Adventliches Konzert der Chöre Raesfeld und Erle

Konzert-StMartin82Bis auf den letzen Platz war die St. Martinkirche am Sonntagnachmittag mit Besuchern gefüllt und darüber hinaus fanden viele noch einen Stehplatz um dem großartigen Konzert der Chöre aus Raesfeld und Erle zu lauschen.

Unter dem Titel „Lichter der Hoffnung“ führten der Kirchenchor St. Martin unter Leitung von Ute Roß und der Kirchenchor St. Silvester unter Michael Borgmann gemeinsam mit Instrumentalisten der Musikhochschule Münster die festliche Kantate auf. In seiner Begrüßung knüpfte Pfarrer Michael Kenkel an die Worte des morgendlichen Gottesdienstes an: „`Bahnt dem Herrn einen Weg durch die Wüste´. So hieß es heute Morgen. Und so haben wir die Kommunionkinder und alle auf das Kommen des Herrn vorbereitet. Das sind auch die Worte, die sie im Finale der Kantate wiederfinden. Bitte betrachten sie das Konzert als eine Andacht und warten sie mit ihrem Applaus bis zum Schluss, der dann gerne etwas kräftiger ausfallen darf.“

Dazu hätte Michael Kenkel jedoch gar nicht auffordern brauchen, denn die Begeisterung brach sich am Ende des Konzertes mit stehenden Ovationen, Bravorufen und Pfiffen der Begeisterung Bahn.

Die von rund 100 Sängerinnen und Sängern, Solisten und knapp 20 Musikern präsentierte Kantate von Klaus Heizmann (Texte von J. Jourdan) beinhaltet Teile der Weihnachtsevangelien. „Das verheißungsvolle Warten“ und „Die Freude ist nah“ waren in 20 Stücke unterteilt, die nicht nur instrumental und gesanglich dargeboten wurden sondern auch von mehreren Sprechern inszeniert wurden. Dabei griff alles in hervorragenden Weise zusammen, ohne Brüche und sehr gut einstudiert von den beiden Chorleitern. Michael Borgmann und Ute Roß wechselten sich mit dem Dirigieren und der Begleitung am Flügel ab. Besonderes Lob verdienen neben den Solisten Andrea Wobbe-Krawczyk (Sopran), Barbara Picklum (Alt) und Hans Roß (Bariton) die Sängerinnen und Sänger beider Chöre für ihre hervorragende Leistung. Solistisch traten auch J.Roß (Horn), H. Niehaves, B. Brinker und M. Benkfort (Trompete) neben den Instrumentalisten der Musikhochschule Münster gekonnt hervor.

Auch wenn die Mehrzahl der Gesangsdarbietungen nicht so bekannt war, als „Tochter Zion“ gegen Schluss erklang, summten oder sangen einige Besuche leise mit, vielleicht um den wohligen Schauer, der einem über den Rücken lief etwas zu mildern. Tosender Beifall belohne alle Interpreten am Ende bis Kenkels Stimme aus den Lautsprechern bat: „Nehmen sie ruhig noch einmal Platz, es gibt ’ne kleine Zugabe.“ Aber auch danach wollten die rund 500 noch nicht so recht nach Hause und durften „Tochter Zion“ ein weiteres Mal genießen.

 

 

Rüdiger Hoffmann schweinesensibel

Rüdiger Hoffmann7Borken. Empfindlich sein durften die Besucher am Donnerstagabend in der Stadthalle nicht. Hier gastierte Komiker und Musiker Rüdiger Hoffmann mit seinem Programm „Aprikosenmarmelade“.

Harmlos und langsam geht es los: „Tjaaa, hallo erst mal. Toll mal wieder hier zu sein, in Borken“, begrüßt Hoffmann sein Publikum. Den Wunsch einmal in der Stadthalle aufzutreten teilt er mit seinem fiktiven Freund Gisbert. „Nee echt. Bekannte aus Australien haben auch gesagt, wenn sie mal nach Europa kommen sollten: Paris, London, Borken!“ Damit hat er die ersten Lacher seines Publikums auf seiner Seite. „So, genug eingeschleimt.“

Aber so harmlos verlaufen seine Geschichten nicht durchgehend. Gerne stellt er in seiner künstlichen Langsamkeit die Unterschiede zwischen Männern und Frauen und ihrem Verhalten heraus. Dabei kommen die Frauen in seiner Sicht schlecht weg, weil er sich selber gern machohaft verhält. „Ich bin wieder schweine-sensibel.“

Weiterlesen in der Borkener Zeitung …

„Die Susanne war sprachlos vor Glück beim Besuch des Panzermuseums und der Paintball-Halle“, berichtet Rüdiger Hoffmann. „Sie hat ständig auf meine Weichteile gezielt und getroffen. Die war richtig in Rage“, vermittelt er seinen Zuhörern. „So bin ich halt“, meint er und singt seinen Testosteron-Song.

Die Geschichten von Olaf und Birte dürfen natürlich nicht fehlen. Ordinäres überlässt er lieber anderen Kollegen, dafür äußert er sich gerne reichlich vulgär, und das Publikum hat Spaß. Er redet langsam aber der Abend mit seinem knapp zweistündigen Programm ist schnell zu Ende. Das Schlusslied am Klavier ist dann „Aprikosenmarmelade“. Hier lässt er Männer gegen Frauen singen: “ Laut wissenschaftlicher Studie kann man an der Lautstärke des Gesangs erkennen, wer zu Hause die Hosen anhat.“ Die Frauen gewinnen. Und er hat trotz seiner Sprüche, die Herzen der Frauen und der meisten Männer für sich

„Ich bin`s doch, euer Horsti!“ – Horst Lichter kocht in der Stadthalle

Horst-Lichtert02Borken. Die Stadthalle war gerappelt voll, da musste sogar die hintere Abtrennwand weichen. Das alles nur, um einem Mann mit Schnauzbart beim Kochen zuzuschauen. Horst Lichter präsentierte sein „Jetzt kocht er auch noch“ in Borken. Der Fernsehkoch und Entertainer weiß, wie er mit seiner Baßstimme und dem Dackelblick die Herzen seines Publikums gewinnt, die gespielte Nervosität bietet daher einen schwungvollen Einstieg in seine Geschichtchen und sein Programm.

Die Aufgeregtheit redet sich der sympathische Fernsehkoch schnell von der Seele. Korrigiert einen Freund der Priester geworden und das Lampenfieber mit Wein angegangen war. „Jesus starb nicht auf einer Kreuzung sondern auf einer Kreuzigung.“ Schnell kommt er aber zum eigentlichen Thema des Abends: Lebensmittel und Kochen. Zum Erstaunen des Publikums „benutze ich keine Butter mehr, dafür Quark, so weiß, den könnte ich als Scheinwerfer benutzen.“ Aber da kommt zur Erleichterung aller natürlich Sahne rein. Dann dürfen Zuschauer probieren: „Mhmm.“ Aber Lichter meint „Bähh, Quark, das ist für`n Rücken, wenn de Sonnenbrand hast. Ich bin`s doch, euer Horsti!“

Und Horsti weiß, was seine Fans wollen: viel Butter, viel Sahne,“ Bierschen“, deftig und reichlich. Das macht er immer wieder zum Thema, kocht es vor und zeigt wie die Sterneköche „Löffelschen“ mit „Schäumschen“ auf Gemüsebett dekorieren, dass man fast mit der Lupe drangehen muss, um zu entdecken, dass da was drauf liegt. Parallel dazu „dekoriert“ er seine „Resteplatten“, hier können vier ausgesuchte Zuschauer genüsslich am Tisch auf der Bühne schlemmen. Es schmeckt und satt wird jeder mit Sicherheit.

Damit sein Publikum auch genau verfolgen kann, was da in der auf der Bühne aufgebauten Küche passiert, gibt es Kameramann Michael. Die Bilder werden auf eine riesige Leinwand projiziert und somit hat die Show ein bisschen was von Fernsehen. Andererseits, was ist ein Horst Lichter, wenn man seinen Schnauzbart nicht in groß bewundern kann, ganz von den herrlichen Grimassen zu schweigen. Zwischendurch wird Michael aber immer mal weggeschickt: „Geh mal eine rauchen. Der raucht zwar gar nicht, aber bald hab ich ihn soweit.“ Dann erzählt Horsti ohne Kamera witzige Anekdoten, lästert über die Gourmetküche, seinen Freund Johann, oder regt sich über Kellner auf „die Lavendel-Tarzans“ in Köln. „Früher gab es eine Karte, da stand alles drauf, heute gibt es sogar eine Wasserkarte. Gletscherwasser… wahrscheinlich aufgetaute Eiswürfel aus dem Kühlschrank.“ Auch über die Vokabeln der Haut Cousine macht er sich lustig, bei ihm gibt es nicht nur Bratenfond sondern auch Rebenfond (Rotwein). Er verrät: „Muskatnuss ist kein Rauschmittel, ich hab`s versucht, beim Rauchen verbrennst du dir die Finger.“ Lächerlich findet er: „Fleur de sel – Salzblüten – Quatsch, ich hab ein Pfund Salz eingepflanzt, das hat nicht geblüht.“ Die Kamera schaut in den Kochtopf: „Die Blasen die aufsteigen und platzen, das sind Kalorien die sterben.“ Mit seinen kleinen Weißheiten bringt der lustige Lichter alle zum Lachen. Sein „Frageblock“ am Ende des Programms geht schon fast in Richtung stand-up-comedy. „Ist Kreuzkümmel nur für Katholiken?“-“ Was nehmen sie auf eine einsame Insel mit? Butter oder Sahne? – Die Kuh!“

Aber er kann auch besinnlich, wenn er verrät, warum er immer gute Laune hat. Er holt ein Maßband aus der Tasche und zeigt in Zentimetern, wie viel Lebenszeit wahrscheinlich noch bleibt: “ Liebe Leute, ich habe keine Zeit für Arschlöcher und schlechte Laune.“

(Siehe auch Artikel in der Borkener Zeitung (online oder print) vom 4.4.2014 „Satt werden mit Horst Lichter“)

 

So mystisch ist das Münsterland – Ausstellungseröffnung

AusstellungseRek07Reken. Großer Andrang herrschte am Samstagabend zur Eröffnung der Sammelausstellung „Mystisches Münsterland“. Gleichzeitig wurde damit das neue Vereins- und Bildungszentrum Reken eingeweiht.

Nach einer kurzen Eröffnungsrede durch die stellvertretende Bürgermeisterin Brita Weishaupt, in der sie signalisiert: „“Wir als Gemeinde haben das Projekt sehr gerne unterstützt. Wenn noch einmal etwas ähnliches kommt, sie wissen, wir haben dafür immer ein offenes Ohr.“, übergab sie das Mikrofon an die Initiatorin der Ausstellung Heike Vullriede. „Bleiben sie auf ihren Plätzen“, wandte sich die Autorin an die Besucher „Wir führen sie durch einen Teil der Ausstellung indem wir hier vor den Bilder die jeweiligen Texte lesen.“

„Die mystischen Texte in Kombination mit den Bildern gehen sehr unter die Haut“, so eine Besucherin. Und das ist das Besondere, die Symbiose von Text und gemaltem Bild oder Foto, diese drei Künste vereinigen sich hier. Zu jedem Bild gibt es einen korrespondierenden Text. 19 Künstler und Künstlerinnen der Farbmühle Reken und vier Literaten von LitVier haben hier interdisziplinär und gelungen zusammengearbeitet.

An der Ausstellung nehmen teil:

Ulrike Benson, Gaby Eggert, Liza Ettwig, Franziska Hark, Dr. Ursula Heidbüchel, Katharina Iglinski, Ivonne Inholte, Heike Kappe, Guido Kuschel, Marita Lehmann, Bärbel Lippe, Erika Reichert, Ule Rolff, Inge Schemmer, Ulla Steinkamp, Heike Vullriede, Veronika Wenker, Bernhilde Wüller, Monika Zalewski.

In drei hervorragend gestalteten Räumen und im Flur des VerBiz Reken ist die Ausstellung während der Öffungszeiten bis zum 25. Mai zu bewundern, danach geht sie im Münsterland „auf Reisen“.

Ausstellung in den Räumen des Vereins- und Bildungszentrum Reken, Am Wehrturm 13, Groß-Reken

Fetziger Blues in Erler Kultkneipe

Blues(1)Erle. Einen Hauch „USA“ verspürte man am Samstagabend beim Auftritt der Blues Breakers auf der Kleinkunstbühne Erle.

Die fünf Musiker der Band aus Lobith dem „Mississippi-Delta“ des Rheins waren schon mit den entsprechenden „Schlitten“ angereist. Zum Musikstil passte auch die Kleidung, schwarze Jeans, schwarzes Hemd, Westernhut und Cowboystiefel. Dik Korving (Gitarre/Gesang), Reinhard Sämisch (Blueharmonika), Hans Deegens (Drums), Rino Geerdinck (Bass und Gesang), und Francesco Frentrop (Keyboards/Vocals) begeisterten das Publikum mit Titeln wie „Messin`with the Kid“, „Boom, Boom, out go the Lights“, „Lay down Sally“, „Sweet Home Chicago“ oder der Ode an die Thekenkräfte bei Brömmel-Wilms  „Hey Bartender“. Nach der Pause gerieten Musiker und Publikum so richtig in Schwung, da gab es nicht nur Applaus und Begeisterungspfiffe, da tanzte auch der Eine oder die Andere zur mitreißenden Musik. Bei „Rock me Baby“ griff Korving zum für Bluesmusik unvermeidlichen Bottleneck und spielte Slide-Gitarre, auch bei den perfekt performten Titel „Mercury Blues“ und „Change“.

Häufig im Vordergrund stand der Mann mit der Bluesharmonika, egal ob als Lead-Instrument oder für kurze Improvisationen eingesetzt, immer wieder wunderten sich die Zuhörer, wie man mit einem davorgehaltenen Mikrofon so kraftvolle, fetzige Töne damit spielen kann. „Der hat natürlich von uns am wenigsten zu tragen“, lästern die Mitspieler über Sämisch, den einzigen Deutschen in der niederländischen Band.

„Hardest Road“, ein Blues für den Tontechniker Pete und „She caught the Katy“ kommen super beim Publikum an, genauso wie auch alle anderen Titel. Nach einer zweiten Pause folgten im dritten Teil bekannte Stücke wie „Mustang Sally“ oder „Riverside Blues“ und als Zugabe „Hoochie Coochie Man“. Rund drei Stunden Musik brachten nicht nur die Männer auf der Bühne in Schwitzen.

Die letzte Veranstaltung dieser Saison war nicht ganz so gut besucht wie die vorherigen, bei denen der Saal manchmal zu platzen drohte. Darauf angesprochen, ob unter 100 Zuhörer nicht zu wenig für die Band sind meinte der Mann mit der Mundharmonika: „Das ist doch hier in Ordnung, eine schöne Atmosphäre. Hauptsache, die Leute haben Spaß an unserer Musik“,

Vier CDs hat die Band bereits aufgelegt und gewann in den USA bei einem bedeutenden Bluesevent sogar einen ersten Preis. Das waren also keine Anfänger, die im Borkener Raum die Musikszene bereicherten.

 

Volker Pispers erklärt Borken die Welt

Pispers13Mittwochabend erklärte Volker Pispers mit bitterbösem Sarkasmus seine Sicht der Weltlage. Vor ausverkaufter Stadthalle Borken erntete er viele Lacher und teils ungläubiges Staunen, wenn er die Verflechtungen der Medienwelt untersuchte, zeigte, dass wenige „Familien“ meinungsbildend für ganz Deutschland sind.

Kein grünes Haar läßt er an Kriminellen wie Ulli Hoeneß oder Alice Schwarzer, schimpft auf Obama oder Putin. Und auch die Kanzlerin will seiner Meinung nach einfach nur Kanzlerin sein, „alles andere ist der doch egal“, „wer die Sänftenträger sind ist egal“.

Ein Patentlösung für die Staatsentschuldung lieferte er gleich mit: “Jeder in Deutschland” habe rechnerisch 25.000 Euro Anteil an den Staatsschulden. Gleichzeitig sitze “jeder” auf 60.000 Euro Barvermögen, die Immobilien nicht mitgerechnet. Wenn jeder 25.000 Euro zahlt, bleiben ihm noch 35.000 Euro und der Staat wäre schuldenfrei. Aber die 25.000 Euro Barvermögen existieren nur virtuell, denn – so sagt er – die reichsten 10 Prozent der Deutschen verfügen über 34 Prozent des gesamten Barvermögens. Ja, schade, irgendwie klappt das nicht mit der Patentlösung.

„31 Jahre stehe ich jetzt auf der Bühne. 31 Jahre CDU, CSU, SPD, FDP, die Grünen. Hat sich irgendetwas geändert“, fragt er das Publikum. Nein, denken die meisten. Aber was soll sich ändern? Paradisische Zustände wird die Menschheit nie erreichen. Jeder Einzelne kann sein Bestes tun, um an irgendeinem kleinen Rädchen zu drehen und etwas zum Besseren hin zu bewegen. Dass alle auf die Straße gehen, dass alle – egal wofür – kämpfen, sich einbringen oder etwas bewegen (und sei es nur der eigene Hintern, den sie hochbekommen müssen), davon sind wir wohl weit entfernt, dafür leben wir zu bequem und lassen uns täglich von unseren „Dschungelcamphelden“ die Gehirne zukleistern. Somit bleibt Pispers Prognose eher ein frommer Wunsch: „Was meinen Sie was hier los wäre, wenn jeder wüsste was hier los ist?“

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Weltklasse mit der WDR Big Band -„A Night in Brazil“

WDR-Big-Bandf122Weltklasse mit der WDR Big Band

Borken. Weltklassekünstler und eine der besten Big Bands der Welt standen am Freitagabend auf der Bühne des Remigianums. In Kooperation mit musik:landschaft westfalen veranstaltete das Gymnasium zum Valentinstag „A Night in Brasil“ vor ausverkaufter Aula.

Die mit einem Grammy ausgezeichnete WDR Big Band unter Chefdirigent Michael Abene spielte elf Kompositionen des Brasilianers Toninho Horta, alle Titel von Abene für die Band bearbeitet. Und damit wäre das schon ein toller Musikabend gewesen. Die nächste Steigerung war, dass Komponist Horta als Sänger und Gitarrist selber auf der Bühne stand und er hatte noch einen bedeutenden Kollegen und Freund mitgebracht, den amerikanischen Saxophonisten Ronnie Cuber. Cuber hat schon mit Größen wie Frank Zappa, George Benson, Paul Simon oder Eric Clapton zusammen gearbeitet, um nur einige zu nennen und ist in Rock und Pop genauso zu Hause wie im Jazz und Latin.

Die eher sanften, träumerischen Kompositionen Toninho Horta, die eine Mischung aus Bossa Nova, Pop und Jazz sind bekamen durch das Arrangement und die Interpretation der Big Band und der verschiedenen Solisten eine ungeheure Dynamik. Von träumerischen „Schlagermelodien“ war da nichts zu spüren, das war feinster, kraftvoller Big Band Latin-Jazz, der zu begeistertem Zwischenapplaus anregte.

Interpretatorische Freiheiten hatte Michael Abene den Solisten zur Genüge eingeräumt, so klang kein Stück wie das andere. Aus der Band traten als Solisten bei den verschiedenen Titeln P. Heller (Tenorsaxophon),  J. Goldsby (Bass), K. Strassmayer (Altsaxophon), F. Chastenier (Klavier), J. Marshall (Flügelhorn), L. Nuss (Posaune), A. Hunter (Posaune) und J. Hörlen (Altsaxophon) auf. Den lautesten und begeistertsten Applaus heimsten bei letzten Titel “ Aquelas Coisas Todas“ die drei Schlagzeuger ein H. Dekker, M. Doctor und R. Peil.

Rund 130 Schülerkarten waren im Vorfeld verkauft worden, obwohl die Jugendlichen nicht den größten Teil des Publikum ausmachten. Der Grund für die vielen jungen Besucher, in Musikkursen der Schule wird die Stilrichtung Jazz thematisiert und den Schülern im Hinblick auf das Konzert nahe gebracht.

Nach der Zugabe „Viver De Amor“ – passend zum Valentinstag „Es lebe die Liebe“ wies Michael Abene darauf hin, dass das Konzert am Samstagabend auf WDR 3 noch einmal gehört werden kann. Wer es verpasst hat, hat vier Wochen Zeit, es in der Mediathek nachzuhören.

Mit diesem Konzert hat der Veranstalter sein Ziel, Live-Musik auf höchstem Niveau in die Region zu bringen, wieder einmal erreicht, ganz zum Vergnügen der vielen begeisterten Zuhörer.

 

Thekentratsch bei Brömmel-Wilms – Erler Kleinkunstbühne

KKB-Erle(18)Erle. „Wir fünf Mädels sind total begeistert. Thekentratsch muss man erlebt haben. Die sind genial“, meint Christa Hildebrandt nach der gelungen Vorstellung der Comedy-Frauen am Samstagabend. Mit dieser Meinung steht sie nicht alleine dar. Rund 150 Besucher lachten Tränen über das witzige Programm des Duos auf der Erler Kleinkunstbühne.

Viele Erler Bürger hatten zum Bedauern von Michael Oestreich keine Karten mehr bekommen. „Die waren im Nu verkauft. Heute sind viele Besucher aus Dinslaken hier, vielleicht weil die Künstlerinnen von dort kommen“, meint der Veranstalter.

Auf der kleinen Bühne präsentieren die beiden Frauen von „Thekentratsch“ eine Mischung aus ihren beiden Programmen „Immer auf den letzten Drücker“ und „Schönheit hat immer 2 Gesichter“. Das Feuerwerk an Sticheleien gegen Männer im Allgemeinen und Besonderen kommt nicht nur bei den Besucherinnen sondern auch bei den Herren der Schöpfung gut an. Dabei vergisst das Comedy-Duo nicht die Frauen oder sich gegenseitig „durch den Kakao zu ziehen“. Erinnerungen an die „Missfits“ kommen hoch, denen sie in nichts nachstehen.

Im Unterschied zu denen polarisieren sie ihre Charaktere viel stärker. Da ist auf der einen Seite die „viel zu große“ – „Mein Gott bist du lang!“ – Kerstin Saddeler-Sierp. „Die ist so beige gekleidet, wenn die sich hier auf die Fresse legt, die findet keiner mehr wieder“, meint die Partnerin Heike Becker. Sie verkörpert die absolute „Kodderschnauze“, die auf jede Bemerkung wechseln kann, außer wenn es um ihren Fahrstil geht: „Blinke ich ganz brav und will rückwärts in die Parklücke, da kommt einer mit sonner riesigen Protzkarre und schnapp mir den Platz weg“ – „Heike, beruhig dich, war `ne Bushaltestelle.“

Von vielen kleinen und großen Missgeschicken erzählen die Beiden, aber auch von Erfolgen: „Ich hab meinem Mann erzählt, wenn er drei Stunden mit dem neuen Staubsauger saugt, erscheinen im Display die Ladys des Monats.“ Abwechslungsreich streuen sie Songs in ihr Programm ein wie den „Samstag-Morgen-Mama-ruft-schon-wieder-grundlos-an-Hasskappen-Blues“.

Ständig wechseln die beiden Frauen Rollen und Kostüme. Gerne präsentiert sich Heike Becker als die prollige Ruhrgebietspflanze. So unterhält sie sich mit der etwas nobleren Dame über ihre „Beiden“ auf dem Kinderspielplatz, bis sich allmählich herausschält, dass es sich bei den beaufsichtigten „Knaben“ um ihre 40-jährigen Ehemänner handelt.

Da ist es doch viel besser alleine zu leben. „Ich bin Single aus Überzeugung“, meint Kerstin. „Aber nicht aus eigener“, ergänzt Heike. Und dann ruft wieder Mutti (Heike) an und will ihrer Tochter (Kerstin) erzählen, dass der 40 Jahre alte Sauerteig (die Besucher erinnern sich an „Herrmann“) nicht mehr richtig geht. Die Mutter redet vom Teig, „der früher schön fest wurde, doppelt so groß, heute immer wieder schlapp macht und nicht mehr kommt“, während die Tochter missverständlicher weise denkt, Mutter würde über Papa reden.

Auch wenn es teils derb zugeht ist das Publikum so begeistert, dass es mehrere Zugaben fordert. Heike und Kerstin laden alle herzlich zu ihrem 10-jährigen Bühnenjubiläum im Sommer nach Dinslaken ein: „Kommt vorbei, liegt ja gleich um die Ecke.“

 

Jazzkonzert in Adelheids Spargelhaus

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Wolfgang Lackerschmid & Stefanie Schlesinger

Erle. Den einen Konzertbesuchern war das Vibraphon etwas zu dominant, die Gesangsstimme etwas zu dünn, die anderen fanden die Kombination durchaus gelungen. Allgemein wurde das kleine Jazzkonzert des außergewöhnlichen Musikduos Wolfgang Lackerschmid (Vibraphon) und Stefanie Schlesinger (Sopran) am Freitagabend in Adelheids Spargelhaus sehr positiv aufgenommen.

Rund 50 Abonnenten des Kulturkreises Schloss Raesfeld und Kurzentschlossene genossen zwei Stunden Eigenkompositionen von Wolfgang Lackerschmid, Jazztitel von Jerome David Kern, Georg Gershwin und Cole Porter aus ihrem „American Songbook“ oder Irving Berlins „Cheek to cheek“ für Fred Astaire und Ginger Rogers. Die Improvisationsfreude der Musiker, die ursprünglich aus dem klassischen Bereich kommen, brachte sie vor langer Zeit auf die Idee der Frage nachzugehen, wie denn wohl klassische Opernarien in modernem Gewand klingen. So präsentierten sie jazzig verfremdet dem Publikum die Cherubino Arie “

Non so piu cosa son“ aus Mozarts Figaro als Samba oder Camille Saint-Saens „Mon coeur“ aus der Oper „Samson und Dalila“. Mit zu ihrem Repertoire gehörten auch neue Lieder zu Brechttexten wie das „Plärrerlied“ oder „Marie A.“. Lackerschmid hat die ausdrückliche Genehmigung der Brechterben diese Texte zu vertonen.

Mit viel Humor leiteten die beiden Interpreten durch die außergewöhnliche Vielfalt ihrer Stücke. Der Vibraphonist gab zudem noch einen kleinen Schnellkurs zu seinem Instrument: „Man haut drauf und dann macht es ping. Und ich suche mir die schönsten Töne aus.“ Mit dem Motor, der den Tönen den unverwechselbaren Vibratoklang verleiht war er in dem kleinen Raum sehr sparsam. Dafür zeigte er bei seinem Titel „Pigmente“ eine ungewöhnliche Spieltechnik auf dem Vibraphon mit einem Cellobogen.

Ein wenig Eigenwerbung durfte nicht fehlen, hatten die beiden für das kleine Konzert in Erle schließlich eine achtstündige Fahrt von Augsburg hinter sich gebracht. „Auf unserer erotischen CD ist auch dieser Titel drauf, den spiele ich besonders gerne zu Weihnachten, weil er so schön Liebe und Kommerz verbindet: Cole Porters `Love for Sale´“, meinte Wolfgang Lackerschmid ironisch.

Stefanie Schlesinger zeigte sich stimmlich äußerst flexibel mit ihrem Scatgesang, zum Beispiel bei dem Stück „You`d be so nice“ oder bei Antonio Carlo Jobims „Dindi“. Nicht nur privat auch musikalisch harmonieren Lackerschmid und Schlesinger bestens. Für den guten Applaus wurde das Publikum mit „The Windmills of Your Mind“ und „Once In A Lifetime“ belohnt.

 

 

 

 

Schuberts Winterreise als musikalischer Leckerbissen

Borken. Blühen in diesem zu warmen Winter draußen bereits Mitte Januar die ersten Frühlingsboten, brachte die Kulturgemeinde der Stadt Borken am Samstagabend Franz Schuberts „Winterreise“ auf die Bühne der Stadthalle.

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Henryk Böhm (Bariton) und Jan Philip Schulze (Klavier)

Der romantische Liederzyklus aus dem 19. Jahrhundert erzählt in 24 Liedern die zerrissenen Gefühle eine fahrenden Gesellen, eines durch die Liebe tödlich enttäuschten Mannes, der ziellos durch eine karge, eisige Winterlandschaft wandert. Zu den Versen Wilhelm Müllers fand Franz Schubert nicht nur die passenden Melodien, sondern setzt das begleitende Klavier als eigenständige Stimme, die weit über eine harmonische Begleitung hinaus, die Texte und Stimmungen der einzelnen Stücke interpretiert und untermalt. Das kennzeichnet auch die Schwierigkeit bei der Aufführung des Liederzyklus, dass weder Sänger noch Klavier dominieren dürfen.

Diese Schwierigkeit wurde hervorragend von den beiden Interpreten bewältigt. Bariton Henryk Böhm vermittelte mit seiner warmen, kraftvollen Stimme in ausgezeichneter Weise die vielfältige Gefühlspalette der unterschiedlichen Texte, egal ob stürmisch verzweifelt oder romantisch träumerisch, immer fand er die feinsten Nuancen ohne jemals zu übertreiben. Seine Interpretation erinnerte stark an die von Dietrich Fischer-Dieskau. Dass der Sänger gesundheitlich angeschlagen war, merkte man zu keinem Moment des Konzertes.

Ohne das harmonische Zusammenspiel mit dem erfahrenen, hochkarätigen Pianisten Jan Philip Schulze wäre der Liederzyklus nicht komplett gewesen. Schulze setzte sein Klavierspiel so ein, als wäre es eine zweite Gesangsstimme.

Begeistert über diese Aufführung zeigten sich auch die Sänger des MGV-Concordia Heiden, die nach ihrer Generalversammlung in die Stadthalle geeilt waren. „Da kann man noch vieles von lernen“, urteilen sie über die Gesangsdarbietung. Obwohl das auch häufig von Männerchören gesungene Lied „Der Lindenbaum“ („Am Brunnen vor dem Tore“) Teil des Liederzyklus ist, haben die meisten Besucher wenige der weiteren 23 Stücke jemals gehört. Die düster melancholischen Texte sind in unserer „Vergnügungsgesellschaft“ nicht mehr so gerne gesehen. Musical und Show kommt heute besser beim Publikum an, so gab es von den rund 250 Zuhörern sehr guten aber braven Applaus, der immerhin noch für die Zugabe „Wanderers Nachtlied“ reichte.