Reken. Drei Tage von Dienstag bis Donnertag beschäftigten sich die Michaelschüler mit dem Thema Zirkus. Der Höhepunkt für alles war es selber im Zirkus Rasch aufzutreten.
Kinderstimmen, Rufe der Begeisterung sind aus dem Zirkuszelt zu hören noch bevor ein Zuschauer das Rund betreten hat. Über 80 Kinder der von eins bis vier B sind heute mit ihrer Vorstellung dran.
„Eine riesen Aufregung und Nervosität aber auch totale Begeisterung. Ich finde das faszinierend, wie die schon bei den Proben über sich hinauswachsen, wie schnell die gelernt haben“, freut sich die Grundschullehrerin Elena Nienhaus-Flecke, die sich ein Stück weit von der Nervosität hat anstecken lassen.
„Oma, Oma!“, ruft eine kleine Indianerin und winkt wie wild mit den Armen, denn inzwischen ist das Publikum hereingelassen worden und schnell sind alle Plätze besetzt. Ein Zauberer drängt die Zirkusleute: „Wann fängt das an?“ und die Antwort ganz knapp: „Wenn´s losgeht.“ Die Spannung ist für die Grundschüler kaum noch auszuhalten. Am Morgen haben alle mit der Zirkusfamilie Rasch ihre Kunststücke, Clownerien, Akrobatik und anderes einstudiert, jetzt gegen Abend sollen sie es schon vor hunderten Zuschauern vorführen, positiver Stress und Aufregung pur. Nacheinander werden die kleinen Akrobaten hinter den Vorhang geführt bevor der mit großem Trara aufgeht und sie in die Manege treten. Voll konzentriert sind die Kleinen auf ihre einstudierte Nummer. Und wenn etwas mal nicht so ganz klappt, macht das nichts. Gekonnt werden Schwächen der Schüler von dem Zirkusdirektor überspielt. Er und seine Familie stehen den Kindern jederzeit zur Seite, so dass sich Eltern und Großeltern keine Sorgen um die Sicherheit machen müssen, selbst wenn die Kunststücke etwas gewagter sind.
Lisa tritt mit anderen im Indianerkostüm auf. Sie Voltigiert auf dem Zirkuspferd Hanni. „Das macht riesen Spaß“, sagt sie. „Ich reite auch privat, deshalb habe ich keine Angst vor Pferden.“ Aber kniend auf dem Pferderücken die Manege zu umrunden, macht sie zum ersten Mal, und sie macht es ganz toll. Die Clowns haben es leichter. Oder doch nicht? Sie müssen doch nur etwas Spaß machen, das Zelt noch einmal durch putzen. Dabei gehen sie auf die ersten Reihen zu, spritzen das Publikum nass und wedeln mit dem Staublappen. Das scheint leicht, und doch müssen sich die bunten kleinen Clowns das trauen. Das ist der pädagogische Effekt: sich trauen, sich etwas zumuten, über sich hinauswachsen und andere Fähigkeiten entdecken.
Auch Ilai hatte vor der Nummer als Fakir etwas Bammel. Nachher war er schlauer: „Das ist nicht gefährlich sich auf das Nagelbrett zu legen, sind keine echten Nägel, die Spitzen sind abgeschliffen“, verrät der kleine Fakir. Die Glasscherben, durch die er gehüpft ist, sind auch präpariert: „Das hat Spaß gemacht, besonders barfuß auf den kalten Glasscherben.“
Viel Applaus und Anerkennung erhalten alle Michaelschülerinnen und -schüler vom begeisterten Publikum für Seiltanz-, Trapez, Trampolin-, Voltigier-, Zauber-, Bodenakrobatik, Dressurnummer mit Ziegen oder die mehrfach auftretenden Clowns. Und noch eins haben die Kinder gelernt, bei so einer Vorstellung gibt es keine Kompromisse, da gehorcht man auf das Kommando des Direktors, ohne murren und gerne.
Pädagogischer Zirkus Rasch, der ausschließlich schulische Zirkusprojekte durchführt und Kindern Selbstbewusstsein gibt, zeigt, was in ihnen steckt und sie über ihre üblichen Grenzen heraus fördert. Förderung bedarf solch ein Projekt auch in finanzieller Hinsicht. Da bedankt sich die Schule bei ihrem Förderverein und dem Sponsor der VR-Bank und den zahlreichen Spendern.