Jürgen Kehrer
Kriminalroman
kt., 240 Seiten
EUR 13.00, E-Book EUR 9.99
ISBN 978-3-98659-003-1
Erscheinungsdatum: 10/2022
Mit zwei fulminanten Fällen beendet Jürgen Kehrer seine Wilsberg Buchserie. Nach 21 Krimis um den Kultdetektiv in 32 Jahren ist jetzt Schluss mit Wilsberg, zumindest in Buchform. Die Fernsehserie soll weitergehen, auch dazu schreibt Jürgen Kehrer Drehbücher. Einen würdevollen Abschied will der Schriftsteller seiner Hauptfigur bieten, so äußerte er sich in einem Interview: „Bevor mir nichts mehr einfällt…“. Dazu fasst er in einem Doppelkrimi `Seinen ersten und sein letzten Fall´ zusammen.
An Wilsberg und Kehrers Vergangenheit schließt diese letzte Geschichte an. Beide hatte es zum Studium nach Münster verschlagen, wo sie hängen geblieben sind. Dass Kehrer den 1989 er-Fall sehr gerne geschrieben hat, wie er im Interview verrät, spürt man als Leser in jeder Zeile. Da hat jemand aus seinem eigenen Erleben geschrieben, was die Story absolut authentisch macht.
Spannend von der ersten bis zur letzten Seite ist dies wohl der absolut beste Wilsbergkrimi überhaupt. Die Story beginnt im April 2022, als Wilsberg mit zahlreichen anderen Personen in einem Kaufhaus in Münster als Geisel in der Hosenabteilung festgehalten wird. Offensichtlich spielt ein gewisser Frank Knieriem hier eine entscheidende Rolle. Knieriem, ein Name, den Wilsberg dreißig Jahre nicht mehr gehört hatte. Damals, 1989 hatte er in seinen Anfängen als Rechtsanwalt Frank Knieriem in einem Strafprozess vertreten. Der Prozess für diesen Mandanten hätte ihm eigentlich zum Durchbruch seiner Anwaltskarriere verhelfen können. Warum Wilsberg dann eine Karriere als Privatdetektiv einschlägt erfährt man im Laufe der Story. Und wenn Sie noch erfahren möchten, ob Wilsberg die Geiselnahme überlebt, müssen Sie das großartige Buch lesen. Sie werden sich garantiert nicht langweilen.
Wieder ist dem ZS-Verlag / Phaidon ein großer Wurf geglückt. „Frankreich – Das Kochbuch“ ist die Neubearbeitung des millionenfach verkauften Kochbuchs „Je sais cuisiner“ (Ich kann kochen) von Ginette Mathiots (1907-1998), das 1932 zum ersten Mal erschien. Drei Generationen haben die bodenständigen Rezepte der französischen Küche mit diesem Buch erlernt. Die vorliegende Ausgabe ist natürlich den heutigen Bedürfnissen angepasst. Die Pariser Autorin und Bloggerin von „Chocolate & Zucchini“ hat die über 1400 Rezepte komplett aktualisiert. über 200 moderne Illustrationen bringen Abwechslung in den Lesestoff.
Bei französischer Küche denken viele an komplizierte Arbeitsabläufe, doch ein kurzer Blick in das Kochbuch zeigt schon wie teilweise simpel es sein kann, französisch zu Kochen. Mathiots Buch wendet sich an die unbedarften Neulinge, an Menschen, die das Kochen von Grund auf lernen möchten. „Ginettes Grundlagen des Kochens“ beschäftigen sich daher erst einmal mit Küchenutensilien, den unterschiedlichen Garmethoden, der Weinauswahl ebenso wie mit dem sehr sinnvollen Einsatz saisonaler Lebensmittel tabellarisch nach Monaten sortiert. Gewürze werden ausführlich erläutert und ein kleines Glossar erklärt grundlegende Arbeitstechniken wie beispielsweise Anbräunen, Aufwallen lassen, Bardieren, Blanchieren, Reduzieren und Tournieren. Saucen bringen den außergewöhnlichen Geschmack an viele Gericht, so ist es nicht verwunderlich, dass Mathiot im ersten Kapitel ihres Kochbuchs mit den Grundrezepten zu 68 Saucen beginnt gefolgt von Marinaden und Füllungen. Horsd`euvres, also kleine Vorspeisen bilden das zweite Kapitel, in dem man auch die Zubereitung von Froschschenkeln und Schnecken findet, auch wenn das nicht mehr sehr zeitgemäß ist. Allein auf 50 Buchseiten geht es um Milch, Käse und Eierspeisen. Es folgen Kapitel zu: Suppen, Fisch, Fleisch, Geflügel, Wild, Gemüse und Salate, Hülsenfrüchten, Reis und Nudeln, Obst, Desserts, Eiscreme, Kuchen und Gebäck und schließlich Süßigkeiten, Getränken und Eigemachtes.
Die eigentlichen Rezepte muten teils minimalistisch an, werden dadurch jedoch äußerst übersichtlich und entmutigen besonders den Anfänger nicht durch seitenlange Erklärungen. Beispielsweise der Blumenkohlauflauf (Seite 538) ist in sechs Zeilen und drei Zutaten erklärt, bedarf allerdings ein wenig Blättern im Buch, denn die Rezepte für die Fleischfüllung und die Pilzsauce befinden sich mit Verweis auf anderen Buchseiten. Durch dieses Herumblättern lernt man sein neues Kochbuch noch besser zu gebrauchen und entdeckt ständig etwas Neues. Hat man sich schließlich in die französische Küche eingearbeitet, gelingt es sicher auch die Drei-Gänge-Menüs zahlreiche französische Spitzenköche am Ende des Buches nach zu kochen, das wäre dann der „Ritterschlag“ für die Hausfrau/den Hausmann.
Ginettes Küchenratgeber rundet das Buch ab und lässt den Leser manchmal schmunzeln. Da findet man unter dem Stichwort Salz mehrere praktische Tipps, wenn dann doch einmal etwas versalzen ist, könne man einige Scheiben rohe Kartoffeln hinzufügen, klar, die nehmen das überschüssige Salz auf. Man dürfe jedoch nicht vergessen, sie vor dem Servieren zu entfernen. Auch wie man ein Menü plant, über die Jahreszeiten und zu Weihnachten und Silvester, wird erklärt, sowie was zu einem Picknick passt, selbst die Küchenplanung, die Etikette bei Einladungen oder das Decken des Tisches. Auf den abschließenden 35 Seiten findet sich die alphabetische Liste aller Rezepte. „Frankreich – Das Kochbuch“ ist eine Quelle toller Rezepte, eine Inspiration für die Fortgeschrittenen und ein hervorragendes Lehrbuch für alle Anfänger (m/w/d immer gemeint).
Mit „Griechenland – Das Kochbuch“ der Bestsellerautorin Vefa Alexiadou können sie eine kulinarische Reise durch die traditionelle Küche des Landes unternehmen. Zahlreiche Landschaftsfotos wecken zudem die Reiselust in diese südlichen Gefilde.
Für dieses wundervolle Buch hat die Grand Dame der griechischen Küche über 350 traditionelle Rezepte aus den verschiedenen Regionen zusammengestellt.
Nach einem Vorwort, in dem Alexiadou die Entwicklung und die Einflüsse der griechischen Kochkunst über Jahrhunderte schildert, gibt es zu elf Regionen Griechenlands nähere Informationen über deren Besonderheiten bezüglich Anbau von Nahrungsmitteln und deren Gebrauch. Hier wäre eine kleine geografische Karte eine Hilfe.
Die folgenden rund 450 Seiten mit ihren Rezepten und appetitmachenden Fotos sind gespickt mit leicht verständlichen Rezeptanleitungen, die auch für Anfänger, die die Basics beherrschen, geeignet sind. Vegetarier finden hier genauso viele schmackhafte Vorschläge wie auch die Fleischliebhaber.
In Grundrezepte und Saucen, Meze (Vorspeisen), Suppen, Salate, Gemüse, Hülsenfrüchte und Reis, Pasta, Fisch, Meeresfrüchte, Geflügel, Schwein, Rind-Kalb-Hackfleisch, Lamm, Wild, Teigpasteten, Brot, Kekse, Kuchen, Sirupgebäck und Süßigkeiten und Eingemachtes sind die Rezepte unterteilt. Und hier jeweils noch einmal nach den Jahreszeiten und Feiertagen, in denen sie traditionell in Griechenland zubereitet werden.
Ein umfangreiches Glossar und Register runden diese griechische „Kochbibel“ ab. Wieder ein schwergewichtiges Werk von Phaidon, die es verstehen exzellente Kochbücher zu publizieren. Leider fehlen dieses Mal die sehr nützlichen Merkbändchen.
Griechisches Essen steht für die urtypische Mittelmeerküche, in der seit Beginn der abendländischen Kultur Olivenöl, Brot, Wein, Feigen, Trauben und Käse die Grundnahrungsmittel sind. Es ist einfach zuzubereiten, gesund und lecker, und trägt das Meer und die geschichtsträchtige Kultur des Inselstaates in sich, aus dem es stammt. „Griechenland – Das Kochbuch“ fängt vom Cover bis zur letzten Seite die Sonne und das Lebensgefühl des Mittelmeers ein, illustriert durch 230 Farbfotos. Vefa Alexiadou, die Grande Dame der Griechischen Kochkunst, hat über 350 Rezepte aus ganz Griechenland zusammengetragen für dieses brillante Werk, das nicht nur zum Kochen anleitet, sondern auch Informationen über regionale Spezialitäten, einheimische Zutaten und die religiöse und historische Bedeutung der Gerichte enthält. Dieses eine Buch deckt die gesamte abwechslungsreiche und faszinierende Küche des modernen Griechenlands ab.
Zur Autorin: Vefa Alexiadou ist als Koryphäe der griechischen Küche bekannt. Sie ist Bestseller-Autorin, hat in Griechenland dreizehn Kochbücher veröffentlicht, schreibt regelmäßig Artikel für verschiedene Magazine und hat ihre eigene Fernsehsendung. Sie hält Vorträge, bietet Vorführungen zu griechischen Rezepten an und war Vorstandsmitglied im Zentrum zur Erhaltung der Traditionellen Griechischen Gastronomie.
Dumont Buchverlag Erscheinungstag: 12.04.2021 ISBN 978-3-8321-8138-3
In seinem neu erschienen Werk beschäftigt sich Bernhard Kegel mit den Auswirkungen des nicht mehr zu leugnenden Klimawandels. Detailliert geht der Wissenschaftler der Frage nach dessen Auswirkung in Flora und Fauna nach. Was machen Pflanzen im Gebirge beispielsweise, wenn sie in der für sie optimalen Temperaturumgebung wachsen wollen, die Temperatur jedoch stetig steigt. Nun, sie versuchen weiter nach oben zu „wandern“, wofür er zahlreiche Beweise gibt. Erschreckend ist es dann für den Leser von Kegels Buch, wenn ihm bewusst wird, dass auch Berge nach oben begrenzt sind und es daher irgendwann keine „Fluchtmöglichkeit“ mehr gibt.
So fährt einem hin und wieder bei der Lektüre ein Schrecken durch die Gehirnwindungen, der nicht von irgendeinem erhobenen Zeigefinger der Autors herrührt, sondern einfach vom Bewusstwerden nicht zu leugnender Tatsachen im Zusammenhang mit dem Klimawandel in dem wir leben. Den älteren Lesern wird klar, die Natur, wie wir sie aus der Kindheit kennen, gibt es nicht mehr und wird es nie mehr geben. Wir müssen den Wandel akzeptieren, macht uns Kegel klar. Pflanzliche und tierische Arten sind schon zu Hauf eingewandert, durch die Globalisierung und durch Migration aus südlicheren Gefilden. Dieser Prozess ist noch lange nicht beendet. Andere Arten werden verdrängt oder sterben aus.
Für die Erde ist Klimawandel nichts Neues, dafür gibt uns der Wissenschaftler interessante Beispiele aus der Erdgeschichte, zeigt aber auch, dass es mit menschlichem Zutun noch nie so rasant gegangen ist. Die Folgen sind unüberschaubar und dieses Buch zeigt uns einen kleinen Ausschnitt, dessen, was passieren kann. Covid-19 ist nur eine der Krankheiten, die durch engen Kontakt zwischen Wirt und Erreger entstanden ist, eine der Emerging Infectious Diseases wie Vogelgrippe, Denguefieber, AIDS, SARS, Ebola und weitere. Nach Auffassung der Wissenschaftler besteht die Gefahr, dass der Klimawandel die Liste noch länger und brisanter machen könnte, schreibt der Autor.
Bernhard Kegel ist kein Prophet und kann nicht in die Zukunft blicken, daher ist der Titel seines Buches etwas reißerisch aus der Überschrift genau des letzten Kapitel gewählt worden, das gerade einmal vier Seiten umfasst. Es endet versöhnlich mit einem Vergleich zwischen Flora, Fauna und uns Menschen, versöhnlich für Flora und Fauna.
Knapp 40 Seiten Anmerkungen und Literaturhinweise bieten jedem die Möglichkeit, tiefer in das Thema ein zu steigen.
Als eine Expertin der jüdischen Küche veröffentlicht Leah Koenig ihre Rezepte und Texte auch in der New York Times, im Wall Street Journal, in Saveur und im New York Magazin sowie auf den Webseiten von Food52, Epicurious, Taste und Tablet. In „Das Jüdische Kochbuch“ fasst sie 400 Rezepte der jüdischen Küche in einem wundervollen und prächtigen Buch zusammen.
Hintergrund
Das Leben der Juden ist seit Jahrtausenden geprägt von Verfolgung und Vertreibung. Der jüdische Glaube und damit die jährlichen Feiertage gaben diesem Volk, das über den ganzen Erdball zerstreut wurde, halt und sind immer noch das verbindende Element. Zu den Feiertagen gehören wie in jeder Religion gewisse Speisen, Kochvorschriften und Rezepte. An die „koschere Zubereitung“ kann man sich halten, muss man aber als Nichtjude nicht zwangsläufig, da der religiöse Bezug fehlt. Genauso wenig wie wir nachvollziehen, dass man als Muslim bestimmte Speisen und Getränke nicht verwenden darf. Die vielfach bekannten Speisen können ohne große Probleme nachgekocht werden und garantieren internationalen Genuss.
Mit der fragilen Sesshaftigkeit der Juden in weit entfernten Ländern, haben sie selbstverständlich auch die jeweils vor Ort verfügbaren Lebensmittel in ihre Küche übernommen, wie Koenig erklärt. So schmecken die traditionellen Speisen überall etwas anders. Einflüsse der asiatischen, afrikanischen, lateinamerikanischen Küchen mischen sich beispielsweise mit alten Rezepten.
Die ersten Seiten
Nach einem Vorwort von Julia Turshen leitet Leah Koenig die Leser*innen in ihre Rezeptsammlung ein und umreißt auch die jüdischen Feiertage mit ihren Festtagsessen. Jedem Rezept stellt sie eine kleine Erklärung zur Herkunft voran, wodurch das Buch zu einer kleinen Weltreise wird.
Die einzelnen Bereiche hat die Autorin unterteilt in: Frühstück; Brot; Salate, aufstriche, Eingelegtes und Vorspeisen; Suppen und Eintöpfe; Gemüse und Getreide; Frittiertes und herzhaftes Gebäck; Klöße, Teigtaschen, Nudeln und Kugeln; Hauptgerichte; Kuchen, Gebäck und Plätzchen; Süßigkeiten und Desserts; Relishes, Würzmischungen und Getränke. Interessant ist für einige, dass es viele milchfreie, glutenfreie, vegane und vegetarische Rezepte gibt, doch ebenfalls an die Fleischliebhaber ist gedacht, genauso wie an die schnelle Küche bei der das Gericht nach 30 Minuten auf dem Tisch steht oder Rezepte, die mit nur fünf Zutaten auskommen.
Durchgeblättert
Zahlreiche hellblau gefärbte Blätter fallen ins Auge, auf ihnen stehen die Rezepte von Profiköchen aus der ganzen Welt. Alleine fünf Rezepte für die auch in Deutschland beliebten Bagels enthält das Werk, Bagels, die „Brötchen“ mit dem Loch in der Mitte schmecken selbst gemacht viel besser als gekaufte. Zwischen Baltischen Roggen-Bagels, Cheese Bagels, Jerusalem Bagels, Montreal-Style Bagels und New York-Style Bagels können Sie wählen, dabei stammt das erste Rezept von Laurel Kratochvila, die in Berlin ihren Laden „Fine Bagels“ (Café, Bäckerei mit angeschlossener Buchhandlung) betreibt.
Zitat Leah Koenig
[…] Wie schon in früheren Zeiten entwickelt sich die jüdische Küche auch heute ständig weiter, da Jüdinnen und Juden sich an neuen Orten niederlassen, importierte Zutaten leichter erhältlich sind und soziale Medien Brücken zwischen geografischen weit voneinander entfernten Gemeinschaften bauen.
Wenn man unter diesen Umständen ein Kochbuch schreiben möchte, das die gesamte jüdische Küche abbildet, muss man sich in Demut üben. Mein Ziel war es, möglichst viele Arten jüdischer Kochkunst aus aller Welt vorzustellen. […]
Bei den 400 Rezepten wird jeder fündig und kann spanende neue Gerichte ausprobieren, die sicher schnell in den eigenen Rezeptpool eingebaut werden. Mit seinen über 1,5 Kilogramm reiht sich das Werk in die gewohnte „Familie“ der großartigen Phaidon Rezeptwerke ein. Halten Sie schon mal ein Plätzchen auf ihrem Bücherregal für dieses Schwergewicht frei.
Man kann zur Politik der Türkei stehen wie man will, nichts damit zu tun haben die kulinarischen Genüsse des Landes. Daher ist „Türkei – Das Kochbuch“ eine Offenbarung für jeden, der seinen Horizont über Döner und Co. erweitern will. Aber Vorsicht, die Kochbücher des Phaidon-Verlags sind echte Schwergewichte, nicht vom Verständnis her sondern vom Gewicht. So prangt auf dem Rücken des Indien – Kochbuch groß die Zahl 1,5 KG und auch die Neuerscheinung „Türkei – Das Kochbuch“ gehört in diese Kategorie mit seinen rund 1,8 Kilogramm bei 512 Seiten.
Der Autor und Koch Musa Dagdeviren hat erprobte Rezepte aus allen Teilen des Landes zusammengetragen. Dadurch ergibt sich schon beim Lesen ein Eintauchen in die Welt von Tausend und einer Nacht. Die kleinen einführenden Texte erklären die Besonderheiten der türkischen Küche, sie sind kurz gehalten und informativ. Eigentlich wünscht man sich noch mehr über Land, Leute und Kochkultur zu erfahren, das würde aber sicher den Zweck eines Kochbuchs zuwider laufen. So ist der Untertitel Kulinarische Traditionen und Rezepte eher mit dem Schwerpunkt auf die Rezepte und deren Zubereitung gelegt, die kulinarischen Traditionen beziehen sich im Großen eher auf die verwendeten Zutaten.
Keine Angst, dass sie irgend eine Zutat nicht im türkischen Lebensmittelladen um die Ecke oder im Internet besorgen können, der Autor gibt auch Alternativen an für die verwendeten Spezialzutaten. Im Kapitel Vorräte finden sich viele sehr leichte Rezepte beispielsweise für die Zubereitung von Sauerteig, Käse, Tarhana-Pulver, hausgemachte Nudeln und sogar ein Backtriebmittel, das Hefe ersetzt und bei allen Tipps in der Coronakrise nirgendwo auftauchte, als die Backhefe rar wurde.
Nach der vierseitigen Einführung findet man Rezepte folgender Kategorien: Suppen – Salate und Vorspeisen – Gemüse, Eier und Hülsenfrüchte – Gefüllte und Gerollte Köstlichkeiten – Fleisch – Geflügel und Wild – Innereien – Fisch und Meeresfrüchte – Pilaw – Brot und Backwaren – Süßspeisen – Getränke. Auch Rezepte von Gastköchen haben Eingang in dieses Werk gefunden, somit gibt Musa Dagdeviren seinen Kollegen Raum ihre Speisen vorzustellen.
Jedem Rezept stellt der Autor die regionale Herkunft voran, dann folgen erst einmal der zeitliche Aufwand für die Zubereitung, die Garzeit sowie die Angabe für wie viele Personen das Gericht reicht. Übersichtlich listet er die Zutaten mit genauen Maßangaben auf. Die Zubereitung ist so einfach erklärt, dass wirklich nichts schief gehen kann. Die zahlreichen Fotos der Speisten lassen einem schon beim Betrachten das Wasser im Mund zusammenlaufen.
Dieses Kochbuch kann zur Bereicherung jedes Speisplans werden und bereitet schon Freude beim Durchblättern und Studieren.
Sie wollten in diesem Jahr ein Ferienhaus in Dänemark buchen, dann sollten sie diesen Krimi mit Gruselfaktor besser nicht lesen. Aber da die Coronakrise dazwischen gekommen ist, und ihr Urlaub wahrscheinlich ins Wasser fällt, ist dieser Roman vielleicht ein kleiner Ersatz sich in den verlorenen Urlaub am Strand von Nordjütland zu versetzen.
Kommissar Daniel Konermanns Frau Sibylle findet in einer deutschen Tageszeitung den Bericht über ein in einem dänischen Ferienhaus ermordetes Ehepaar. Konermann kann ihr auf ihre Fragen keine Antwort geben, er ist damit nicht befasst. Doch schnell merkt er, dass seine Frau diese Geschichte offensichtlich nicht los lässt, denn sie ist von einem auf den nächsten Tag verschwunden, hat ihn und den gemeinsamen zweijährigen Sohn Oscar einfach alleine gelassen und ist nach Dänemark gefahren. Konermann nimmt sich frei und begibt sich auf die Suche nach seiner Frau und gerät dadurch mehr oder weniger unfreiwillig in die Ermittlungen um den Mord im Ferienhaus.
Das ermordete deutsche Ehepaar wurde von der jugendlichen Jytta entdeckt, die kurz vorher den hilflosen, kleinen Sohn der Ermordeten in der Nähe des Ferienhauses gefunden hatte. Da der ein ausgeprägtes Down-Syndrom hat, fällt er als Zeuge für die Polizei aus. Was ist hier nur passiert? Was hat Konermanns Frau mit diesem Mord zu tun?
Viele kurze Handlungsstränge verwebt die Autorin zu einer spannenden Geschichte, bei der sich immer wieder neue Facetten auftun. Zwar sind diese Episoden anfangs etwas verwirrend, begründen aber durch ihre zeitlichen Sprünge, die Lebensumstände der Opfer und die Motive des Täters. Immer, wenn man als Leser ein kleines Stückchen schlauer geworden ist, bringt Lynn Andersen einen neuen Aspekt ins Spiel, das macht den Krimi bis zur letzten Seite hochspannend.
Ein winziger Makel, den der aufmerksame Leser versuchen kann in detektivischer Arbeit selber heraus zu bekommen: Wo hat das ermordete Ehepaar gelebt? Weder Konermann, noch Autorin oder Lektor können sich hier wohl auf eine Stadt einigen.
Biologin
Madlen Ziege ist es mit diesem Sachbuch gelungen dem Leser einen Einblick in
die Kommunikation von Pflanzen und Tieren zu geben. Wissenschaftlich korrekt
und dabei witzig und unterhaltsam vermittelt sie, dass in der Natur zur
Kommunikation nicht nur die uns bekannten Wege über Sprache, Mimik und Gestik
einsetzt werden. Duftstoffe, Schwingungen, Chemie werden als Sender ebenso
genutzt und natürlich bedarf es dann auch eines entsprechend ausgelegten
Empfängers für diese Nachrichten.
„Es ist immer wieder erstaunlich, wie gesprächig die Natur ist – sehr erhellend und unterhaltsam,“ wird Förster und Sachbuchautor Peter Wohlleben vom Verlag zitiert. Wer jedoch aufgrund des Titels „Kein Schweigen im Walde“ ein etwas anderes Wohlleben-Buch erwartet hat, wird leicht enttäuscht, denn Ziege ist nicht Försterin mit jahrzehntelanger Erfahrung sondern Wissenschaftlerin, Biologin. So mutet ihr Buch in wenigen Teilen an einen Biologie-Leistungskurs, wenn sie beispielsweise erklärt, wie Hören und Sehen funktionieren. Der Vollständigkeit halber sicher nicht zu überspringen bei der Vielzahl von Sehorganen, für den interessierten Laien, der gerne jede Naturdoku im Fernsehen verfolgt und wohl auch Käufer dieses Werks ist, wahrscheinlich überflüssig.
Größtes Lob verdient die Autorin dagegen für ihre lebhaften und spannenden Beispiele . Wenn es sich unter den Langohren herumspricht, dass sie die Kommunikation der Kaninchen ausgeplaudert hat, ist wohl jeder Hoppler sauer auf sie. Und andererseits muss der kleine Leberegel der Autorin dankbar sein, denn den Lebensweg dieses Parasiten schildert sie so nett, dass man für ihn so etwas wie Sympathie entwickelt.
In drei Abschnitte teilt Madlen Ziege ihr Buch: Im ersten erfährt man alles über den Austausch von Informationen unter den unterschiedlichen Lebewesen, vom Senden bis zum Empfangen der Nachrichten. Der zweite Teil beschäftigt sich mit der Frage wer mit wem und warum kommuniziert und natürlich geht es ums Fressen und gefressen werden und um Fortpflanzung. Hier wird das wohl spannendste Kapitel, die Sprache der Pilze und Pflanzen aufgedeckt, bevor die zur für den Menschen am besten nachzuvollziehenden tierischen Kommunikation behandelt wird. Der dritte Teil erörtert das „Was, wenn sich alles ändert“, in dem Ziege ihrem Lieblingsobjekte, den Kaninchen Raum verschafft. Eingestreute Illustrationen erläutern den Text sinnvoll. Das angehängte 19-seitige Literaturverzeichnis hilft, sich zu den einzelnen Kapitel weiteren Lesestoff zu besorgen. Für Naturfreunde ist dieses Buch ein toller Einblick in die Kommunikation der Lebewesen, die uns überall umgeben.
Wilsberg – Sag niemals Nein Kriminalroman kt., ca. 256 Seiten EUR 12.00, E-Book EUR 9.99 ISBN 978-3-89425-634-0 Erscheinungsdatum: 03/2020 im Emons Verlag
30 Jahre agiert der Münsteraner Kultdetektiv Georg Wilsberg
jetzt schon, als Romanfigur, im gleichnamigen Fernsehkrimi und sogar als
Comicfigur. Die Fangemeinde kann sich über die Romanneuerscheinung „Sag
niemals Nein“ freuen.
Auf 256 Seiten, die man schnell mal an einem oder zwei
Nachmittagen weg lesen kann, löst Georg Wilsberg diesmal einen internationalen
Fall.
Als die 15-jährige Emma den Detektiven um Hilfe bittet,
ihren Vater, Paul Wilkens, zu beschützen, der sich als Journalist nachts im Wienburgpark
mit jemandem treffen will. Es geht um knallharte Recherche, um eine ganz große
Sache und Paul Wilkens macht auf seine Tochter den Eindruck, als wenn er sich
verfolgt fühle.
Doch mit seinem schroffen Charme lehnt Wilsberg den Auftrag
der Minderjährigen ab. Mal wieder gibt es da nichts zu verdienen.
Aber es wäre ein Wunder, ließe sich der Schnüffler nicht
doch in den Fall hineinziehen, da siegt immer wieder seine Neugier und sein im Grunde
großes Herz. Als Emma ihren Vater abends nicht erreicht, macht Wilsberg sich
doch auf den Weg zum Park. Und findet ein Smartphone in einer Blutlache. Von
Emmas Vater fehlt jedoch jede Spur.
Paul Wilkens soll sich mit der rechten Szene beschäftigt
haben. So geraten Emma und etwas später Wilsberg in die Hände gewaltbereiter
Männer. Der Fall entwickelt sich in eine völlig neue Richtung, als Emma einen
Anruf ihres Vaters aus Beirut erhält.
Sollte Wilsberg etwa seine Ermittlungen im Nahen Osten
weiterführen?
Wer Wilsberg nur als Fernsehschnüffler kennt, sollte sich
diesen Roman nicht entgehen lassen. Zwar haben die Münsteraner Polizeileute
hier etwas andere Namen, die Parallelen lassen sich jedoch nicht verbergen. Und
gekonnt flicht Autor Jürgen Kehrer kleine, witzige Seitenhiebe zwischen Film-
und Romanfiguren in die Story ein. Ganz hervorragend hat er die Ausdrucksweise
der pubertierenden Emma getroffen, was die Dialoge besonders glaubhaft und
lebhaft macht. Schon allein, weil der Titel humorvoll an einen James Bond Film
erinnert, sollte man sich diesen Krimispaß nicht entgehen lassen!
Verlag: Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG; Auflage: 2 (27. Januar 2020)
Welch erdrückendes Gewicht die Worte haben können, zum Beispiel die Worte einer medizinischen Diagnose, die ihm nur noch eine kurze Lebenszeit lässt, erfährt Simon Leyland am eigenen Leib. Dabei kennt er sich wie kaum ein anderer mit Worten aus. Als junger Mann beschließt er alle Sprachen zu lernen, die rund um das Mittelmeer gesprochen werden, ein Plan, durch den er Übersetzer von „guter“ Literatur wird. In England lernt er seine Frau kennen, die Journalistin Livia. Nach dem Tod ihres Vaters übernimmt sie dessen etablierten Buchverlag in Triest. Das Paar lässt sich mit seinen beiden Kindern in der norditalienischen Stadt nieder. Nach Livias viel zu frühem Tod übernimmt Simon den Verlag. Simon, der nur übersetzte, muss sich plötzlich um das Verlagswesen kümmern und wächst in die Aufgaben hinein. Immer wieder von Migräneanfällen geplagt, verliert er eines Tages kurzfristig seine Sprache und Kontrolle über seinen Körper, die klinische Diagnose: Gehirntumor. Dass das eine Fehldiagnose war, erfährt er erst später. Leylands Leben ändert sich in kurzer Zeit und neben Triest wird London wieder seine Heimat, durch die er interessante, tiefe Freundschaften schließt.
Für den sprachlich ambitionierten Leser ist der Roman ein Schmakerl. Protagonist Leyland führt den Betrachter durch die Höhen und Tiefen der Arbeit des Übersetzers, vermittelt die Schwierigkeiten der genauen Wortwahl und der damit zusammenhängenden Gefühle. Seine Briefe, die er immer wieder an seine verstorbene Frau richtet, sind zwar Wiederholungen des zuvor Erlebten, schildern aber Leylands Gefühlswelt. Redundanz ist ein Mangel dieses Romans. Sprachlich genussvoll breitet Pascal Mercier unaufgeregt das Leben seines Protagonisten aus, Überraschungen und Spannungen darf man nicht erwarten, daher ist das Buch nichts für Leser, die Action erwarten. Besinnlichkeit, Reflektion und Eintauchen in die Gefühlswelt der Romanfiguren ist angesagt, die man gerne als Leser mit der eigenen vergleichen darf, um dadurch ein wenig über das eigene Schicksal nachzudenken.
Das Buch entschleunigt, passend vielleicht zu unserem momentanen Leben in der „Corona-Krise“.
Time after time
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