Großes Konzert des MGV Concordia in der Stadthalle

Borken (csp). „Wir sind ja kein Männergesangsverein mehr. So wie es in der neuen Straßenverkehrsordnung keine Fußgänger mehr gibt, sind wir jetzt Liedersingende“, scherzt zweiter Vorsitzender Martin Winkler. Aufgeregt ist er nicht, nur ein wenig Lampenfieber hat er, aber das gehört seiner Meinung dazu.

Sonntagnachmittag präsentierte der Männergesangsverein MGV Concordia Heiden sein Können in der Stadthalle Vennehof vor über 400 begeisterten Besuchern. Chorleiter Otto Groll leitete die ausgezeichnete 50-köpfige  Männergruppe, die ihr ausgefeiltes Repertoire vorstellte.

Neben Volksliedern und einem flotten Titel von Udo Jürgens „Alles, was gut tut“ bot der Chor viele Lieder von Otto Groll dar, der bereits seit 47 Jahren den Chor leitet und Tags zuvor mit der Willy-Giesen-Urkunde geehrt worden war. „Statt 78-jährig, könnte er gut als 65-jähriger durchgehen“, so Stefan Lex.

Neben a capella Stücken waren Lieder mit Klavierbegleitung  von dem hervorragenden Professor Xaver Poncette am Flügel oder mit Akkordeon, gespielt von Hans Deing zu hören. Bei einigen Liedern wurden die Sänger von der Rhythmusgruppe Heiden begleitet, das sind Albert Berger (Gitarre), Hans-Georg Knüver (Bassgitarre) und Willibald Knüver (Schlagzeug). Egal ob mit Begleitung oder ohne, immer traf der Chor den richtigen Ton.

Der Erste Vorsitzende Hans-Bernd Beumling lieferte den Damen und Herren im Publikum gute Gründe für die Herren, einem Männergesangsverein beizutreten: „ Chormusik findet Wege die Sinne und Herzen zu erreichen. Für die Damen: Sänger sind prädestiniert für Hausarbeiten, charmant und feinfühlige Liebhaber, meine Damen schicken sie ihre Männer in unseren Verein. Und für die Herren: Nach einer Probe kann man bei einem kühlen Blonden sehr gut den Alltagsstress abbauen.“

Als innovative Idee hatte der MGV in diesem Jahr zwei Solisten engagiert. Die wunderbare Sopranistin Christiane Linke vom Theater Bielefeld und den Tenor Stefan Lex, nicht nur ein herausragender Sänger, sondern auch ein charmanter und locker plaudernder Moderator. So führte er mit viel Witz durch die verschiedenen Programmpunkte: Mein Vater hat mir geraten: Such dir eine Frau die Kochen und Backen kann, eine die viel Geld hat und viel verdient, eine die eine zärtliche Liebhaberin ist und sorge dafür, dass sich die drei nie begegnen.“ So leitete er zum Johann Strauß Lied „Als flotter Geist. Ja das alles auf Ehr“ aus dem Zigeunerbaron über. Sehr gut kamen die Duette mit der Sopranistin beim Publikum an. Doch die Höhepunkte waren eindeutig, wenn alle Sänger und Musiker gemeinsam die Titel darboten. Am frühen Abend endete diese wirklich gelungene Aufführung vor einem zufriedenen und begeisterten Publikum.

In nostalgischen Gefühlen versinken

Fotoauss-Rummel(64)

Von Claudia Peppenhorst

Borken.  Sie ist etwa ein Meter 50 groß, ihre 67 Jahre sieht man ihr nicht an, und sie wirbelt bei jeder Gelegenheit mit ihrer Fotokamera durch die Gegend, selbst an dem Abend, an dem sie im Mittelpunkt steht, ihr 50-jähriges Berufsjubiläum mit Freunden und Kunden feiert. Die Rede ist von der Fotografin Margarethe Rummel, einer großartige Frau.

Mittwochabend eröffnete die VR-Bank in ihren Geschäftsräumen am Butenwall  die Fotoausstellung „Auf alten Fotos sieht jeder jünger aus“ von Margarethe Rummel. Zahlreiche Besucher schauten sich die Porträtaufnahmen der Profifotografin an. Viele ihrer Kunden hatte sie gebeten, sich in den letzen eineinhalb Jahren noch einmal von ihr fotografieren zu lassen. Jetzt können Besucher den direkten Vergleich anstellen, in Gegenüberstellung hängt jeweils ein Bild von früher neben einem aktuellen derselben Person.

Mit dem Titel der Ausstellung sind nicht alle Abgelichteten einverstanden. „Ich finde, früher habe ich älter ausgesehen, vielleicht liegt es an der Frisur, vielleicht an der starren Haltung“, meint eine Porträtierte. Auch einem weiterer Modell fällt auf: „Auf dem aktuellen Foto sehe ich viel lockerer und lebendiger aus.“ Der zwölfjährigen Hanna gefällt ihr Kleinkinderbild besser, obwohl sie sich nicht an das Shooting erinnert und sich kaum wiedererkennt.

Auf 20 Stellwänden finden sich 40 Fotos, die jeder vergleichen kann, das älteste Portrait von 1964.  Margarethe Rummel ist begeistert von der Resonanz: „Jeder hat mitgemacht, den ich angesprochen habe, hat sich der Veränderung gestellt. Am deutlichsten sieht man die natürlich an den Kindern, die erwachsen geworden sind.“ Hannas Eltern lassen ihre beiden Töchter jährlich von Margarethe Rummel fotografieren: „Wenn man immer mit den Kindern zusammen ist, bemerkt man die Veränderungen gar nicht so, als wenn man die jährlichen Fotos anschaut.“ Auch Brigitte und Ludwig Grave betrachten ihr Hochzeitsfoto von 1992 und vergleichen es mit dem von 2012, was sie denken und fühlen verraten sie nicht, aber sie machen einen glücklichen Eindruck.

Ihre Lehrjahre hatte die Fotografin bei Eva Heuermann: „Damals musste ich noch unter diesem Tuch verschwinden, die Kamera einstellen, den Film einschieben und keiner durfte sich bewegen.“ Die neue Digitaltechnik findet sie „wunderbar“ und „faszinierend“, wobei sie sich die Arbeit mit Ehemann Werner teilt; sie ist für das Fotografieren zuständig, er für das Bearbeiten der Fotos. Im Hintergrund spielt das Duo „Ten Strings“ (Barney Walters und Wolfgang Becks). Dann hält sie ihre Begrüßungsrede für die Besucher: „Wir sind in letzter Zeit gefragt worden: Wann wollt ihr denn endlich aufhören? So schnell noch nicht! Wir bleiben ihnen noch etwas erhalten.“

Zu sehen sind die Bilder in der Zeit vom 4. bis zum 29. April in der VR-Bank Westmünsterland, Butenwall 57  während den Öffnungszeiten.

„Ich bin so scharf. Ich hab Bedarf“

Biggi Wanninger und Anne Rixmann begeisterten am Weltfrauentag die Borkenerinnen mit ihrem Programm „200% Frauenquote“ in der ausverkauften Stadthalle im Vennehof.

Von Claudia Peppenhorst

Borken. Freitagabend treten Wanninger & Rixmann in der ausverkauften Stadthalle vor ein von Frauen dominiertes Publikum. Mit ihrem Programm „200% Frauenquote“ begeistern sie alle, auch die wenigen Männer, die zu Besuch gekommen sind, denn ihre Kabarettnummern richten sich nicht gegen Männer. Organisiert und eingeladen zu diesem brillanten Abend hatten die Geleichstellungsbeauftragten von Borken, Reken und Heiden, Anna Grütering-Woeste, Sabine Rentmeister und Heike Twyhues.

„Es ist so schön, in Borken zu spielen“, schummelt Biggi Wanninger gleich zu Beginn: „Ich glaube, ich habe Borken die ganze Zeit vermisst.“ Das glaubt ihr Anne Rixmann nicht und schließt sie an einen Lügendetektor an. Am Ende der Nummer ist klar: „Bei uns Frauen sind es nur Notlügen. Lieber vier Mal stöhnen, als die ganze Nacht diskutieren.“ Mit ihren frechen Anspielungen nehmen sie sich und die Frauen (und auch Männer) auf die Schippe. Als Telefon-Wahrsagerinnen beraten sie Hitler: „Du wirst an einem jüdischen Feiertag sterben.“ Er will wissen, an welchem genau. „Das ist gleichgültig, wenn du stirbst ist jeder Tag ein jüdischer Feiertag.“

Unerschrocken nimmt das Duo auch alle Religionen in ihrem Göttertest aufs Korn mit dem Fazit: „Alle Schöpfergötter sind Machos und wenn es kritisch wird, verpissen sie sich.“

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Indisches Kismet wird verbal verhunzt als: „Ma-hat-ma-Glück, ma-hat-ma-keins.“

Politisch wird Anne Rixmann in ihrer Rolle als Angela Merkel: „Ich bin auf dem Teppich geblieben, aber mein Teppich kann fliegen“, oder: „Jesus konnte über das Wasser gehen, ich kann an Land schwimmen.“ Dann wenden sie sich wieder mehr sozialkritischen Themen zu,  als typische Hausfrauen in ihrem „Reihenhausgetto“, spielen sie auf ungleiche Entlohnung von Männern und Frauen an mit ihrem Rap: „Zu wenig Brutto und  ne Schlange bei netto.“ Oder sie demonstrieren als Omas vor dem Kernkraftwerk Kalkar, bis sie der Sicherheitsdienst des Vergnügungsparks auf ihren Fehler aufmerksam macht.

Das lockere Publikum ist begeistert, zwischen Bühne und Zuschauerraum scheint es keine Barriere zu geben. Immer wieder scheint man bekannte Gesichter durch die auf der Bühne überzeichneten Figuren – selbst wenn nur aus der Boulevardpresse – wiederzuerkennen. Dann steht das Duo als reiche Russinnen auf der Bühne, die die Geschäfte der Düsseldorfer Kö snobistisch als Billigläden bezeichnet. Übrigens: „Irinas erste Worte waren „Gucci, Gucci, Gucci“. Demnächst fahren wir zum Shoppen nur noch nach Dubai. Da haben die keine Ratten in der Kanalisation, sondern Nerze.“

Selbstbewusst bringen sie mithilfe eines Plakates den Frauen gegen Ende ein Lied bei. Alle singen mit (auch die Männer): „Ich bin so scharf. Ich hab Bedarf. Will wenn ich darf. Beischlaf.“

Schließlich ist es schwierig für Wanninger und Rixmann von der Bühne zu kommen, denn das Publikum fordert Zugaben und bekommt sie. Spätestens dann hat auch der letzte bemerkt, dass die auf der Bühne vermeintlichen Konkurrentinnen ein Herz und eine Seele sind und gerne vor dem Borkener Publikum gespielt hat.

Premiere des JJ Live Club Borken mit „Männermusik“

Ein neues Konzept des „Kaffeeklatsch“ bringt noch mehr Musikkultur nach Borken. Einmal im Monat treten musikalische Newcommer im Club unter dem Motto „…samstags live und lecker“ auf. Zum Start gab es „Männermusik“ auch für Frauen.

Borken. (csp) 21:30 Uhr am Samstag rockten die vier Musiker von Männermusik vor rund 120 Gästen im Kaffeklatsch. Die Vier ließen das Publikum tanzen, springen und singen, Opas pogen, Mädels und Jungs schwofen, swingen und mitsingen. Sie spielten deutsche Schlager, wie man sie noch nie gehört hatte mit Witz, Tempo und groove. Eine ungewöhnliche Musik, von ungewöhnlichen Musikern aus Münster und Borken mit ungewöhnlichen Namen: Svenja (Gesang, Akkordeon,  Chickenegg, Kazoo) bediente das Mikrofon wild tanzend, sehr unterhaltend und freundlich. Renate auch Kunigunde genannt zupft, schlägt und ist der, „der mit dem Kontrabass tanzt“.  Henke, der Schlagzeuger gab alles am Cajon  (der span. Kiste), verliebt und versunken in den Rhythmus. Mahlmään funkte, zupfte oder rockte die E-Gitarre.

Vater Paul Schepping übernahm die Begrüßung der Gäste und stellte die „schüchternen“ Musiker vor. „Der kann besser reden, ich trau mich nicht so vor’s Mikrofon“, meinte Inhaber Jan Schepping. Mit dem neuen Konzept wollen sie überraschende Musikformationen aus NRW in die Liveclubnacht ins Klatsch bringen, den Borkenern neues bieten. Soul, Funk, Blues, Singer und Songwriter werden künftig jeden dritten Samstag im Monat auf der Bühne stehen. Bis zum 16. November stehen die Acts schon fest: 16.3. Ton3 (Düsseldorf), 20.4. Fischgesichter (Düsseldorf), 18.5. Kruse & Blanke (Hanburg/Raesfeld), 15.6. Sundrupband (Münster), 17.8. Billy Bob Buddha (Köln), 21.9. Schlagsaitenquantett (Aachen), 19.10. Lou Dynia (Bocholt) und 16.11. Radio Lukas (Münster).

Für Leute, die neugierig sind und die eingefahrenen Wege verlassen wollen lohnt sich der Eintrittspreis von 8 € im Vorverkauf, 10 € an der Abendkasse; die gelungene Premiere in gemütlichem Ambiente begeisterte die Gäste, die sich auf die nächsten Veranstaltungen freuen.

 

Götz Alsmann „Paris“

„Les Bleus“ bringen „Paris“ nach Borken

Götz Alsmann und Band begeistern ihr Publikum in der Stadthalle Vennehof

Titel-01Jazzig angehauchte Chansons der 30er bis 60er Jahre präsentierten Götz Alsmann und seine Band einem sehr aufmerksamen Publikum im Vennehof. Gewürzt mit phantastischen Anekdoten und Geschichten des Fernsehmoderators war dieser Abend ein absolutes Highlight.

Von Claudia Peppenhorst

Borken. In babyblauen Sakkos traten Götz Alsmann und seine vier Musiker am Samstagabend vor ausverkaufter Stadthalle auf und paradierten zwischendurch als Models über die Bühne. Alsmann bezeichnete die Farbe des neue Outfits als „Borken Bleu“. Sein Programm hatte er „Paris“ genannt. Seinen Gästen spielte er viele unbekannte und bekannte französische Chansons und deutsche Schlager mit französischem Flair vor. Dazwischen erzählte er auf seine witzige Art, wie er zur Musik gekommen war, welche Vorbilder und Idole er hatte. Er wollte werden wie Eddi Constantine, wollte Mädchen so erobern wie dieser und scheiterte kläglich. Er besuchte Paris, traf in einer Kneipe auf alle Chansongrößen (auch verstorbene) und fühlte sich als „Gott von Paris“, dabei ist er schon der König des deutschen Jazzschlagers.

Titel-1Jazzig, tänzerisch spielte er Melodien von Gilbert Becaud, Serge Grainsbough, Charles Trenet, Dalida und vielen anderen am Flügel. Musikalisch wanderte er durch die Zeit zwischen den 30er Jahren bis zu den 60ern. Nicht fehlen durfte ein so bekanntes Stück wie „La Mer“ oder „Wenn es Nacht wird in Paris“,  aber auch das selten gehörte  „Der Wolf tanzt Cha- Cha-Cha“.

Begleitet wurde der Fernsehmoderator von seiner Band: Altfrid M. Sicking (Vibraphon, Xylophon, Trompete), Michael Ottomar Müller (Bass), Rudi Marhold (Schlagzeug) und für viele akustische Effekte sorgte Markus Paßlick (Percussion). Alsmann sang die Songs nicht nur am Klavier, er unterstützte das französische Ambiente auch mit Akkordeonklängen.

„Unfassbar“, fand Götz Alsmann und etliche Besucher die Störung des Konzerts durch ein klingelndes Handy, nachdem er sich beruhigt hatte, nahm er es witzig:  „ In Borken wird viel telefoniert.“

Am Ende des Konzertes trat er alleine mit seiner geliebten Ukulele auf. „Ich hoffe, dass es nicht wieder so lange dauert, bis ich nach Borken zurückkehre“, damit verabschiedete er sich von seinem rundum zufriedenen und begeisterten Publikum in der Stadthalle.

 

„Storno“ – jeder bekommt sein Fett weg

„Storno“ präsentiert witzig bissigen Jahresrückblick

Den wenigsten Besuchern war das Comedy-Trio unbekannt, sie wussten, was sie erwartete, zweieinhalb Stunden beste Unterhaltung, ein satirischer Rückblick auf Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Gesellschaft und Profanes des vergangenen Jahres.

Thomas Philipzen, Jochen Rüther und Harald Funke (v.l.) immer wieder überraschend.

Von Claudia Peppenhorst

Borken. Einen massiven Angriff auf die Lachmuskeln des Publikums fuhren die drei Kabarettisten Harald Funke, Thomas Philipzen und Jochen Rüther am Samstagabend in der ausverkauften Stadthalle. Ein Jahresrückblick der besonderen Art, eine Mischung aus politischem Kabarett, Comedy und Kalauern mit Gesangseinlagen, vollem Körpereinsatz und einem unvergleichlichen Minenspiel der Darsteller.

Rundumschläge gab es in alle Richtungen, Politiker, die Wirtschaft und auch die Borkener, jeder bekam sein Fett weg, außer Herrn Funke, der zwar bei der Fußball-EM mitgemacht hatte, aber dennoch dicker geworden war, weil er vor dem Fernseher so viele Chips, Ferreros und Bier verzehren musste. Den Ratschlag, es hätte mal selber mal ein Trikot anziehen sollen, wies er zurück: „Ich hab eins angehabt, aber das hat auf der Couch so gezwickt“.

Neben solchem Kalauern beschäftigten sich die drei aber auch mit politischen Themen, da wurde der Bee Gee Titel „Night Fever“ schnell umgemünzt in „Scheißkrise“, und dem Publikum wurde klar gemacht, dass wir uns mit Politikern wie Merkel und Gauck in Richtung „Gottesstaat“ bewegen. Wenn Dieter Bohlen noch dazu stößt bekommen wir vielleicht bald sogar eine neue Nationalhymne.

Irgendwann zog Herr Philipzen eine CD hervor, die Steuersünder-CD von Borken-Mitte, danach eine Langspielplatte, „die Version für die Älteren unter ihnen, und hier die Single für die Alleinstehenden“.

Der Organspende Skandal wurde nicht ausgelassen und mit dem Song „Hey big spender“ verknüpft. „125000 Euro für eine Leber, da bekommt die Aussage meines Arztes, meine Leberwerte seien gestiegen eine völlig neue Bedeutung. Übrigens: ‚Dein ist mein ganzes Herz‘, würde sich als Trailer anbieten“, meinte Harald Funke. Aber auch die Kanzlerin stand immer wieder in der Kritik: „Angiethermie, das ist Macht durch heiße Luft.“ Und Bettina Wulffs Buch war ebenfalls Thema: „Bettina Wulff, die Daniela Katzenberg der deutschen Politik.“

Das begeisterte Publikum forderte Zugaben und bekam unter anderem eine „kleine griechische Komödie“ serviert. Das Trio bedankte bei den herzlichen Zuschauern und verabschiedete sich mit den Worten: „ Bis nächstes Jahr in Borken.“

„Ritterschlag“ zum Europaassistenten

Der Rittersaal des Schlosses in Raesfeld war das passende Ambiente für diesen feierlichen Augenblick. 13 neue Europaassistenten im Handwerk konnten ihr Abschlusszeugnis in Empfang nehmen.

Raesfeld. (csp) „Ohne das Engagement von Carina und Vera hätte es diese kleine Feier vielleicht nicht gegeben. Eine tolle, runde Veranstaltung“, lobte ihr Lehrerin Sandra Hechltjen die Organisatorinnen am Freitagabend im Rittersaal des Schlosses. Nicht alle Absolventen konnten zu dieser Feier erscheinen, dennoch waren die Neun, die das Zeugnis ihrer Zusatzqualifikation in Empfang nehmen konnten, sehr Stolz.

Eine 1 1/2 halbjährigen Ausbildung am Berufskolleg Borken in Abendkursen und ein dreiwöchiges Praktikum im Ausland waren die Voraussetzung für diese Auszeichnung der Handwerkskammer Münster und des Berufskollegs. In Abendkursen paukten die Schüler und Schülerinnen Länderkunde, Interkulturelle Kompetenzen, Waren- und Wirtschaftsrecht und Englisch. Alle Fächer waren sehr praxisbezogen und außer in Englisch gab es noch keine Lehrmaterialien, die wurden teils in Teamarbeit mit Lehrern und Schülern erstellt. Die Klassenlehrerin verriet: „Es war sehr anstrengend, den Unterricht vorzubereiten und mit Inhalt zu füllen, außer den Lehrplänen standen keine Materialien bereit, Fachkollegen gab es nicht, fachfremd musste alles mit den Schülern erarbeitet werden. Das hat uns zu einer kleinen, gemeinschaftlichen Gruppe zusammengeschweißt.“

Mehrere Schüler und Schülerinnen berichteten während der Feierstunde in sehr gut präsentierten Vorträgen von ihren Auslanderfahrungen, ihrer Arbeit, den netten Kontakten und ihren Gastfamilien in Norwegen, Frankreich und England.

Der Vizepräsident der Handwerkskammer Münster Hans Hund bezeichnete die jungen Damen und Herren als „Botschafter in Zeiten der europäischen Krise“ und bedankte sich besonders bei „den Betriebsinhabern, die diesen Auslandsaufenthalt unterstützt, mitgetragen und dadurch ermöglicht hatten“. An die Absolventen richtete er den Appell: „Bleiben Sie am Ball.“ Damit stellte er ihnen in Aussicht ihre Karriere weiter zu verfolgen und vielleicht die Meisterprüfung anzustreben.

Neue Europaassistenten und Assistentinnen im Handwerk sind: Maximilian Bohn, Stefan Brömmel, Sonja Bünting, Carina Floß, Darinka Große, Niclas und Daniela Groß-Onnebrink, Vera Hartling, Ferdinand Möllmann, Barbara Nörtemann, Gernot Oehlandt, Markus Schnermann und Pascal van Almsick.

 

Big Daddy Wilson grooved das Stadtmuseum

Big Daddy Wilson grooved das Stadtmuseum

„After Christmas“-Konzert im Stadtmuseum Borken

Von Claudia Peppenhorst

Borken. Blues, Soul, Funk, Folk? Welchen Begriff sollte man für seine Musik wählen? Nun, irgendein Label muss ihr doch verpasst werden, damit der potentielle Konzertbesucher vorher weiß, worauf er sich einstellen muss, damit die Veranstalter es irgendwie ankündigen können und damit der Amazonkunde die Sparte kennt, in der er seine Musik finden kann.

Ich schlage vor : „Einfach ‚mal reinhören“. Oder : „Einfach ‚mal hingehen“. Das habe ich am Donnerstagabend gemacht, diesmal nicht im Auftrag der BZ, sondern in Eigeninitiative. Enttäuscht wurde ich keine Sekunde lang, dafür habe ich ein Konzert genossen, das einem nur ganz selten geboten wird. Die musikalischen Perlen liegen überall herum, man muss sie nur aufsammeln.

Angekündigt als Trio traten sie dann zu viert auf, sozusagen als Trio mit Verstärkung: Big Daddy Wilson Blount (Gesang, Gitarre, Percussion), Michael van Merwyk (Gitarre und Slide Guitar), Detlef Blanke (Bassgitarre) und die „Verstärkung“ Roberto Morbioli (Gitarre). Ab 20 Uhr begann das Publikum „mit den Hufen zu scharren“, mit jeder Minute wuchs die Ungeduld, die vier Musiker ließen sich entschuldigen und Big Daddy erzählte es dann gegen 20-nach mit seinem leicht amerikanischen Südstaaten Klang. Kurz und übersetzt, die Pizzeria war „Schuld“, zu langsam, zu spät, das Essen stand erst um viertel vor Acht auf dem Tisch. „Welche Pizzeria war es?“ wollte ein Zuschauer wissen, Gelächter, no comment.

Mit dem passenden Song für ein „After Christmas“-Konzert „I heard the angels sing“ stimmte Wilson seine Zuhörer ein.

Im Programmheft angekundigt wurde: „Big Daddy Wilson Trio »Back to the Roots« … Mit einer Stimme, die auch in Borken das Zuckerrohr wachsen lassen wird…“ Eine schöne und treffende Formulierung. Dieser Mann, diese Stimme hat eine ungeheure Präsenz, groovig, black, laut schnurrend wie der König der Löwen, sie lässt tatsächlich Bilder von Zuckerrohr oder Baumwollfeldern entstehen …. und dabei besingt er gerade mit einem ironischen Text der Deutsche Bundesbahn, beziehungsweise den ICE. Wer erkennt darin nicht die Reminiszenz des „Freight Train Blues“?

Für die Damen hatte Wilson einen heißen Tipp, sie sollten sich einen „Country Boy“ suchen, die seien bodenständig, und damit stellte er seine Musiker vor Michael van Merwyk aus Ostwestfalen, Detlef Blanke aus Ostfriesland und Roberto Morbioli aus den italienischen Bergen, gleichzeitig kündigte er den nächsten Titel „Country Boy“ an.

Alle Stücke des Programms hier aufzuzählen ist müßig, besser, einfach einmal reinhören. Wer „googelt“ wird schnell fündig. Big Daddy Wilsons CDs gibt’s auch zu kaufen oder zu downloaden. Seine Tourdaten erfährt man unter http://www.bigdaddywilsonb.de/


An dieser Stelle muss ich einmal die Verantwortlichen des Stadtmuseums Borken loben, den Museumsleiter Dr. Norbert Fasse und Monika Böing, die für die Ausstellungen und Veranstaltungen verantwortlich ist. Zum Einen bieten sie in ihrem Haus ein wunderbares Ambiente, zum Anderen beweisen sie immer wieder ein „geschicktes Händchen“ bei der Auswahl der Künstler. Persönlich kann ich einen Besuch der Ausstellungen und Konzerte nur empfehlen.

Jazz und Jam-Session mitten in Borken

Jazz und Jam-Session mitten in Borken

Jazz wie in einem New Yorker Club

Jam-Session mit Gästen

Das war der Hammer. Die Musikschul Jazz-Combo von Christian Hammer gab ihr drittes Weihnachtskonzert im Restaurant Stadtmühle. Dicht gedrängt erlebten die Zuschauer Jazz-feeling wie in einem New Yorker Club.

Borken. (csp) Wer zufällig vorbeikam hätte glauben können irgendwo in New York zu sein. Zum Restaurant Stadtmühle geht es zwar keine kleine Treppe in den Jazzkeller hinunter, der war stattdessen im Thekenraum. Hier hatte der Wirt kurzerhand die großen Tische an die Wand gestellt, diese boten dann auch die einzige Sitzgelegenheit für die vielen Gäste, 3-4 pro Quadratmeter. Am Vorweihnachtsabend packten die Jazzcomboschüler ihre Instrumente aus und präsentierten im Thekenraum der Stadtmühle ein kleines und perfektes Konzert. Begeisterten Zuhören wurden Titel präsentiert wie „Little Sunflower“, Herbie Hancocks „Cantaloupe Island“, „So what“ oder „Song for my father“ des Horace Silver Quintetts. Abschließenden wurde mit dem verjazztes Weihnachtslied „Leise rieselt der Schnee“, daran erinnert, dass am nächsten Tag Heiligabend war.

Die jungen und talentierten Jazzmusiker der Combo: Aron Hofmann (Drums), Thomas Becker (Keyboard), Tim Sawatzki (Gitarre), Philipp Dondrup (Saxophon), Dominic Baumeister (Trompete) unter Leitung ihres Lehrers Christian Hammer (Bass) erhielten begeisterten Applaus für gelungene Soli und Standing Ovation. Der Begriff stehender Applaus erhielt bei dem dichtgedrängt stehendem Publikum in dem rappelvollen Raum eine neue Bedeutung, der guten Atmosphäre tat das jedoch keinen Abbruch.

Nach diesem „offiziellen Teil“ war aber noch lange nicht Schluss. Bis in den späten Abend hinein wurde „gejamt“. Einige Leute im Publikum, darunter ehemalige Schüler der Musikschule – zwei aus Christian Hammers alter Jazz-Combo studieren inzwischen Musik in Enschede – hatten ihre Instrumente mitgebracht. Jetzt gab es eine Jam-Session, man einigt sich auf einen bekannten Titel und spielt, improvisiert, wechselt sich mit Melodie und Begleitung ab und hat Freude am spontanen Musizieren. Der Begeisterungsfunke sprang sofort auf das Publikum über. Die Jazzkenner spürten, dass ihnen so etwas sehr selten geboten wird. Wer einmal in den Genuss solch einer gelungenen Jam-Session kommen möchte, sollte sich jetzt schon den Termin im kommenden Jahr in seinen Kalender eintragen.

 

Ron Williams als Harry Belafonte

Bei „Matilda“ sang, klatschte und tanzte das Publikum mit

Ron Williams als Harry Belafonte und das Ensemble begeistert das Publikum der Kulturgemeinde im Vennehof. Die Aufführung des Schauspiels mit Musik „Die Harry Belafonte Story“ wurde zu einer Bildungsreise durch die letzen 60 Jahre US-amerikanischer Geschichte.

Von Claudia Peppenhorst

Borken. Die Songs von Harry Belafonte waren dem Publikum bekannt, und manch einer summte die Melodien leise mit. In dem Schauspiel mit Musik wurde aber auch Hip-Hop präsentiert und etliche Folksongs, Schlager und Protestlieder. Was der Kulturgemeinde da am Donnertagabend in der Stadthalle geboten wurde, traf auf große Begeisterung. „Die Harry Belafonte Story“ war ein mitreißendes Theaterstück, das für viele zum Lehrstück US-amerikanischer Geschichte wurde. In eine Rahmenhandlung aus dem Jahr 2006 eingebunden, gab es Rückblenden auf verschiedene gesellschaftliche und politische Ereignisse der vergangenen 60 Jahre, die elementar mit Belafontes Leben zusammenhingen, unterstützt durch auf die Bühne projizierte Bilder und Filmausschnitte der Ereignisse. So lernten die Zuschauer beispielsweise neues über die Freiheitsstatue, über Rassentrennung, Rosa Louise Parks, oder die McCarthy-Ära, aber auch persönliches aus Belafontes Leben.

Szenenapplaus und viele Lacher erzeugte das Kinderlied „There’s A Hole In The Bucket“, auch wer des Englischen nicht mächtig war, erkannte sofort das Lied „Ein Loch ist im Eimer“. Die hervorragende komödiantische Darstellung tat ihr übriges dazu.

Sechs Schauspieler und Schauspielerinnen wirbelten über die Bühne, spielten, sangen, schlüpften in verschiedene Rollen und bauten die Szenen blitzschnell um. Und alle sechs begeisterten bei allen Songs mit wundervollen Gesangsdarbietungen. Ron Williams, der in Borken bereits als Martin Luther King und Nelson Mandela auf der Bühne stand, verkörperte Harry Belafonte, Maaike Schuurmans dessen Frau Julie Robinson-Belafonte, Dominique Siassia die Kellnerin Angel, Gerhard Haase-Hindenberg war der Barbesitzer Carly Duke, Karsten Kenzel provozierte als der aufmüpfige Jugendliche Steve und Thomas E. Killinger spielte nicht nur den Barpianisten Jeff, sondern spielte während des gesamten Stücks Klavier und sorgte für den passenden Sound bei allen Liedern. Das ganze Ensemble verdient ausnahmslos größte Bewunderung für diese tolle Leistung.

Mit dem Schlusssong „Mathilda“ war das Calypso-Fieber auf die Borkener übergesprungen. Die Schauspieler wurden vom Publikum dadurch belohnt, indem sich alle in der fast ausverkauften Stadthalle erhoben, den Song mit klatschten, mitsangen und dazu tanzten.