Strickkreis spendet 60 Decken für Flüchtlinge

Gal-Strickkreis-Heiden(1)Selbstgestickte Decken übergaben die fünf Damen des Strickkreises der Integrationsbeauftragten der Stadt Borken Brigitta Malyszek für die Flüchtlinge in Borken.

Malyszek bedankte sich bei den Frauen, insbesondere im Namen aller Flüchtlinge, die gerade zum nahenden Winter auf solche Spenden angewiesen sind. Die Integrationsbeauftrage versicherte: „Das ist eine große Freude für uns, die Decken können wir gut gebrauchen. Ich betreue hier Menschen aus 40 Nationalitäten, darunter auch viele Babys. Diese gute Tat kommt sehr gut an.“ Für Babys meinen die Strickfrauen seien die Decken wohl zu groß, jedoch könne man sie gut darauf betten.

Elke DeJong, Ursula Döing, Regina Vering, Paula Weinert und Änne Wissing treffen sich jeden Montagnachmittag von 13.30 bis 16.30  Uhr in ihrem Strickraum im Haus St. Josef, um gemeinsam zu stricken. „Bisher sind unsere Ergebnisse immer nach Uganda gegangen“, erklärt Änne Wissing. „Jetzt haben wir aber beschlossen, dass alles was wir in den Schränken haben an die Flüchtlinge geht. Die können die sicher gut gebrauchen.“ Und Ursula Döing ergänzt: „Warum sollen die hier liegen.“ Tatsächlich quellen die Schränke fast über. Ein paar technische Daten verraten die Damen auch, zuerst stricken sie gleichgroße Quadrate, etwa 25 Zentimeter groß. „Alles nur rechts“, weiß Paula Weinert. „Die werden dann zu den Decken zusammengefügt und jede Decke ist etwa zwei Meter lang und gut einen breit. Auf Basars verkaufen sie schon einmal die eine oder andere Decke für 25 Euro, aber das ist eher selten. Die Wolle stammt übrigens aus Spenden oder wie Änne gerade zeigt, aus aufgeribbelten Pullovern. Damit immer in etwa die gleiche Fadenstärke erreicht wird, werden zwei oder drei Fäden gleichzeitig verstrickt.

Brigitta Malyszek hat als Vertreterin für die Flüchtlinge Sousan Tesgeg aus Eritrea mitgebracht die ihr beim Tragen der zwei Wäschekörbe helfen soll. Aber Sousan, Mutter dreier Töchter erkennt gleich, dass die Wäschekörbe fehl am Platz sind. „Das bekomme ich gar nicht alles ins Auto“, sieht die Flüchtlingsbeauftragte, „da muss ich nächsten Montag noch einmal wiederkommen.

 

Wer sich gerneGal-IMG_3097 dem Strickkreis anschließen möchte ist jederzeit gern gesehen.

„Wir suchen dringend Leute, die noch mitmachen“, freuen sich die Damen.

 

 

 

Celtic Angels gastierten in der Stadthalle Borken

Galerie-Celtic-Angels0106Engelhafte Stimmen bringen irisches Flair nach Borken. Die Celtic Angels gastierten in der Stadthalle Borken.
Wahrhaft himmlische Stimmen, engelshafte Kostüme und Melodien aus der irischen Folklore sowie Hits aus der Popmusik begeisterten am Donnerstag-abend die Besucher in der Stadthalle.
Von Bühnenmüdigkeit war bei dem vorletzten Auftritt der Celtic Angels in Deutschland nichts zu spüren. Sieben irische Sängerinnen präsentierten stimmgewaltig aber dennoch einfühlsam Titel, die jeder kennt und liebt. Natürlich dürfen Folkloreklassiker wie „Whisky in the jar“, „Danny Boy“, „Wild Rover“ oder „Amazing Grace“ nicht fehlen. Diese Titel brachten auch etwas Schwung auf die Bühne, war das Programm doch im Wesentlichen auf Belcanto aufgebaut, lange Melodiebögen und stimmlich perfekte Ausführung. Dazu passen verständlicherweise eher schöne getragene Musikstücke als wilde Popmusik. Absolut begeistert war das Publikum von der herrlichen Interpretation der Tophits wie „Nothing compares to you“ den jeder von Sinead O’Connor kennt und „No more night“ von David Phelps. Die sieben Angels sangen live überwiegend zum Orchesterklang der allerdings nur aus den Lautsprechern eingespielt wurde. Professionell meisterten sie diese Schwierigkeit, die nicht den kleinsten gesanglichen Fehler zulässt. Nicht vergessen werden dürfen die beiden Musikerinnen, die live mit auf der Bühne standen und spielten: Amy McAllister an der Harfe und Meaghan LaGranduer, die mit ihrer Violine den Gesang bei vielen Stücken unterstützte. So schwungvoll wie sie die Geige spielte, bewegte sie sich auch elegant über die Bühne und bildetet damit eine Kontrapunkt zu den eher entrückten Sängerrinnen in ihren bodenlangen Kleidern. Mit „The parting glass“, dem „Abschiedsglas“ sagten die Celtic Angels dem Publikum Ade, standen aber nach einem verdienten großen Applaus noch für Gespräche und Autogramme zur Verfügung.

Gerburg Jahnke hatte eingeladen und viele kamen

Jahnke-eingeladen0019Frau Jahnke hatte eingeladen, in die Stadthalle Borken und gekommen waren drei Kabarettistinnen Andrea Badey, Frieda Braun und Sarah Hakenberg und ganz viel Publikum.

In der ausverkauften Stadthalle hatte jeder Besucher seinen heimlichen Favoriten und so war der Applaus recht gleichmäßig verteilt. Dennoch schälten sich bei den vielen Lachern Frida Braun und die Musikkabarettistin Sarah Hakenberg heraus.

Gerburg Jahnke führt durch den Abend, erzählt den Besuchern, dass sie aus Gemen kommt und was für ein Glück alle gehabt haben, dass sie nicht geblieben und Deutschlehrerin geworden ist. „Aber ansonsten flupps in Borken. Ihr habt hier ja jetzt jede Menge Kreisverkehre. Ich hab noch nie so lange gebraucht um nach Borken reinzukommen“, meint Jahnke. Ihre Problemzonen sind wie in ihren Fernsehauftritten immer die gleichen nämlich das Altern und „der Mann, der da bei mir wohnt“. Besagte Mann wird zur Zeit noch im Garten gehalten: „Ist doch Altweibersommer, kann sich ja ein Pullöverchen anziehen.“ Aber sie bedauert ihn im Winter, wenn er an der Glasscheibe zum Garten steht und verliebt ein Herz auf die Scheibe zeichnet, das seinen Grill im Garten umrahmt. „Und dann sitzt er auf dem Sofa und dreht mit der Grillzange die Fernbedienung um.“

Frieda Braun fällt mit ihrem ungeheuer sprachlichem Geschick und ihren eingestreuten witzigen „Redewindungen“ auf, beispielsweise wenn sie im Geschäft eine Ausrede sucht, etwas nicht zu kaufen fragt sie gerne: „Haben sie die Bluse auch in fleischfarben?“ Allerdings ist das nicht die richtige Frage als sie bei einer Freundin eine „Spielzeug-Party“ besucht, wo dann Sachen angeboten wurden, die nicht für Kinder sind. „Die Kataloge haben wir alle nicht mitgenommen, die sind beim Werner im Kofferraum von seinem VW Chicorée gelandet.“

Andrea Badey präsentiert einiges aus ihrem Bühnenprogramm „Zwischen Tanga und Treppenlift“. Und sie fragt das Publikum: „Seh‘ ich nicht noch gut aus für mein Alter?“ und antwortet sich selber: „Also für ihr Alter, da kann man noch bei.“

Ganz großen Applaus bekam Sarah Hakenberg für ihre bissig bösen satirischen Lieder aus ihrem „neuen Struwwelpeter“, die viele der Besucher textsicher mitsingen konnten.

Tosender Applaus und stehende Ovationen waren die Belohnung für die vier Kabarettfrauen.

Bernd Stelter verrät Geheimnisse einer langen Ehe

Bernd-Stelter0054Mit seinem Programm „Wer heiratet teilt sich die Sorgen, die er vorher nicht hatte“ begeisterte Fernsehstar und Komiker Bernd Stelter das Publikum in der ausverkauften Stadthalle Borken.

Aus den Lautsprechern ist der Hochzeitsmarsch aus Lohengrin zu hören, auf die Bühne tritt Bernd Stelter mit den Worten: „Zu Wagnermusik wollte ich schon immer mal auftreten.“ Gleich wendet er sich an die Männer in der ersten Reihe und fragt, seit wann sie verheiratet sind. Die Borkener wissen das, zum Erstaunen des Künstlers. „Sonst erhalte ich immer ein ääh oder ööh. Oder einen beliebten Spruch `Wie lange muss’e noch?´“ Er wird am 1. Juni 2016 auch auf 25 Ehejahre zurückblicken können und daraus zieht er die Gewissheit, dem Publikum viel lustiges aus der Partnerschaft mitgeben zu können.

Bernd Stelters Gags sind ausgefeilt, auf den Punkt vorgetragen und amüsieren. Sie begeistern die Besucher und verletzen niemanden. Stelter ist einer der wenigen Comedians auf deutschen Bühnen, der mit seiner freundlich, höflichen Art keinem weh tun will und er beweist, dass man Witze und Scherze auch machen kann ohne sarkastisch zu werden oder unter die Gürtellinie zielt.

„Ehe“, witzelt er, „ist die lateinische Abkürzung für `erare humanum est´. Und von ledig ist die Steigerungsform erledigt.“ Partnerlos zu sein scheint in unserer Zeit etwas schlimmes zu sein, deshalb gibt es seiner Meinung nach so viele Partnerbörsen und Ü-Veranstaltungen: “ Ü30, Ü40, ÜFÜFÜ, das ist über fünfundfünfzig.“

In seinen kleinen Partnerschaftsdiskurs streut der 54-jährige Komiker seine Lieder zu Gitarre oder E-Piano ein, wie „Liebe geht bekanntlich durch den Magen“ oder „Schatz du kannst Gedanken lesen.“ Damit ist er bei dem unvermeidlichen Gegensatz zwischen Männern und Frauen, den er aus verschiedenen Perspektiven: einer Bloggerin, einem Festredner im Sauerland oder dem Standesbeamten bei der Standesbeamtentagung vorträgt.

„Frauen sind nicht das schwache Geschlecht“, weiß Stelter, „versuch mal ihr Nachts die Bettdecke wegzuziehen.“ Ehe zusammengefasst ist: „Vor der Ehe, er redet, sie hört zu. Während der Ehe, sie redet, er hört zu. Im Alter, beide reden, die Nachbarn hören zu. Die Ehe ist eine Mangelerscheinung. Aus Mangel an Erfahrung heiratet man. Aus Mangel an Geduld lässt man sich scheiden und aus Mangel an Gedächtnis heiratet man wieder.“

„Nur wer die Sorgen anderer teilt, wird ein glücklicher Mensch“ sagt Stelter und lächelt – glücklich und das Publikum stimmt ihm mit viel Applaus zu.

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Neuerscheinung: Die Flucht der blauen Pferde

Blaue PferdeDer Roman „Die Flucht der blauen Pferde“ ist bereits der vierte Regionalkrimi von Sabine Schulze Gronover. Das 320 Seiten starke Buch ist gerade im Emons Verlag erschienen.

Protagonist ist Konstantin Neumann, der gerade aus dem Gefängnis entlassen und mit Hilfe seiner Schwester in ein ruhiges Mietshaus in Münster eingezogen, im Hausflur eine Frauenleiche entdeckt. Den wegen Totschlags verurteilten Straftäter bringt das in eine missliche Situation. So wird er wider Willen zum Ermittler und konkurriert in gewisser Weise mit der für den Fall zuständigen Kommissarin Finke. Im Laufe der Handlung führt die Spur zu längst verschollenen Gemälden, die die Nazis während des Zweiten Weltkriegs geraubt haben. Ein Bild steht dabei im Vordergrund, Franz Marcs „Turm der blauen Pferde“. Inwieweit die Mitbewohner in dem kleinbürgerlichen Mehrfamilienhaus in Mord und Kunstraub oder Kunstfälschung involviert sind, entdeckt der Ex-Knacki mit viel Beharrlichkeit, Phantasie und Hilfe seines krebskranken Knast-Kumpel Frank sowie seiner Schwester und Anwältin. Um Konstantins Leben feste Strukturen zu geben, schenkt ihm seine Schwester Hund Goofy, einen ausgemusterter Drogenspürhund der Polizei.

Der Protagonist führt abwegige und spannende Ermittlungen durch, die von der Autorin hervorragend konstruiert glaubhaft wirken. Außerdem haben alle Personen sehr sympathische Züge, das geht ein wenig in Richtung heile Welt, macht es andererseits für den Leser schwer, zwischen den Guten und den Bösen zu unterscheiden. So bleibt die Spannung erhalten und das Ende überrascht.

Ein weiterer Kunstgriff ist es, das Thema Raubkunst sinnvoll in einem Regionalkrimi unterzubringen, das gelingt Schulze Gronover spannend, unterhaltsam, ungewöhnlich und informativ.

Sieht man von den für einen Mann, insbesondere Ex-Knacki, eher ungewöhnlichen Verhaltensweisen und Sprache ab, ist das Buch sehr unterhaltsam und die richtige Wahl für alle die humorvolle Krimis, nicht nur Regionalkrimis, lieben.

»Wieder an der eigenen Wohnungstür, sah er, dass Goofy sich hingelegt hatte, aber noch immer zur Tür starrte. Nun öffnete er sie doch leise und lauschte ins Dunkel. Nichts. Er stieg vorsichtig eine Treppe höher, aber auch dort herrschte Stille. Kein Laut drang aus der Wohnung von Susanne oder von Schuberts, was er um halb drei Uhr nachts völlig normal fand. Während er auf dem Balkon gestanden hatte, war der nächtliche Besucher wahrscheinlich längst in seiner Wohnung angekommen. Doch irgendetwas hatte er in den Hausflur geschoben.

„Komm, Goofy, wir schauen mal nach.“ Wenn ihm jemand begegnete, könnte er sagen, der Hund habe ein dringendes Bedürfnis. Noch ehe Konstantin sich die Leine schnappen konnte, lief Goofy bereits auf sanften Pfoten an ihm vorbei, die Treppe hinunter. Er eilte so leise wie möglich hinterher und erschrak ganz furchtbar, als Goofy erst einen lang gezogenen Jaulton von sich gab und dann dreimal kurz, aber leider sehr laut bellte.

Konstantin wollte schon ärgerlich auffahren, doch tatsächlich verspürte er selbst kurz danach das Bedürfnis, laut zu schreien. … Vor ihm neben den Briefkästen im Flur lag leblos eine Person, die Augen starr aufgerissen.«

Sabine Schulze Gronover

Die Flucht der blauen Pferde

Kriminalroman

Broschur

13,5 x 20,5 cm

320 Seiten

ISBN 978-3-95451-724-4

Euro 10,90 [D] , 11,30 [AT]

Mai Jia – Das verhängnisvolle Talent des Herrn Rong – Roman

Cover-Mai JiaMai Jia – Das verhängnisvolle Talent des Herrn Rong – Roman

Aus dem Chinesischen von Karin Betz

352 Seiten, Gebunden mit Schutzumschlag, 19,99 €, erschienen 31. August 2015 bei DVA

Dieser Roman eignet sich nicht als Bettlektüre bei der man zur Ablenkung noch ein paar Zeilen lesen möchte, denn das Gebot heißt am Anfang: Aufmerksamkeit, um nicht mit den vielen exotischen Namen durcheinander zu kommen. Es geht um Herrn Rong, aber Rongs gibt es so einige, wie der Leser im Laufe des Romans erfährt. Dazu kommt noch die chinesische Namensgebung mit den „üblichen Namen“ wie Mai Jia, einer der erfolgreichsten Autoren in China schreibt, “ – Geburtsname, Beiname, Kosename, Ehrenname, die ganze Palette“. Mit dieser Geschichte erhält man ebenfalls einen kleinen Einblick in die chinesische Kultur, die den Westeuropäern weitestgehend unbekannt ist. Da ist unter anderem die Bedeutung des Traums zu erwähnen, dieses Thema durchzieht die gesamte Geschichte.

Das Verhängnis beginnt als Ende des 19. Jahrhunderts Großmutter Rong ihren Enkel ins Ausland schickt, um die Traumdeutung zu erlernen. 1873 verlässt der jüngste Spross der Rong Familie die südchinesische Stadt Tongzhen und studiert in Großbritannien Mathematik. Nach seiner Rückkehr nennt sich Rong Zilai allerdings britisch John Lilley. Mit dem hinterlassenen Silberschatz der Großmutter gründet er die später berühmten „Lilleys Akademie für Mathematik“ und lässt zum allgemeinen Erstaunen sogar Frauen zum Studium zu. So ändert sich auch der Geschäftszweig der Familie Rong. Aus Salzhändlern werden Mathematiker. In diese Familie hinein kommt das uneheliche Kind Rong Jinzehn, ein nicht nur äußerlich seltsamer Mensch sondern auch geistig eine Besonderheit, eine mathematische Ausnahmebegabung, ein Genie.

Interviews mit Meister Rong (wieder ein anderer Rong, beziehungsweise eine andere) und Direktor Zheng sollen die Glaubwürdigkeit der Geschichte untermauern, von der der Autor mehrfach behauptet: „Früher dachte ich einmal, es sei nicht das Wesentliche beim Schreiben, den Leser glauben zu machen, dass eine Geschichte wahr sei. Doch diese Geschichte – nun, mit dieser Geschichte verhält es sich anders, weil sie wirklich wahr ist und keinen Zweifel duldet.“ Und später “ Ich muss also betonen: Diese Geschichte ist historisch belegt, sie ist nicht erfunden, ich habe alles aus aufgezeichneten Interviews zusammengetragen.“

Das unterscheidet auch dieses Buch des Begründers der chinesischen Spionageliteratur von den westlichen Vorstellungen des Genres. Der 1964 geborene Mai Jia vermischt Historisches, Politverbrechen und Entschlüsselungskunst mit dem menschlichen Drama. Der historische Kontext der Geschichte ist die Zeit um die Gründung der Volksrepublik China, spielt aber bis in unsere Zeit hinein.

Gleichzeitig ist die Geschichtet ein Psychogramm des Mathematikgenies Rong Jinzehn, sein Aufstieg und vermeintliches Scheitern, mit Distanz nachvollziehbar auch für jeden Nichtmathematiker, denn schließlich geht es gar nicht um Mathematik, es geht um ein Leben, ein Schicksal. Das verhängnisvolle Talent des Herrn Rong ist keine Mainstreamgeschichte, das hat auch 20th Century Fox erkannt und sich bereits die Filmrechte gesichert, alleine von daher empfehlenswert, das Buch vor dem Film zu lesen. © Claudia Peppenhorst

 

Gaming Projekt der Bücherei Raesfeld

Gaming-Projekt0004Zocken was das Zeug hält

Äußerst begehrt und ständig besetzt sind alle Spielplätze vor den Spielekonsolen in der Bücherei am Sonntagvormittag. „Frau Weber, können sie das mal wieder anmachen“, ruft eine Mutter nach Büchereileiterin Jutta Weber, die mit einigen Klicks das Spiel wieder ans Laufen bringt.

Auch die Bücherei Raesfeld gehört zu den fünfen, die am Gaming-Projekt teilnehmen, das vom Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport NRW gefördert wird. Das bedeutet auch für das Personal der Büchereien aus Raesfeld, Borken, Geldern, Ochtrup und Lüdinghausen, dass sie sich mit einem Medium auseinandersetzen müssen, dass ihnen nicht unbedingt vertraut ist. „Für mich ist das mehr oder weniger Neuland“, gesteht Jutta Weber. „Inzwischen habe ich auch eine Play Station zu Hause aber sehr vertraut bin ich damit noch nicht.“ Auf der anderen Seite ist die Büchereileiterin in der Lage alle Fragen rund um die verschiedenen Spielekonsolen wie Play Station, xbox, Nintendo oder WII zu beantworten. Und das Ausleihangebot der Raesfelder kann sich auch sehen lassen.

„Vielen reicht es, wenn sie ein Spiel für zwei Wochen ausprobieren können“, meint Weber. Bei den teils recht hohen Preisen der Spiele können die Ausleiher so leichter eine Kaufentscheidung für sich treffen.

Mutter Nadine Bäßler ist mit ihren beiden Söhnen und Gatten auch mitten im Spielegeschehen. Angry Birds wird gedaddelt, bei dem die witzigen Vögel gegen die garstigen Schweine kämpfen. Nein, kein Ballerspiel, hier geht es um Strategie und Physik, denn die seltsamen Gebäude der Schweine müssen so getroffen werden, dass sie komplett umfallen. Die Erlerin sieht zwar kaum eine Chance heutzutage ohne Computerspiele im Kinderzimmer auszukommen: „Aber ein gemütlicher Spieletag mit Gesellschaftsspielen ist mir doch lieber.“ Sie sieht darin einen größeren Kommunikationsgewinn innerhalb der Familie, bestreitet aber nicht den Lerneffekt, den Computerspiele haben können.

Büchereien haben heute eine andere Aufgabe als noch vor Jahrzehnten, dafür gibt Leiterin Jutta Weber ein treffendes Beispiel: „Wozu soll ich hier ein Sachbuch über Mietrecht ins Regal stellen, das schon überholt ist, wenn es angeschafft wird und das niemand liest, weil sich jeder über seine Probleme im Internet schlau macht.“ Dem Wandel wird die Raesfelder Bücherei auf jeden Fall mit dem gelungenen Gaming Projekt der Bücherei Raesfeld gerecht.

 

 

Fünfte Dorf-Olympiade

Dorfolympiade010Mit Hip und Hop springt es sich im Team besser . Fosskeskamp holt den Pokal bei der Dorfolympiade

Petrus mag die Menschen in Klein Reken und bescherte ihnen zur fünften Dorfolympiade am Samstag 29. August möglicherweise den letzten schönen Sommertag.

Mit zahlreichen Zuschauern nicht nur aus dem Dorf und prominenten Gästen startete der sportlich spielerische Wettkampf von zehn Nachbarschaften pünktlich um 12 Uhr. In sieben Disziplinen maßen sich die bis 30 Mann starken Teams. Dabei sind normalerweise Frauen und Männer gleichviel vertreten. „Das liegt wohl daran, dass es sich um Familien handelt, die hier mitmachen“, erklärt Klemens Bösing lakonisch. Er ist der Sprecher von Brüggepower, dem Team, das im vergangenen Jahr den Sieg davongetragen hat. „Natürlich gewinnen wir auch in diesem Jahr“, ergänzt Teamkamerad Matthias Weber ganz selbstbewusst.

Das sieht die Konkurrenz ganz anders. „Natürlich tritt jeder mit dem Wunsch an zu gewinnen“, meinen die Mannen vom Dorfkamp, die 2013 den Pokal abgeräumt hatten. „Aber wir waren ja schon dran und jetzt gönnen wir es einer Mannschaft, die noch nicht gewonnen hat.“ Das klappt an diesem Sommersamstag, Fosskeskamp holt den Pokal.

Die Sonne heizt den Bolzplatz hinter der Grundschule stark auf, auf dem das Spektakel stattfindet. „Da muss man auch schon mal einen Wettkampf etwas abkürzen, wenn man das Gefühl hat, dass gleich jemand umkippen könnte“, meint Organisationschef Uwe Sarau, der mit seinen Leuten vom Orga-Team alles im Griff hat.

Zwischendurch können sich Teilnehmer und Besucher bei einer Bratwurst, Pommes oder leckerem selbstgebackenem Kuchen und Torten stärken, natürlich mit Kaffee, obwohl die Mehrzahl auf ein bestimmtes Kaltgetränk steht. So stellt sich für den einen oder anderen aus den Mannschaften die Frage, wer denn nun in den Lauf-Ball steigt. Ein drei Meter hohes Riesenteil, das von einem Teammitglied im Innern quer über den Platz und in der Mitte einmal in der Runde bewegt werden muss. Hinein klettern Jugendliche. „Die machen das falsch“, meint einer der Kugelverleiher, „die älteren bringen viel mehr Masse mit, damit läuft die Kugel schneller, aber das verraten wir ja nicht.“

Auch Seilchenspringen ist nicht so einfach, wie sich das viele vorgestellt hatten. Immerhin hat das Seil ein ziemliches Gewicht, das in Schwung gebracht werden muss und die vier Mannschaftskameraden müssen alle gleichzeitig die Füße hochbekommen. Mit einem lauten „Hopp“ wissen alle wann sie springen müssen.

 

Impressionen Pferde-Stärken Reken

Islandpferde-Rek017Auch der Frankenhof beteiligte sich am 8. und 9. August an der münsterlandweiten Aktion Pferde-Stärken. Zum elften Mal gab es an über 40 Stationen alles ums Pferd. Reitunterricht, Therateutisches Reiten, Ponyreiten, Fahrsport, Reitsport, Voltigieren, große und kleine Mitmachaktionen und vieles mehr geb es für Pferdebegeistete.

Für die Fans der edlen Tiere veranstaltete der Frankenhof ein Pferdetrödelmarkt. Gebrauchte Artikel für Ross und Reiter gab es in Hülle und Fülle. Eine besondere Pferderasse stand im Vordergrund. die Islandpferde. Klein, robust und vielseitig ist die Rasse und mit einem Stockmaß von 130 bis 148 cm besonders bei Kindern beliebt.

 

 

 

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Vanessa Roggeri – Das Wilde Herz des Wacholders

Herz des WacholdersVanessa Roggeri – Das Wilde Herz des Wacholders – dtv premium

dtv bewirbt dieses Buch auf der Rückseite als „einen ungewöhnlichen Frauen- und Sadinienroman: atmosphärisch, mysteriös und emotionsgeladen bis zur letzten Seite“. Damit hat der Verlag mit sechs Begriffen sowohl Zielgruppe, Inhalt und Schreibstil treffend zusammengefasst.

Wer sich jedoch bei dem Begriff „Frauenroman“ bereits abwendet, verpasst eine tatsächlich hervorragend erzählte unbekannte Geschichte. Nicht nur Geschichte als Erzählform, sondern auch als historisch soziologischer Hintergrund. Oder wissen Sie was eine „Coga“ ist und welchen Schrecken sie unter der sardischen Bevölkerung im 19. Jahrhundert verursachte?

In einem kleinen Dorf auf Sardinien schenkt Assunta Zara ihrem Severino in einer Gewitternacht zu Allerseelen 1880 ein Kind, kein glückliches Ereignis, denn es ist bereits das siebte. Und was noch viel schlimmer ist, es ist das siebte Mädchen. Damit ist das Kind automatisch nach dem sardischen Volksglauben eine „coga“, eine Art Hexe. Die schleichen sich in der Nacht ins Haus, um das Blut neugeborener Knaben auszusaugen. Sie können jede Menge Übel über die Menschen bringen, Tiere verhexen, Krankheiten bringen und jede beliebige Form annehmen.

Das Baby soll getötet werden, aber Vater Severino schafft es nicht die Kleine zu erschlagen, er lässt sie in der Novembernacht in Regen und Kälte liegen. Seine älteste Tochter Lucia jedoch rettet das Neugeborene, gibt ihm den Namen Ianetta. Von da an scheint ein Fluch über der Familien zu liegen. Jeder Schicksalsschlag wird auf die „coga“ zurückgeführt. Ianetta wächst zwar auf dem Hof der Zaras auf, gehört jedoch nicht mit zur Familie, eher wird sie behandelt wie eine streunende Katze, der man Unterschlupf gewährt und irgendwo etwas zu essen hinstellt.

Auf eindrucksvolle Art zeigt der Roman, was ein tief verwurzelter Aberglaube alles bewirken kann und dass der rationale Verstand kaum in der Lage ist gegen Gefühle anzukommen. Was aus den Mitgliedern der Familie Zara im Laufe einer Generation wird und ob eine „coga“ tatsächlich Unglück über die Menschen bringt oder eher über sich selbst, das erfährt man auf 270 Seiten, bei einem kurzweiligen Lesevergnügen. Allerdings darf bei einem „Frauenroman“ eine gehörige Portion Kitsch nicht fehlen. Oder ist es wegen des Kitschs ein „Frauenroman“? Auf jeden Fall fehlt auch hier nicht die unvermeidliche Liebesgeschichte, sogar mit einem Arzt, Intrigen inbegriffen.

Übrigens hätte die Autorin aus dem Sujet einen spannungsgeladenen historischen Thriller machen können, aber sie hat sich entschieden uns einen „Frauenroman“ zu servieren. Nach dem Erstlingswerk der 1976 in Cagliari geborenen Vanessa Roggeri folgte im Mai 2015 ihr neuer Roman `Fiore di fulmine´ in Italien. Ganz ausgezeichnet hat Esther Hansen Roggeris Debütroman aus dem Italienischen in ein blumiges Deutsch übersetzt.

Das wilde Herz des Wacholders: Roman Taschenbuch – 19. Juni 2015

dtv premium, Taschenbuch (Juni 2015),  272 Seiten,  14,90 €

von Vanessa Roggeri (Autorin), Esther Hansen (Übersetzerin)