Kalle Pohl redet mit dem „Schwein“

 

Kalle Pohl

Kalle Pohl

„Politiker sind wie Tauben; wenn sie am Boden sind, fressen sie dir aus der Hand; wenn sie oben sind, bescheißen sie dich“, solche kleinen politische Anspielungen bringt Kalle Pohl in sein neues Programm „Du bist mir ja einer!“. Vor rund 150 Gästen zeigte Komiker am Samstagabend auf der Kleinkunstbühne in Erle, dass er nicht nur Kalauer machen kann sondern bedeutend mehr drauf hat.

„Ein neues Programm probiert man am besten in der Provinz aus, bevor man in die Metropolen geht“, scherzt Pohl mit dem Erler Publikum und beschwichtigt schnell: „Nee, nee, zuerst war ich damit in Köln, jetzt in Erle.“ Er lässt nichts auf die Erler kommen, das Catering sei ausgezeichnet und das Publikum: „Das ist super. Ganz toll wie die Erler mitgehen.“

Kalle Pohls große Zeiten sind vorbei, das weiß er. Als Grund nennt er: „Wenn du nicht im Fernsehen bist, kennen dich die Leute nicht. `Sieben Tage, sieben Köpfe´, das ist zu lange her.“ Der Name ist den Menschen immer noch bekannt und offensichtlich verbinden sie damit zu recht nur Positives, sonst wären die Karten bis auf einen kleinen Rest an der Abendkasse nicht so schnell verkauft worden.

Der sympathische Komiker und Kabarettist erzählt auf seine ganz eigene Art Witziges aus seinem Werdegang, scheinbar Alltägliches und beweist damit, dass „political correctness“ zeitabhängig ist. Mit seinem Akkordeon bringt er die Besucher zum Mitsingen seiner lustigen Lieder: „Man hat mich gewarnt, Erle hat einen ganz speziellen Rhythmus.“

Angeblich führt er gerne Selbstgespräche, damit das nicht so auffällt hat er sich die „Handsau“ angeschafft. Und was er durch die Handsau sagt, ist bissiger und böser. Da kommt die Qualität des Kabarettisten deutlich zum Vorschein.

Gedichte des Merzenicher Heimatdichter Walter Büllesheim rezitiert er zum großen Vergnügen des Publikums. Für ihn kein Problem, den Dichter gibt es nicht, den und die Verse hat er schließlich selbst  erfunden.

Pohls Beobachtungen können die Besucher nur beipflichten, wenn er sich beispielsweise über die unzähligen Kochsendungen lustig macht: „Wissen sie, warum wir kochen? Weil wir Hunger haben.“ Ein Thema würde in diesen Fernsehsendungen nie angesprochen stellt er fest: „Das Thema Hygiene.“ Dann erzählt er, wie er im Nobelrestaurant neben dem Koch am Urinal gestanden hat: „Ich hab zur Seite geguckt und war erleichtert. Der hatte Arbeitshandschuhe an.“ Pohl hat sich nach all den Jahren routinierter Fernsehunterhaltung selbst wiederentdeckt.

Frau Jahnke hat eingeladen

Frau-Jahnke(235)Zuschauerin behandelt Gerburg Jahnkes Rücken in der Pause

„Frau Jahnke hat eingeladen…“ heißt das Programm, das Gerburg Jahnke am Donnerstagabend auf die Bühne der Stadthalle brachte.

Frau Jahnke hatte eingeladen und es kamen: über 600 Besucher, die viel Spaß und viel zu lachen hatten; ein Mann sogar aus Frankfurt/Oder, nicht nur wegen Frau Jahnke, wie die Kabarettistin auf Nachfrage erfuhr ; ein weiterer Zuschauer  (Manfred), der ins Visier von Frieda Braun geraten war; ein weiterer der von Krissie Illing für ein „Doktorspiel“ auf die Bühne „geschleift“ wurde“; eine Osteopathin, die Gerburg in der Pause den „schmerzenden Rücken“ behandelte; ihre Familie in Reihe 21 und vier bekannte Künstlerinnen: Frieda Braun, Susanne (Popette) Betancor, Krissie Illing und Lisa Feller.

Wer die WDR Sendung „Ladies Night“ kennt, weiß wie dieser äußerst amüsante Abend ablief. Gerburg Jahnke moderiert witzig und spielt auf ihre bekannte Art brillant mit dem Publikum, auch wenn ihr „Rücken, also hinten, grenzwertig ist“. Dass sie aus Gemen kommt verrät sie dem Publikum, und dass in Reihe 21 ihrer Verwandtschaft sitzt: „Huhu! Die tun nicht, die sind nur laut.“ Dann lästert sie über die Paketzustellung der Post, sie hatte im Internet eingekauft und musste schließlich ihr Paket selber am Schalter abholen: „Die Paketausgabestelle in Oberhausen ist wie die Bananenausgabestelle in der DDR vor über 20 Jahren.“ Jahnke tritt immer wieder schnell in den Hintergrund und überlässt ihren Gästinnen die Bühne.

Frieda Braun begeistert mit ihren kleinen Geschichten aus dem Sauerländischen Alltag. Auch das jüngere Publikum kringelt sich vor Lachen, wenn sie Smartphones mit dem alten grünen Telefon der Post vergleicht: „Wir hatten uns für Grün entschieden, das gab es ja auch noch in so`m kalten Grau und Orange. Orange, och nee, da sieht man sich nach 15 Jahren satt dran.“ Sie erinnert das ältere Publikum an den damaligen absoluten Quantensprung, als die Post ein 20 Meter Verlängerungskabel zur Miete anbot: „Da haben sie beim Telefonieren erstmals ihre Wohnung entdeckt.“ Besucher Manfred spielt tapfer mit als er von Frieda Braun aus dem Publikum herausgepickt wird: „Ich bin schön“, antwortet er. „Jetzt probier das mal heute Abend vom Spiegel, im Nachthemd“, lautet Friedas Auftrag.

Die Texte, Gedichte und Lieder von Popette Betancor gehen mit ihrem intellektuelleren Anspruch in eine ganz andere Richtung, witzig aber nicht immer sofort zu verstehen. Kritisch beleuchtet sie mit: „Frauen müssen kochen können, Männer sind Köche, Frauen schreiben, Männer sind Schriftsteller“ das immer noch herrschende Ungleichgewicht zwischen den Geschlechtern auch auf Kabarettbühnen.

Nahezu ohne jedes Wort kommt die englische Pantomimin Krissie Illing aus. Mit ihren unbeschreiblich ulkigen Nummern spricht sie jeden im Saal an und erntet mit den größten Beifall. Applaus gab es auch für den auf die Bühne geholten Zuschauer, der einen Doktor spielen musste.

Die aus Münster angereiste Jungmutter Lisa Feller erzählt aus ihrem Familienleben. Ihre komischen Schilderungen begeistern die Zuschauer: „Ich sage, den Topf spüle ich mit der Hand, der passt nicht mehr. Er spielt dann Spülmaschinen-Tetris und räumt eine halbe Stunde um, bis der Topf passt. Und dann: Was bin ich doch ein geiler Chromosomentempel.“

Kunst im „Alten Garten“ Klein Reken

Vernissage-Inge-Kuhn01Reken mausert sich immer mehr zu einer kleinen Kunstmetropole. Am Samstagnachmittag präsentierte die Essener Künstlerin Ingeborg Kuhn ihre neusten Werke in einer Vernissage im Saal der Gaststätte „Alter Garten“ in Klein Reken.

Zahlreiche Besucher waren gekommen, darunter Freunde und Bewunderer ihrer Kunst. Die Ölgemälde der Künstlerin zeigen faszinierende großformatige Blüten, altes Porzellan, scharrende Hühner oder Stadtansichten von Venedig. An einigen klebt ein roter Punkt, das Zeichen, dieses Bild ist verkauft. Die Preise sind moderat, wer sich kein Original leisten kann, es gibt auch Kunstdrucke ihrer klein- und großformatigen Bilder.

„Ich bin froh, wenn ich von dem Erlös mein Wochenendhaus im Sauerland finanzieren kann. Dort male ich“, verrät die Essenerin.

„Wir gehen mit diesen Bildern über Rekens Grenzen hinaus bis Essen. Viel Gäste sind aus Haltern und dem Ruhrgebiet gekommen, um Inges Blumengärten zu bewundern“, lobt Erika Reichert in ihrer Laudatio. Die Blumengärten sind die Lieblingsmotive der Künstlerin, die Fotografien als Vorlagen für ihre Bilder benutzt. Dabei entstehen Gemälde, die man als Fotorealistischen Impressionismus bezeichnen könnte. Porzellan-Arrangements, die zum Greifen echt wirken; die Köchin am Herd, die wie ein alter Vermeer sein könnte.Vernissage-Inge-Kuhn05

Die ehemalige Kunst- und Werklehrerin ist Autodidaktin. Gemeinsam mit der Laudatorin interessiert sie sich für die Geschichte „der Droste“, deshalb hat sie auch ein lebensgroßes Bild der Dichterin gemalt. Erika Reichert freut sich den Besuchern mitteilen zu können, dass ihr neues Buch über die Droste demnächst erscheint, in dem viele Bilder von Ingeborg Kuhn als Illustrationen dienen.

Sehr bescheiden tritt die 73-jährige Künstlerin in den Hintergrund, diese Vernissage macht sie schon viele Jahr in Klein Reken: „Ich weiß gar nicht, das wievielte Mal das ist. Ein Jahr fiel es wegen Krankheit aus. Ich weiß nicht, ob es vom Terpentin kam, mit dem ich meine Ölfarben verdünne. Jetzt nehme ich sicherheitshalber Salatöl, das braucht leider länger zum trocknen.“ Die Sammler begrüßen diese Entscheidung, denn sie möchten sich noch lange auf die herrlichen Bilder der Künstlerin freuen können.

Weltstar Albert Hammond im Vennehof Borken

Albert-Hammond22Zweieinhalb Stunden Songs zum Mitsingen brachte Weltstar Albert Hammond und Band am Mittwochabend auf die Bühne im Vennehof.

Irgendeinen Song aus der Feder von Albert Hammond kennt jeder, auch wenn ihm das nicht bewusst ist. Als Songwriter und Komponist hat er vielen Größen der Musikszene Lieder „auf den Leib“ geschneidert. Johnny Cash, Julio Iglesias, Art Garfunkel, Diana Ross, Ase of Base, Duffy, das „One Moment In Time“ für Whitney Houston, „I Don’t Wanna Lose You“ für Tina Turner. Und zu jedem Star hat er eine kleine Bemerkung parat, wie: „Tina hat die Power von 1000 Männern.“

„I Don’t Wanna Live Without Your Love“ (Chicago), „Don’t You Love Me Anymore” (Joe Cocker), „When You Tell Me That You Love Me” (Diana Ross), all das präsentiert er dem Publikum in Borken, die fast jeden Song begeistert mitsingen.

„Einige Leute winken ab“, kommentiert er ironisch sein Programm, „Albert Hammond, der singt zwar gut, doch nur Coversongs.“

360 Millionen verkaufte Tonträger, 30 Top-40-Hits in 50 Karriere-Jahren, das ist die Bilanz eines Weltstars, der im kommenden Jahr 70 wird. So agil wie er auf der Bühne ist, merkt man ihm das Alter nicht an, nur wenn er erzählt und die 60er, 70er, 80er und 90er Jahre Revue passieren lässt, begleitet von den entsprechenden Songs, kann man sich das ausrechnen. Da sieht man ein gewisses Flackern in den Augen der Besucherinnen und Besucher, da werden Erinnerungen wach. Nicht nur wenn er im Stile  Julio Iglesias` sein „To all the Girls I loved before“ singt. Dazu scherzt er: „Ich hab nur ein paar abbekommen, Julio Millionen.“

Albert Hammond und seine vierköpfige Band begeistern. Dem „Küken“, dem gerade 36 Jahre gewordenen Keyboarder bringen mit „Happy birthday“ alle Zuschauer ein Geburtstagsständchen.

Welterfolge feiern große Künstler wahrscheinlich nur in großen Städten, in Borken sah es mit den Besuchern eher mau aus. Die für volle Belegung eingestuhlte Stadthalle war gerade knapp halb besetzt. „Sie sitzen so weit dahinten, kommen sie doch nach vorne, da sind noch einige Plätze frei“, forderte Hammond sein Publikum auf. Die mitreißende Stimmung, die großartige Performance, die abwechslungsreichen Songs ließen das völlig vergessen. Und mit Zugaben „When I Need You“, „I`m a Train“ geizte Hammond nicht, ging sogar ins Publikum bedankte sich mit Handschlag bei der gesamten ersten Reihe, nahm Zuschauerinnen in den Arm und schloss mit “ It Never Rains In Southern California“.

 

„Frizzles“ in der Alten Molkerei Ramsdorf

Improvisationstheater mit feinsinnigem Humor

Fizzles-Galerie(49)Das Chamäleon ist das „Wappentier der drei Komiker von „Frizzles“. Freitagabend begeisterten sie die Besucher in der Alten Molkerei in Ramsdorf. Spontan wechseln sie auf Zuruf des Publikums ihre Rollen, das Genre, die Sprache oder die Szenen und lassen die Besucher mitspielen, sogar auf der Bühne.

Betty und Katrin gehen durch den Saal und begrüßen das Publikum mit Handschlag. Auf der Bühne geht das Kennenlernen weiter: „Jetzt wollen wir euch näher kennenlernen. Ihr ruft euren Namen rauf, wir rufen unseren runter, alle gleichzeitig.“

Improvisationstheater kennt man von „Springmaus“ oder bekannten Komikern wie Ralf Schmitz oder Bernhard Hoecker aus dem Fernsehen. Zum Team der Frizzles aus Köln gehören zwei Frauen und zwei Männer. Freitagabend standen drei davon auf der Bühne: Betty LaMinga, Katrin Piplies und Bernd Budden (Musik) und auch mitspielende Zuschauer und Zuschauerinnen in der alten Molkerei. Improvisationstheater steht und fällt mit der Mitarbeit des Publikums. Die Gäste des Abends reagieren perfekt. Spontan und mit viel Freude „arbeiten“ sie mit.

Durch das Spiel mit dem Publikum ergeben sich Situationen bei denen Lachtränen fließen. „Welche Sehenswürdigkeiten gibt es in Ramsdorf?“ – „Das Gerüst um den Kirchturm, der ist grün verhüllt.“ – „Oh, war Christo hier?“ – „Und das Hühnengrab.“ – „Wer liegt da wohl? Man weiß es nicht!“ -„Welche Geschäfte würdet ihr euch in Ramsfeld wünschen?“ – Na, ja, manchmal weiß man als Künstler nicht so genau, wo man sich gerade in der Republik befindet, das kann passieren, Ramsdorf, Ramsfeld oder Ramsburg werden da schon mal im Eifer verwechselt.

Fizzles-Galerie(30)Auch die Gesangsdarbietungen kommen beim Publikum gut an. Gemeinsam einigt man sich auf „Wenn die bunten Fahnen wehen“, dann darf das Publikum die Stilrichtung wählen. So haben sie das Lied der Mundorgel wohl noch nie gehört, im Technostil „Fahnen, Fahnen, wehn, wehn, dzzt, dzzt – drei Stunden später – Fahnen, Fahnen“ oder als Irish Folk mit Tanzeinlage und schließlich ein Jazz-Reggae Gemisch.Fizzles-Galerie(27)

Ein imaginärer Kicker steht auf der Bühne, das Publikum darf bestimmen in welchem Filmgenre die beiden Komikerinnen die Szenen spielen. Im Sience-Fiction erklärt Data: „Männer an Stangen, ähnliches habe ich auf der Erde gesehen, da waren es Frauen an Stangen.“ Im Horrorfilmstil erfährt das Publikum, dass „Er“ alle Männer auf Stangen aufgespießt hat. „Sie“ entsetzt: „Die leben ja noch. Und da, das ist doch der Bürgermeister.“ Die Ramsdorfer trommeln vor Lachen.

Der Humor der „Frizzles“ kann nur als feinsinnig bezeichnet werden. Manchmal vielleicht etwas albern ging das Programm nicht unter die Gürtellinie oder artete in Klamauk aus. Ohne Zugaben kamen die Künstler selbstverständlich nicht von der Bühne. Das Publikum hat sich den Namen Fizzles gut gemerkt und wird nach weiteren Auftritten Ausschau halten.

Vocal Total, total gut

Vocal-Total-(1)Die Sitzplätze der Stadthalle reichten beim Konzert des Erwachsenenchors der Musikschule Borken am späten Samstagnachmittag kaum aus. Obwohl die erste Reihe fast leer war, laßen viele junge Besucher auf dem Boden der seitlichen Gänge.  Vocal Total brachte ein mitreißendes, farbenfrohes Programm auf die Bühne. Sie nannten es „Vocal Total in Farbe“. Jeder der 18 Titel führte das Publikum durch einen Teil des Farbkreises, Volker Senft durch das Programm.

Schlager, Jazz, Musical, Filmmusiktitel, alles beherrscht der gemischte Chor. Dafür proben die rund 90 Mitglieder einmal wöchentlich. Viel Applaus und wenig Murren gab es für die erste Hälfte und Titel wie „Blue Moon“, „On green Dolphin Street“, „Der rote Saraphan“, den Klassiker „Greensleeves“, der Sprachübung aus My fair Lady „Es grünt so grün“ und dem mitreißenden „Mein kleiner grüner Kaktus“ bei dem das Publikum mit klatschte.

Professionell leitete Heike Schollmeyer den Laienchor durch die A-capella Stücke oder gab auch noch der begleitenden Band „Jumping Jive Swing Society“ ihren Einsatz, obwohl die Profimusiker Harald Schollmeyer (Keyboards), Volker Sipplie (Drums) und Ingo Senst (Bass) diesen kaum brauchten.

Vocal-Total-(40)Nach der Pause ging es bunt weiter mit Titeln aus Vocal-Total-(60)der Operette Maske in Blau. Leichte Probleme bei den Sopranstimmen wurden durch die wurden vom Publikum verziehen, besonders weil der Rest reibungslos ablief. Begeisterung riefen die folgenden Titel hervor „A whiter shade of pale“, Edith Piafs „La vie en rose“ und das von Hildegard Knef bekannte „Für mich soll`s rote Rosen regnen“. „Tie a yellow ribbon“ aus dem Film „Das Farbenspiel des Windes“ fanden die Zuhörer besonders schön. Mit „Rote Lippen soll man küssen“ endete der musikalische Nachmittag jedoch nicht ohne Zugaben „Hallelujah“ von Leonard Cohen und „What a wonderful world“ das Louis Armstrong berühmt gemacht hat.

„Das hat nicht alles so gut geklappt“, meinte eine Dame aus dem Chor nach dem Konzert. “ Wir sind jetzt auch geschafft. Heute zum ersten Mal die Generalprobe mit der Band und dann das Konzert. Aber wir sind zufrieden“

Und eine andere verriet: „Das Singen in diesem Chor macht so großen Spaß, das ist einfach toll. Ich kann nur jedem raten hier mitzumachen.“

Der Eintritt zu dem Konzert war kostenfrei. Volker Senft bat das Publikum um eine kleine Spende, falls es gefallen hat: „Übrigens eine unserer zahlreichen Lehrerinnen im Chor hat nach dem letzten Konzert ausgerechnet, dass das Spendenaufkommen pro Zuhörer bei etwa zwei Euro lag. Da traue ich ihnen aber mehr zu.“ Ob es mehr geworden ist, wird der Kassensturz zeigen.

 

„Notizen einer Verlorenen“ von Heike Vullriede

Warnhinweis:

„Das Lesen dieses Buches kann Sie auf dumme Gedanken bringen!“

Notizen einerEines vorweg, dieses Buch ist nichts für Menschen, die unter Depressionen leiden, nichts für Menschen, die suizidgefährdet sind, nichts für den üblichen Krimileser. Oder doch? Wenn auf dagegen „harmlosen“ Zigarettenpackungen Warnhinweise stehen wie “ … kann tödlich sein“ dann gehören die ähnlich auch auf das Cover dieses Buches.

In Krimis sterben immer nur die Anderen. Natürlich nie der Ich-Erzähler, wie sollte das auch gehen. Der Leser schaut bei Mord und Totschlag zu, gruselt sich vielleicht, schreckt ab und an auf. Dann legt er im besten Fall zufrieden mit einer Gänsehaut das gelesene Buch beiseite. Nach Tagen, Wochen, Monaten ist die Geschichte vergessen.

Ganz anders bei diesem Buch: Heike Vullriedes „Notizen einer Verlorenen“ geht unter die Haut, beschäftigt sich nicht mit den üblichen Mordgeschichten sondern mit dem Tabuthema Selbstmord oder eleganter „Freitot“. Dieser ungewöhnliche Krimi ist geeignet als Einstieg in Diskussionen um dieses Tabu. Darf ein Mensch sein Ende selbst bestimmen? Müssen alle, die davon erfahren alles Menschenmögliche tun, um ihn davon abzuhalten? Zwar gehört der Tot zum Leben, aber Leben ist doch eher eine heitere Sache. Und so sind ja auch Krimis im Fernsehen oder als Buch in denen viel Humor und Witz vorkommt besonders beliebt. Hier muss sich der Leser allerdings auf ein sehr, sehr düsteres Buch einlassen. Gut weg komm darin eigentlich niemand, nicht einmal die beiden Hunde, schon allein wegen ihrer Namen: Zeus und Odin.

Die Geschichte anzureißen bedeutet schon fast zu viel zu verraten. Zwei Sätze seinen hier zitiert, die die Tiefgründigkeit des Inhalts beispielhaft wiedergeben: “ Abend für Abend beschäftigte ich mich mit dem Tod“ und “ Musste man fürchten, dass derjenige, der nach seinem eigenen Leben trachtet, in einem Umschwung der Gefühle im nächsten Moment den Rest der Menschheit umbringen will?“

Heike Vullriede gelingt es, die Spannung gegen Ende ins unermessliche zu steigern. Wer sich auf eine übliche Auflösung auf den letzten Seiten des Krimis freut, erlebt hier ein langes und dramatisches Ende, das für viele Situationen entschädigt, in denen die Protagonistin so völlig unnormal handelt und reagiert. Immer wieder fragt frau sich allerdings während der Geschichte: „Wofür haben wir vor Jahrzehnten in lila Latzhosen für Emanzipation gekämpft, wenn eine Frau heute so mit sich umspringen lässt?“ Und immer wieder fragt man sich während des Lesens, wie man nur in so eine „Scheiße“ hineingeraten kann, warum die Protagonistin nicht die Notbremse zieht. Oder zieht sie sie am Ende?

Heike Vullriede „Notizen einer Verlorenen“

Roman, 264 Seiten

Genre: Thriller / Drama

Broschur, Softcover

€ 12,99, ISBN: 978-3-943408-22-5

Luzifer Verlag / Steffen Janssen , Bochum

 

„Beatles“ zu Gast in Borken

CavernBeatles(58) - KopieBeim Konzert der „Cavern Beatles“ am Montagabend in der Stadthalle im Vennehof wurde nicht nur mit geklatscht und getanzt, begeistert gepfiffen und viel applaudiert, sondern die meisten Songs textsicher mitgesungen. Da hielt es das Publikum nicht mehr auf den Sitzen. Auch die ältere Generation weiß inzwischen mit dem Smartphon umzugehen und macht Erinnerungsbilder oder schneidet das Konzert mit.

Nicht ganz ausverkauft war die Stadthalle, einige Reihen blieben leer. Vielleicht lag es an dem Montag-Termin.

Schon nach den ersten Songs sind die rund 500 Besucher gerne bereit, der Aufforderung „Come on, stand up, clap your hands and dance“ zu folgen, die im Liverpooler-Dialekt von „Paul McCartney“ aus den Lautsprechern erklingt.

Aber auf der Bühne stehen nicht John, Paul, George und Ringo sondern die beste Beatles-Cover-Band „The Cavern Beatles“. Mit Genehmigung des berühmten Clubs in Liverpool dem „Cavern Club“, in dem die Fab Four 1961 auftraten, dürfen sie sich so nennen. Sie spielen die Beatles-Songs so authentisch, dass es für die Fans, die vor 50 Jahren keine Gelegenheit hatten das Original auf der Bühne zu erleben, ein Genuss ist. „Ich habe die Stücke so oft gehört, so dass es nicht schwer fällt, die Texte mitzusingen“, verrät eine Dame im fortgeschrittenen Alter. Nicht alle Besucher haben bereits graues Haar, da gibt es auch genug jüngere, die die Zeit der Beatles gar nicht miterlebt haben und dennoch Fans der Musik sind. Zu jung fühlt sich ein etwa Dreißigjähriger nicht: „Man wusste ja, auf was man sich einlässt, was einen erwartet. Der Drummer, finde ich, kann nicht so gut singen.“ Also fast so wie im Original, Ringo war auch kein begnadeter Sänger. Natürlich sind die Stimmen anders, das Aussehen der Bandmitglieder, das gleichen die vier aus Liverpool aber mit beatlestypischen Gesten und Kostümen aus. Relativ ähnlich sieht Paul Tudhope seiner Figur, die er verkörpert, John Lennon. Paul Tudhope (John Lennon), Steve White (Paul McCartney), Craig Gamble (George Harrison) und Simon Ramsden (Ringo Starr) präsentieren ihrem Publikum 37 Songs  und führten sie so durch vier Epochen zwischen 1962 bis 1970. Großartig ihre Umsetzung der instrumental aufwendigen Titel aus der Zeit nach 1966. Wo die Fab Four massive Studiotechnik einsetzten, bestreiten die Cavern Beatles alles alleine live auf der Bühne.

Nach der Pause wird es auf der Bühne bunt. Haben die vier vorher die dunklen Einheitsanzüge getragen, treten sie mit den Songs aus „Sgt. Pepper“ auch in der entsprechenden Kostümierung auf.

„Stille Nacht“ stimmt das Publikum zum Klavierspiel von Steve White an bevor der auf „Hey Jude“ endet. Drei Zugaben „Yellow Submarine“, „Revolution“ und „Get Back“ nimmt das Publikum gerne an. Von Standing Ovations kann nicht gesprochen werden, da die Fans sowieso die meiste Zeit stehen und mittanzen. Die Musik der Beatles, gespielt von einer hervorragenden Coverband, erzeugt gute Laune. Da geht manch einer mit einem Lächeln um die Mundwinkel und einem beseelten  Ausdruck auf dem Gesicht nach Hause.

Angie und Peer kämpften um die Gunst des Publikums

Angie und Peer kämpften um die Gunst des Publikums

So bringt der WDR Radio auf die Bühne

Vennerhof-WDR(1)

Sonntagabend standen sie alle auf der Bühne der vollbesetzten Stadthalle: Angie, Peer, Pofallala, Sarko de Funes, Powermutti Ursula und andere Politiker und Prominente. „Lachen live“ von WDR 2 feierte in Borken seine Premiere.

Vennerhof-WDR(220)Herrlichen Unsinn präsentierten die drei Comiker Maria Grund-Scholer (Angie und Ursula), Uli Winters (Peer) und als Ringrichter René Steinberg (Pofallala, Sarko, u.a.), deren Stimmen alle Besucher aus den WDR 2 Sketchen kannten und liebten.

Wahlbeeinflussung des Publikums sollte es nicht werden, denn kabarettistische Seitenhiebe wurden in alle Richtungen verteilt bei „Nach dem Duell ist vor dem Duell“. Die Wahlkampfshow der besonderen Art lebt von der Übertreibung in der die Zuschauer problemlos die blanke Realität wiedererkannten, wenn beispielsweise Herbert Grönemeyer zitiert wird: “ Der Mensch geht wählen, weil er vergisst, weil er verdrängt.“

Nett gehen die Sprecher auf der Bühne nicht miteinander um, eher bissig, wie man es vom Wahlkampf gewohnt ist. Dabei zeigen alle drei großes Improvisationstalent und schauspielerische Fähigkeiten, die man von Radiosprechern nicht unbedingt erwartet. Das Borkener Publikum, „Die Brasilianer des Münsterlandes“, wird immer wieder direkt angesprochen und biete besonders René Steinberg tolle Vorlagen. „Sie haben doch bei unserem letzen Programm auch schon in der dritten Reihe gesessen. Das letztemal sahen sie viel älter aus.“

Dann kommt der Herausforderer Peer in den Saal, in rotem Boxeroutfit und erklettert schwerfällig die Bühne. „Das hatte etwas metaphorisches: Sie wollten hoch und hingen fest“, meinte der Moderator.

Immer wieder wird das Programm durch O-Töne von Politikern aus dem Off ergänzt und durch Bilder oder kleine Filmschnipsel, die auf einer Leinwand erscheinen.

Die Kanzlerin, Angie betritt ebenfalls den Saal, schüttelt Hände,  „gibt Küsschen?“: „Ja, ich werde immer menschlicher.“ Wahlkampfumfragen und- prognosen werden als Torten- und Balkendiagramme präsentiert und ad absurdum geführt. Mancher Kalauer muss von den drei Schauspielern einfach herausgehauen werden: „Die Premiere in Borken passt gut zu den Griechen. Angela, kannst du uns bitte was borken?“

René Steinbergs Aufforderung ans Publikum: „Gehen sie mal richtig aus sich raus. Denken sie, sie sind auf dem Schützenfest“, stand so in seinem Text, das Publikum jedoch war schon zu 100 % mit ausgelassener Stimmung dabei. Nach der Pause haben die beiden Wahlkontrahenten die Möglichkeit in drei Minuten das Publikum mit einem persönlichen Statement zu überzeugen. Peer liest eines seiner bewegenden Gedichte: „Eigentlich kann der Käfer fliegen, doch wenn man drauftritt bleibt er liegen.“ Die europäische Abstimmung des „Wahlkampfs“ bringt auch kein eindeutiges Ergebnis, als Erkenntnis nur, dass Amerika den ganzen Abend mitgehört hat, natürlich aus Versehen.

„Eine schönere Premiere kann es nicht geben, als in Borken“, gestand Steinberg zum Schluss. Die Zugabe, Angie und Peer beim Dressurreiten, wurde genauso begeistert aufgenommen wie das ganze Programm.

Künstler in „Worps-Reken“

Ausstellung unter dem Titel „4 Himmels-Richtungen“ von Rainer Gardian, Korinna Hüfner, Barbara Lippe und Guido Kuschel im KoColores in Klein-Reken eröffnet.

Galerie-Vernissage-KoColores(9) - Kopie

v.l. Rainer Gardian, Erika Reichert-Maya, Guido Kuschel, Barbara Lippe, Korinna Hüfner

Reken (csp). Weltliche und überweltliche Motive zeigen die Bilder in der Ausstellung im KoColores, die am Sonntagnachmittag mit einer gut besuchten Vernissage eröffnet wurde. Vier Künstler aus Reken und Coesfeld stellten unter großem Applaus in der Künstlerkneipe ihre Bilder der Öffentlichkeit vor. Das ist das erste Mal, dass in dem Haus Bilder anderer Künstler an den Wänden hängen. Damit wird der ursprüngliche Gedanke der Besitzer, das KoColores zu einem „Künstlertreff“ zu machen nach längerer Zeit umgesetzt. Rainer Gardian, Korinna Hüfner, Barbara Lippe und Guido Kuschel zeigen hier ihre Arbeiten.

Die Eröffnungsrede hielt Erika Reichert-Maya: „Die Ausstellung zeigt großartige Bilder mit weltlichen und überweltlichen Motiven. Ich hoffe, dass von hier der Funke hinausgeht, der neue Leute anzieht, damit wir ein echtes „Worps-Reken“ werden.“

Den farbenfreudigen Bilder von Korinna Hüfner merkt man an, wie sehr die Künstlerin das Leben liebt und wie viel Freude und Kraft  sie in sich trägt. Zusätzlich zu ihren Bildern hatte Korinna Hüfner sich zusammen mit Verena Gedding literarisch betätigt und eine ihrem Werk angelehnte „Engelsgeschichte“ geschrieben. Besucher durften sich die Geschichte gegen eine freiwillige Spende mitnehmen. Der gesamte Erlös hieraus fließt dem AWO Kindergarten in Groß-Reken zu.

Guido Kuschel hat mit der Eröffnung des KoColores sich und seine zwei Teilhaber nicht nur zum Unternehmer gemacht, sondern auch noch Zeit gefunden, weiter an seinem Kunstschaffen fest zu halten. Seine Arbeiten sind ein Bindeglied zwischen Fotografie und Malerei. Außerdem hat er durch die Räumlichkeiten die vier Künstler zu einem Glückskleeblatt vereint.

Die eher schüchterne Barbara Lippe hat mit ihrer Kamera im letzten halben Jahr Musiker bei ihren Auftritten in der Künstlerkneipe und bei „That´s live“ eingefangen und eindrucksvolle Fotografien als Stimmung des Moments geschaffen, beachtenswerte, unbearbeitete Fotos, die eine Situation festhalten, die die Musiker in ihrem emotionalen Schaffensprozess zeigen.

Nicht zuletzt sind da die Bilder und Collagen von Rainer Gardian, die bei genauerer Betrachtung eine Explosion an Farben und Ideen bergen. „Seine Arbeiten sind ein Puzzlespiel, wenn man sich lange in ein Bild oder Detail vertieft“, meint Erika Reichert. „Sie beinhalten eine Dynamik wie Donner. Dagegen ist Dali nichts, weil bei ihm die Uhren schlapp herunter hängen, wogegen sie bei Gardian stehen.“ Diese freundlich, witzigen Äußerungen sorgen für viel Gelächter und Applaus. Ein Applaus, der allen vier Künstlern gebührt. Bis Mitte August kann sich jeder kostenfrei die Werke im KoColores ansehen.