der Kölner“, erläuterte er, „bezeichnet jede Kunst ohne Gottesbezug als entartet.“
So wie dieses Zitat, recherchierte Jürgen Becker erstaunliche Tatsachen zur Kunstwerken, seine eigenen „Interpretationen“ sind dagegen dann häufig nur für einen Gag, einen Lacher gut. So erklärt er dem Publikum, wie die alten Ägypter ihre Bilder aufgebaut haben. Ägyptische Könige im Profil zeigte er und kommentiert:“ Regierende im Profil.“ Dann direkt ein Bild von Bundesminister Philipp Rösler:“ Regierende ohne Profil.“
Übrigens sei nicht viel von der griechischen Kunst übrig geblieben, die ersten Christen hätten alles zerdeppert. Wenn die Griechen jetzt vom Vatikan Schadensersatz fordern würden, wäre Griechenland saniert und der Vatikan pleite. „Dann hätten wir auf einen Schlag zwei Probleme gelöst.“ Auf die Institution Kirche war Jürgen Becker nicht gut zu sprechen. Daher bezeichnete er Theologie auch als die Lehre „Bibelstellen passend zu machen“.
Am Ende seines Programms wurde der Kabarettist ernsthafter, als er von seinen Projekten mit Hauptschülern erzählt. Talentescouts müssten seiner Meinung nach in die Schulen geschickt werden, um die vielen Begabten zu entdecken, die dort schlummern und nicht die nötige Unterstützung aus dem Elternhaus hätten.
Wie immer ließ Jürgen Becker in seinen wohlverdienten Applaus das Kölschfässchen rollen, lud das Publikum auf die Bühne, schenkte Bier aus und mischte sich unter die Leute.

Herman van Veen

Herman van Veen fand Vennehof nicht

„Herman van Veen berührt jeden, der jemals mit ihm in Berührung gekommen ist.“ Diese Erfahrung machte auch das Borkener Publikum.

Borken. (csp) In seinem Programm „Bevor ich es vergesse“ nahm das Multitalent sein Publikum am Freitagabend mit auf eine Reise durch sein Leben. Erst als der Künstler nach zweieinhalb Stunden von der Bühne sprang und die Saaltür öffnete, ließen sich die Zuschauer auch dazu bewegen, keine weitere Zugabe zu fordern.

In der ausverkauften Stadthalle Vennehof erzählte Herman van Veen Episoden aus seinem Leben, von seinen Eltern, seinen Kindern und Enkeln und Begegnungen mit anderen Menschen. Er berichtete, dass eine Mutter zu ihrem Kind über ihn auf der Straße gesagt habe: „Guck mal, da geht der Vater von Alfred Jodocus Kwak.“

Nachdenklich, philosophisch, witzig, brutal ehrlich, dann wieder melancholisch leitete er zu seinen Liedern über. Begleitet wurde van Veen von der brillanten Gitarristin Edith Leerkes, dem Bassgitarristen Dave Wismeijer und dem Percussionisten Willem Wits.

Herman van Veen sprang über die Bühne, sang, spielte Gitarre, Violine, Klavier und gab den Zauberer und Clown, dann wechselte er wieder zum Geschichtenerzähler: „Wenn wir uns im Alter über eine Bank unterhalten, meinen wir eine zum Draufsetzen.“ In den Niederlanden sagte er, gäbe es das Sprichwort: „Je länger die Zeit, desto höher die Bäume. Je länger die Zeit, desto schöner die Mädchen.“ Damit spielte er immer wieder auf das Alter an, er kann es beurteilen, immerhin ist der fitte Barde auch schon 67 Jahre. Schwierigkeiten hatte der Bandbus wohl, den Vennehof zu finden: “ Hier gibt’s ja nur Einbahnstraßen in Borken.“

Vor und nach dem Konzert und in der Pause hatten seine Fans Gelegenheit, seine Bücher und CDs zu kaufen. „Vielleicht signiert er mir ja nachher noch das Buch“, meinte eine Besucherin. „Und wenn nicht, ist es auch nicht schlimm, schließlich war es ein tolles Konzert“, ergänzt sie mit leuchtenden Augen.

Das Programm endete mit mehreren Zugaben, zwei Vorhängen und Standing Ovations.