KoColores

Fulminanter Auftakt zur Eröffnung des KoColores

Gratulanten, Künstler, Freunde, Bekannte und Gäste fanden sich am Samstag in der „etwas anderen Kunst-Musik-Kneipe“ auf der Dorfstraße 1 ein. Mit zwei Bands feierten die drei neuen Besitzer die Eröffnung des „KoColores“.

Klein Reken. (csp) Von 17 Uhr bis in die Nacht hinein wurde am Samstag die Eröffnung der neuen Künstlerkneipe gefeiert. In den Räumen der ehemaligen Gaststätte Besseling, verbirgt sich nun das „KoColores“.

Die drei Besitzer Guido Kuschel, Andreas Schlagheck und André Fellechner verfolgen ein neues Konzept. Die Kneipe soll zur Begegnungsstätte werden. Hier sollen Kunstausstellungen stattfinden, Kurse und Workshops abgehalten werden und musikalische Events stattfinden.

Samstag spielen gleich zwei Bands auf, die Rockabilly Band „T-Birds“ und die Jazzband „Jazzattack“, deren Sänger und Schlagzeuger Andreas Schlagheck nicht nur Mitbesitzer der Kneipe ist, sondern auch die Musikschule Drumkey in Groß Reken leitet.

An den Wänden der Kneipe bewunderten die Gäste die großformatigen künstlerischen Arbeiten von Guido Kuschel, dem zweiten Kneipeninhaber. Alle Bilder kamen bei den Besuchern gut an, nicht zuletzt, weil sie überwiegend gegenständlich gemalt sind. Neben Kunstkursen will Kuschel auch einen Einkauf von Kunstmaterialien für die Schaffenden im näheren Umkreis organisieren.

Der dritte Inhaber André Fellechner, der die gastronomische Erfahrung mit in das Dreierteam brachte, hatte an dem Abend besonders viel zu tun, organisieren, Personal dirigieren, Schwätzchen hier und da und natürlich wie alle drei, die zahlreichen Glückwünsche entgegennehmen.

Ins Gästebuch hatten sich einige Mutige eingetragen, mit Glückwünschen und Zeichnungen und unter anderem dem symbolischen Wunsch für die Kneipe „Immer eine handvoll Wasser unter dem Kiel“.

Ron Williams als Harry Belafonte

Bei „Matilda“ sang, klatschte und tanzte das Publikum mit

Ron Williams als Harry Belafonte und das Ensemble begeistert das Publikum der Kulturgemeinde im Vennehof. Die Aufführung des Schauspiels mit Musik „Die Harry Belafonte Story“ wurde zu einer Bildungsreise durch die letzen 60 Jahre US-amerikanischer Geschichte.

Von Claudia Peppenhorst

Borken. Die Songs von Harry Belafonte waren dem Publikum bekannt, und manch einer summte die Melodien leise mit. In dem Schauspiel mit Musik wurde aber auch Hip-Hop präsentiert und etliche Folksongs, Schlager und Protestlieder. Was der Kulturgemeinde da am Donnertagabend in der Stadthalle geboten wurde, traf auf große Begeisterung. „Die Harry Belafonte Story“ war ein mitreißendes Theaterstück, das für viele zum Lehrstück US-amerikanischer Geschichte wurde. In eine Rahmenhandlung aus dem Jahr 2006 eingebunden, gab es Rückblenden auf verschiedene gesellschaftliche und politische Ereignisse der vergangenen 60 Jahre, die elementar mit Belafontes Leben zusammenhingen, unterstützt durch auf die Bühne projizierte Bilder und Filmausschnitte der Ereignisse. So lernten die Zuschauer beispielsweise neues über die Freiheitsstatue, über Rassentrennung, Rosa Louise Parks, oder die McCarthy-Ära, aber auch persönliches aus Belafontes Leben.

Szenenapplaus und viele Lacher erzeugte das Kinderlied „There’s A Hole In The Bucket“, auch wer des Englischen nicht mächtig war, erkannte sofort das Lied „Ein Loch ist im Eimer“. Die hervorragende komödiantische Darstellung tat ihr übriges dazu.

Sechs Schauspieler und Schauspielerinnen wirbelten über die Bühne, spielten, sangen, schlüpften in verschiedene Rollen und bauten die Szenen blitzschnell um. Und alle sechs begeisterten bei allen Songs mit wundervollen Gesangsdarbietungen. Ron Williams, der in Borken bereits als Martin Luther King und Nelson Mandela auf der Bühne stand, verkörperte Harry Belafonte, Maaike Schuurmans dessen Frau Julie Robinson-Belafonte, Dominique Siassia die Kellnerin Angel, Gerhard Haase-Hindenberg war der Barbesitzer Carly Duke, Karsten Kenzel provozierte als der aufmüpfige Jugendliche Steve und Thomas E. Killinger spielte nicht nur den Barpianisten Jeff, sondern spielte während des gesamten Stücks Klavier und sorgte für den passenden Sound bei allen Liedern. Das ganze Ensemble verdient ausnahmslos größte Bewunderung für diese tolle Leistung.

Mit dem Schlusssong „Mathilda“ war das Calypso-Fieber auf die Borkener übergesprungen. Die Schauspieler wurden vom Publikum dadurch belohnt, indem sich alle in der fast ausverkauften Stadthalle erhoben, den Song mit klatschten, mitsangen und dazu tanzten.

Den kannte ich vorher nicht….

Französische Weihnachten im VHS-Forum

Das „Oooh“ der Enttäuschung war laut als das vorweihnachtliches Konzert des Chansoniers Jean-Claude Séférian nach zwei Zugaben endete.

Von Claudia Peppenhorst

Borken.  Den „Souvenirs de Noël -2012“ lauschten die rund 60 Konzertbesucher am Sonntagnachmittag im VHS-Forum. Diese musikalischen Erinnerungen an Weihnachten brachte der französische Chansonier Jean-Claude Séférian gemeinsam mit seiner Frau Christiane am Klavier und gesanglich unterstützt von seiner Tochter Marie auf die Bühne. Schon fast zur Familie gehört der Akkordeonist Piotr Rangno.

Das abwechslungsreiche Programm bot selbstverständlich nicht nur französische Chansons von Moustaki oder Brassens, sondern auch traditionelle französische, deutsche und amerikanische  Weihnachtslieder, Schlager und Instrumentalmusik. Bei allem überwog das französische Flair durch die hervorragende Interpretation der Sänger und die gekonnte musikalische Begleitung durch Klavier und Akkordeon, die von leisen bis lauten Tönen ein ganzes Orchester samt Schlagzeug ersetzten.

Marie Séférian, die Jazzgesang studiert hat, erstaunte die Zuhörer mit einer eigenwilligen Interpretation von „Windmills of your Mind“ von Michel Legrand und dem Schlager „Après Ski“ von Günter Neumann, zu dem sie erzählt, wie sie es geliebte mit ihren Eltern in den Winterurlaub zu fahren, die es aber gar nicht mochten, weil „sie mehr die mediterranen Typen“ seien.  Wenn sie mit ihrem Papa Jean-Claude zusammen sang spürte jeder im Raum die musikalische und seelische Harmonie zwischen Vater und Tochter. Egal wo sie auf der Welt herum tourt, vor Weihnachten kommt sie Heim. „Ich freue mich immer auf die Weihnachtskonzerte mit meiner Familie“, gesteht Marie Séférian und erhält großen Applaus.

Begeistert waren die Zuhörer auch von den Soloauftritten von Christiane Séférian mit dem Salonstück „Noël“ von Tschaikowsky, einem schmissigen Weihnachtswalzer für Klavier  und Piotr Rangno, der aus seinem Akkordeon ungeahnte Töne hervor-“schüttelte“ und dem Publikum bewies, wie fromm und strahlend ein altes Weihnachtslied klingen kann.

Nach zwei Zugaben und einem gelungenen zweistündigen Konzert entließen die Zuschauen das Quartett unter langem Applaus.

Johannes Brahms – Ein deutsches Requiem, op. 45

Johannes Brahms – Ein deutsches Requiem, op. 45

Himmlisches Konzert in der Probstei-Kirche St. Remigius
Lieben Sie Brahms? Nach dem großartigen Konzert am Freitag gab es Viele, die die Frage wahrscheinlich mit „Ja“ beantwortet hätten.
Borken. (csp) „Ein deutsches Requiem“ erklang am Freitagabend in der herrlichen Kulisse der Probstei-Kirche St. Remigius. Fast bis auf den letzten Platz ausverkauft, lauschten die Zuhörer dem Probstei-Chor St. Remigius und dem Deutschen Radio Kammerorchester unter der Leitung von Thomas König. Der erfahrende Laienchor hatte dieses wuchtige Werk lange einstudiert. Sabine Schneider (Sopran) und Virgil Mischok (Bariton) fügten sich als Solisten perfekt in das Ensemble ein.
Der 82 frau- und mannstarke Chor harmonierte wunderbar mit dem professionellen Orchester in Originalbesetzung und trat an keiner Stelle zu laut hervor oder war zu leise, eine gekonnte Leistung und der Lohn für wochenlange intensive Proben. Das grandiose Brahmswerk wurde in keiner Weise in seiner Authentizität durch Weglassung bestimmter Instrumente oder einem zu kleinen Chor beeinflusst. Nicht zuletzt das einfühlsame Kammerorchester, das sich scheinbar mühelos leicht zu dirigieren ließ, trug zum Gelingen der Aufführung bei.
Clara Schumann, die glaubte, nicht die rechten Worte zu finden, schrieb damals an Brahms:“ Dein Requiem, es ist ein ganz gewaltiges Stück, ergreift den ganzen Menschen in einer Weise wie wenig anderes. Der tiefe Ernst, vereint mit allem Zauber der Poesie, wirkt wunderbar, erschütternd und besänftigend.“ Besser kann man die Aufführung am Freitag kaum beschreiben, außer knapper und moderner, wie es ein älterer Herr nach der Aufführung tat. Auf die Frage, ob es ihm gefallen habe, antwortete er ganz jugendlich: „Einfach geil! Großartig. Da kann man die Musiker nur loben.“

 

Jazzkonzert

Perfektes Jazzkonzert im Stadtmuseumin Borken

Nicht nur Jazzfreunde waren von dem Konzert des Jazztrios „milestones“ mit Gastsängerin Mara Majoli begeistert. Ein Event, das in eine Metropole wie Berlin oder New York passen würde, fand in Borken statt.

Borken. (csp) Sitzplätze gab es am Freitagabend für die rund 100 Besucher des Konzertes nicht genug. Wer jedoch nur einen Stehplatz ergattert hatte, ließ sich die Freude an der Musik nicht nehmen. „milestones“ featuring Mara Minjoli heißt das heutzutage. Milestones, das sind der gebürtige Borkener Max Blumentrath (Fender Rhodes Piano), Julian Walleck (Kontrabass) und Dominik Hahn (Schlagzeug). Das Trio präsentierte Jazztitel, die von traditionellen Jazzsongs über Bossa Nova und Latin bis hin zum Soul und Hip Hop reichten. Ihre Professionalität konnte jeder hören, jeder Ton saß, die Interpretation war perfekt und zwischen Band und Solosängerin herrschte eine ausgezeichnete Harmonie.

Neben bekannten Titeln wie „Tis‘ autum“, „Ican’t help it“ oder „Save your love form me“ spielte die Gruppe „The girl from Ipanema“, bei dem das Publikum voll mitging. „Das sieht gut aus von hier oben, wie ihr alle mit gewippt habt“, meinte Mara Minjoli danach belustigt. Die Freude an der Musik war auf beiden Seiten, sowohl Publikum als auch Musiker, sehr groß.

Das war nicht nur zum Ende zu spüren,  als das Publikum Zugaben forderte und mit „I whish“ und schließlich mit „What a wonderful world“ belohnt wurde, die Musiker dagegen mit kräftigem Applaus und Standing Ovations.

In der Vorankündigung hieß es „Noch ganz jung und doch schon mehr als ein Geheimtipp sind die vier Musiker, die im November gemeinsam das Stadtmuseum zum Klingen und Swingen bringen wollen“. Das Trio „lernte sich 2006 zu Beginn ihres Jazzstudiums in Enschede kennen und geben seitdem unter dem Namen »milestones« deutschlandweit Konzerte. Die 22-jährige Sängerin Mara Minjoli studiert seit 2007 Jazz-Gesang und gewann 2010 den Folkwang-Preis in der Kategorie Jazz. Zusammen mit den musikalisch versierten »milestones« wird sie einen Ausschnitt ihres Könnens präsentieren, das von traditionellen Jazzsongs über Bossa Nova und Latin bis hin zum Soul und Hip Hop reicht.“

Jazzmusik lebt vom Machen und Erleben, gibt es CD’s von milestones? „Die sind aus“, antwortet Max Blumentrath nach dem Konzert. Informationen über die Band findet man unter www.milestones-jazz.com und über Mara Manjoli unter www.myspace.com/maraminjoli

 

Jürgen Becker „lehrt“ Kunstgeschichte

Jürgen Becker -Vennehof-15.11.2012 (C)lilaluna

Das war ein netter Abend mit Jürgen Becker in der Stadthalle Borken. Vieles kannte ich schon aus Fernsehsendungen, aber ich habe sogar Neues dazugelernt. Und abschließend gab es natürlich frisches Kölsch vom Fass. Prost.

Jürgen Becker -Vennehof-15.11.2012 (C)lilaluna

Jürgen Becker in der Stadthalle
Ins Münsterland kommt Jürgen Becker sehr gerne, aber noch lieber nach Mecklenburg-Vorpommern, da hat er das Gefühl im Ausland zu sein und doch noch die Sprache zu verstehen.
Borken. (csp) Witzig, frech, pointiert führte Jürgen Becker das Publikum am Donnerstagabend im Vennehof durch die Kunstgeschichte. „Der Künstler ist anwesend“ lautete das neue Programm des kölner Kabarettisten.
Becker zeigte Kunstwerke aus allen Epochen auf einer Beamerleinwand und kommentierte sie, verteilte dabei Seitenhiebe auf Politik, Kunst, Kirche und Religion. Kardinal Meisner habe neue Kirchenfenster für den Kölner Dom bestellt und Kneipenfenster bekommen. Beides belegte er sofort anschaulich mit entsprechendem Bildmaterial. „Kanal Meisner, so sagt der Kölner“, erläuterte er, „bezeichnet jede Kunst ohne Gottesbezug als entartet.“
So wie dieses Zitat, recherchierte Jürgen Becker erstaunliche Tatsachen zur Kunstwerken, seine eigenen „Interpretationen“ sind dagegen dann häufig nur für einen Gag, einen Lacher gut. So erklärt er dem Publikum, wie die alten Ägypter ihre Bilder aufgebaut haben. Ägyptische Könige im Profil zeigte er und kommentiert:“ Regierende im Profil.“ Dann direkt ein Bild von Bundesminister Philipp Rösler:“ Regierende ohne Profil.“
Übrigens sei nicht viel von der griechischen Kunst übrig geblieben, die ersten Christen hätten alles zerdeppert. Wenn die Griechen jetzt vom Vatikan Schadensersatz fordern würden, wäre Griechenland saniert und der Vatikan pleite. „Dann hätten wir auf einen Schlag zwei Probleme gelöst.“ Auf die Institution Kirche war Jürgen Becker nicht gut zu sprechen. Daher bezeichnete er Theologie auch als die Lehre „Bibelstellen passend zu machen“.
Am Ende seines Programms wurde der Kabarettist ernsthafter, als er von seinen Projekten mit Hauptschülern erzählt. Talentescouts müssten seiner Meinung nach in die Schulen geschickt werden, um die vielen Begabten zu entdecken, die dort schlummern und nicht die nötige Unterstützung aus dem Elternhaus hätten.
Wie immer ließ Jürgen Becker in seinen wohlverdienten Applaus das Kölschfässchen rollen, lud das Publikum auf die Bühne, schenkte Bier aus und mischte sich unter die Leute.

Herman van Veen

Herman van Veen fand Vennehof nicht

„Herman van Veen berührt jeden, der jemals mit ihm in Berührung gekommen ist.“ Diese Erfahrung machte auch das Borkener Publikum.

Borken. (csp) In seinem Programm „Bevor ich es vergesse“ nahm das Multitalent sein Publikum am Freitagabend mit auf eine Reise durch sein Leben. Erst als der Künstler nach zweieinhalb Stunden von der Bühne sprang und die Saaltür öffnete, ließen sich die Zuschauer auch dazu bewegen, keine weitere Zugabe zu fordern.

In der ausverkauften Stadthalle Vennehof erzählte Herman van Veen Episoden aus seinem Leben, von seinen Eltern, seinen Kindern und Enkeln und Begegnungen mit anderen Menschen. Er berichtete, dass eine Mutter zu ihrem Kind über ihn auf der Straße gesagt habe: „Guck mal, da geht der Vater von Alfred Jodocus Kwak.“

Nachdenklich, philosophisch, witzig, brutal ehrlich, dann wieder melancholisch leitete er zu seinen Liedern über. Begleitet wurde van Veen von der brillanten Gitarristin Edith Leerkes, dem Bassgitarristen Dave Wismeijer und dem Percussionisten Willem Wits.

Herman van Veen sprang über die Bühne, sang, spielte Gitarre, Violine, Klavier und gab den Zauberer und Clown, dann wechselte er wieder zum Geschichtenerzähler: „Wenn wir uns im Alter über eine Bank unterhalten, meinen wir eine zum Draufsetzen.“ In den Niederlanden sagte er, gäbe es das Sprichwort: „Je länger die Zeit, desto höher die Bäume. Je länger die Zeit, desto schöner die Mädchen.“ Damit spielte er immer wieder auf das Alter an, er kann es beurteilen, immerhin ist der fitte Barde auch schon 67 Jahre. Schwierigkeiten hatte der Bandbus wohl, den Vennehof zu finden: “ Hier gibt’s ja nur Einbahnstraßen in Borken.“

Vor und nach dem Konzert und in der Pause hatten seine Fans Gelegenheit, seine Bücher und CDs zu kaufen. „Vielleicht signiert er mir ja nachher noch das Buch“, meinte eine Besucherin. „Und wenn nicht, ist es auch nicht schlimm, schließlich war es ein tolles Konzert“, ergänzt sie mit leuchtenden Augen.

Das Programm endete mit mehreren Zugaben, zwei Vorhängen und Standing Ovations.

IngInterview mit Ingo Oschmann

Interview mit Ingo Oschmann

Ingo Oschmann

Ingo Oschmann, Comedian, TV-Star und Zauberer. In Ihrem aktuellen Programm „Hand drauf“ nehmen Sie das Lügen aufs Korn. Wie stehen Sie dazu, dass sich unsere Welt immer mehr entzaubert?

Das finde ich sehr schade und ich finde es nicht gut. In dem Programm gibt es eine Passage, in der ich mit einem Jugendlichen aus dem Publikum zaubere. Bei der Wiederholung des Tricks verrät immer jemand der Zuschauer, was passieren wird. Allerdings täuschen sich diese Menschen, denn es passiert doch unerwartetes und dann fühlen sie sich ertappt.

Das ist ein Problem von uns Erwachsenen, wir lassen nicht mehr geschehen, wir wissen immer alles schon, aber wir irren uns. Wir sollten wieder mal mit Kinderaugen durch die Welt laufen und uns überraschen lassen. Wir lassen uns nicht mehr gerne verzaubern, wir konsumieren nur noch phlegmatisch.

Woran zeigt  sich für Sie dieses Konsumverhalten im Besonderen?

Wir laden und löschen Musik, wir speichern digitale Fotos und löschen sie wieder, weil sie nicht schön genug sind. Also, ich habe so viele Bilder aus den achtziger Jahren, die nichts geworden sind, die aber die schönsten Erinnerungen zeigen, die ich habe. Es muss nicht alles perfekt sein.

Was ist so schlimm an der Digitalisierung?

Ich finde die teilweise schlimm, besonders die Abhängigkeit in die wir dadurch geraten. Diese Durchleuchtung unserer Person; jeder weiß alles und jeder postet jeden Scheiß. Ich weiß nicht, ob das so gut ist.

Ist das denn nicht eine neue Freiheit?

Nein, man belügt sich ja auch selbst so ein bisschen. Man denkt: „Ich bin so frei!“ In Wirklichkeit beschränkten wir uns immer mehr.

Sie haben mit Ihren Eltern im Auto früher Kennzeichenraten gespielt.

Das ist heute nicht mehr möglich, die Kinder schauen doch alles sofort auf dem Smartphone oder im Tablet  nach. Andererseits sitzen sie in ihren Spielzimmern und wissen nicht, womit sie spielen sollen. Wir sind früher noch in den Wald gegangen oder haben Buden gebaut. Das gibt es immer noch, ist aber eher die Ausnahme.

Wie würden Sie Ihre Kinder erziehen?

Freunden habe ich geraten ihren Kleinen in einen Waldkindergarten zu schicken. Sie haben es gemacht. Der Kurze hasst das natürlich im Winter, die ganze Zeit draußen. Aber der ist so kreativ geworden und kriegt so viel mit, das ist einfach toll.

Zaubern Sie gerne mit Kindern?

Ja, ich mache auch Kinderworkshops im Zaubern und das ist manchmal so erschreckend, wenn die ihrer Phantasie freien Lauf lassen sollen. Statt einer erfundenen Geschichte erzählen die was aus dem Fernsehen nach. Ich glaube, dass wir uns früher noch selber unsere Phantasiewelt aufbauen konnten.

Wie stehen Sie dazu, dass es in einer Sendung einen „Magier“ gibt, der Zaubertricks verrät?

Och, das stört mich nicht. Das schürt ja auch Interesse. Es gibt da eine große Diskussion darüber, dass Tricks nicht verraten werden dürfen. Aber ich habe ja auch mal angefangen, da muss schon jemand sein, der es einem beibringt. Ich hab das nicht selber erfunden. Anders, wenn David Copperfield durch die Chinesische Mauer geht, das geht niemand was an wie der das macht. Außerdem vergisst das Publikum sehr schnell und wenn du gut bist, ist ein Trick beim zweiten Mal immer noch interessant.

Was ist für Sie so toll am Zaubern?

Im Gegensatz zu einem Gag oder einem Witz, den man auf der Bühne erzählt, kann ein Zaubertrick niemanden verletzen oder diskriminieren. Er kann lustig sein, oder dich berühren, ein ganz tolles Mittel um mit dem Publikum zu kommunizieren.

Doch zurück zu Ihrem aktuellen Programm, die Sache mit der Lüge. Sind Sie grundsätzlich gegen Lügen?

Ja, ich versuche schon immer ehrlich zu sein, sowohl privat als auch beruflich. Als Zauberer arbeite ich mit Tricks, das ist kein Lügen. Ich habe da auch in meinem Leben ziemlich aufgeräumt, ich vermeide auch mich selbst zu belügen. Natürlich gelingt es nicht immer hundertprozentig. Manchmal lügt man auch, weil man jemanden nicht verletzen möchte. Aber das ist eine andere Qualität. Ganz schlimm finde ich Lügerei um Vorteile zu haben oder jemanden zu betrügen.

Keinen Selbstbetrug mehr. Wie schützen Sie sich vor einem neuen Burnout?

Zum Einen bin ich mit mir im Reinen. Und ich werde nicht wieder dreieinhalb Jahre ohne Pause durcharbeiten mit bis zu vier Auftritten täglich, ohne jeden Urlaub. Da war ich höchst unglücklich. Was und wie ich es jetzt mache, macht es mir Spaß. Und eigentlich bin ich immer der glücklichste Mensch, wenn ich nach so einem Auftritt nach Hause gehe.

Wie anstrengend sind die Abende jetzt?

Das Programm entspricht schon einem acht bis zehn Stunden Arbeitstag. Bildlich spanne ich zu jedem Zuschauer einen Faden. Alle Fäden laufen bei mir zusammen und daran muss ich ziehen, damit alle bei mir bleiben, nicht einschlafen. Dann noch die Inputs vom Publikum verarbeiten, reagieren, einbauen. Danach bin ich schon richtig platt.

Wo finden Sie Entspannung?

Beim Achterbahnfahren, beim Kochen, es gibt nichts Schöneres als für meine Freunde zu kochen. Vier, fünf oder sechs Gänge mit Wein und allem was dazu gehört, was man sich vorstellen kann.

Zum Abschluss bitte einen Rezepttipp.

Ich mag die einfachen aber überraschenden Sachen. Eine ganz einfache, fruchtige Salatsauce z.B. für Grünen Salat: Eine Passionsfrucht auslöffeln und das Fleisch mit ein, zwei Löffeln Creme frais verrühren, kein Salz, kein Pfeffer oder sonst was.

Claudia Peppenhorst bedankt sich herzlich für dieses Interview vom 30.3.2012

Ingo Oschmann in der „Alten Molkerei“ Ramsdorf

Ingo Oschmann bezaubert Ramsdorf

Der  Zauberer und Comedian  begrüßte seine Gäste schon am Eingang und ließ es sich nicht nehmen, selber die Karten abzureißen.

Velen-Ramsdorf. (CSP) Vor ausverkauftem Haus trat Ingo Oschmann mit seinem Programm „Hand drauf“ am Donnerstag und Freitag in der Alten Molkerei in Ramsdorf auf. Aufgrund der großen Nachfrage wurde vor dem offiziellen Freitagstermin am Donnerstag bereits eine Zusatzvorstellung eingeschoben.

Ingo als "Djorgie"

„Ramsdorf, ihr seid das Brasilien Deutschlands!“  beschreibt Ingos Lob  die Stimmung. Ein Programm von knapp drei Stunden mit eingebundenem Publikum und immer und überall präsentem Gastgeber.

Das „warm up“ war das Ausfragen des Publikums, wer woher kommt. Die Entfernungssiegerin mit 107 km konnte sich ein Getränk wünschen. Ein Wasser! Oschmann reagierte blitzschnell, rannte zur Theke, holte ein Glas, öffnete die Toilettentür und füllte es mit Wasser aus dem Kran. „Sie hätte auch Sekt bekommen, aber sie will nur Kraneberger.“

Das Programm „Hand drauf“ beschäftigt sich mit dem Lügen, den Unwahrheiten und deren Aufdeckung. Kaum einer beschwere sich im Restaurant, wenn es nicht geschmeckt hat. Ein Schweizer würde eine neutrale Antwort bevorzugen wie „war speziell“. Oschmann meint, ehrlicher sei es auf die Frage des Kellners ob es geschmeckt habe mit „hätten Sie vorher probiert, hätten sie nicht gefragt“ zu antworten.

Er deckt andere Flunkereien auf. Einen Freund darauf angesprochen ob er beim Umzug helfen könne. –„Ich hab’s im Rücken!“ –„Wie schlimm, du bist doch Möbelpacker?!“ – „Ja schon, aber ich hab’s ja nur privat im Rücken.“ Jeder Mensch lügt 200-mal am Tag. Das geht schon beim „Guten Morgen“ los, obwohl man dem anderen lieber die Pest an den Hals wünscht.

Dann macht Ingo Oschmann den Lügentest Er holt vier Menschen auf die Bühne, die vorher einen persönlichen Gegenstand in einen schwarzen Beutel gegeben haben. „Bitte nicht wieder ein Gebiss!“ Jeder muss bei einem herausgeholten Teil behaupten es sei seins. Das Publikum bewertet die Aussagen mit Applaus und erstaunlicherweise sind schließlich alle Gegenstände den richtigen Personen zugeordnet. Das ist einmal ein „Zaubertrick“ der besonderen Art. Oschmann will die Menschen zum Zuhören und Wahrnehmen sensibilisieren, zum „nicht mehr Kämpfen“, zu Ehrlichkeit.

Er geht mit gutem Beispiel voran, erzählt auf äußerst amüsante Weise aus seiner Jugend.  Man hat das Gefühl, er gibt alles von sich preis, jeder erfährt alles, er ist der Wunschschwiegersohn, der Kumpel, der Freund. Und er ist omnipräsent, gleichgültig ob bei der Begrüßung, während der Show, in der Pause, wenn er seine Gäste fragt, ob es ihnen gefällt oder am Ende beim signieren seiner Autogrammkarten. Ingo Oschmann ist ein Künstler zum Anfassen und er knuddelt gerne mit seinem Publikum.

Aber die Lüge habe auch ihre Berechtigung. Kein Mann will die Wahrheit hören auf die von ihm gestellte Frage „Wie war ich?“. Sich selbst zu belügen sei ebenso üblich, wie andere zu belügen. Manchmal muss jemand anderer einen auf den Boden der Tatsachen holen. Wenn z.B. der Vater erklärt, dass das Jugendvorbild, der Georgie, der King vom Autoscooter, der mit dem Schlüssel für die Scooterwagen an dem der Fuchsschanz hängt, der mit der Alkoholfahne eigentlich ein armes Schwein ist. Der ist der King vom Autoscooter, weil er kein eigenes Auto mehr hat. Und er fährt die Mädels nicht nach Hause, denn er kommt nicht über die Kante mit den Scootern. Dennoch ist und bleibt der Georgie der heimliche Held der Jugend.

Ingo Oschmann fesselte sein Publikum und ließ sich schließlich vor dem Publikum fesseln. Das war einer von leider nur drei verblüffenden  Zaubertricks seiner Show.

„Ramsdorf, ihr seid spitze!“ – Ingo, du warst besser.