Erle. Den einen Konzertbesuchern war das Vibraphon etwas zu dominant, die Gesangsstimme etwas zu dünn, die anderen fanden die Kombination durchaus gelungen. Allgemein wurde das kleine Jazzkonzert des außergewöhnlichen Musikduos Wolfgang Lackerschmid (Vibraphon) und Stefanie Schlesinger (Sopran) am Freitagabend in Adelheids Spargelhaus sehr positiv aufgenommen.
Rund 50 Abonnenten des Kulturkreises Schloss Raesfeld und Kurzentschlossene genossen zwei Stunden Eigenkompositionen von Wolfgang Lackerschmid, Jazztitel von Jerome David Kern, Georg Gershwin und Cole Porter aus ihrem „American Songbook“ oder Irving Berlins „Cheek to cheek“ für Fred Astaire und Ginger Rogers. Die Improvisationsfreude der Musiker, die ursprünglich aus dem klassischen Bereich kommen, brachte sie vor langer Zeit auf die Idee der Frage nachzugehen, wie denn wohl klassische Opernarien in modernem Gewand klingen. So präsentierten sie jazzig verfremdet dem Publikum die Cherubino Arie “
Non so piu cosa son“ aus Mozarts Figaro als Samba oder Camille Saint-Saens „Mon coeur“ aus der Oper „Samson und Dalila“. Mit zu ihrem Repertoire gehörten auch neue Lieder zu Brechttexten wie das „Plärrerlied“ oder „Marie A.“. Lackerschmid hat die ausdrückliche Genehmigung der Brechterben diese Texte zu vertonen.
Mit viel Humor leiteten die beiden Interpreten durch die außergewöhnliche Vielfalt ihrer Stücke. Der Vibraphonist gab zudem noch einen kleinen Schnellkurs zu seinem Instrument: „Man haut drauf und dann macht es ping. Und ich suche mir die schönsten Töne aus.“ Mit dem Motor, der den Tönen den unverwechselbaren Vibratoklang verleiht war er in dem kleinen Raum sehr sparsam. Dafür zeigte er bei seinem Titel „Pigmente“ eine ungewöhnliche Spieltechnik auf dem Vibraphon mit einem Cellobogen.
Ein wenig Eigenwerbung durfte nicht fehlen, hatten die beiden für das kleine Konzert in Erle schließlich eine achtstündige Fahrt von Augsburg hinter sich gebracht. „Auf unserer erotischen CD ist auch dieser Titel drauf, den spiele ich besonders gerne zu Weihnachten, weil er so schön Liebe und Kommerz verbindet: Cole Porters `Love for Sale´“, meinte Wolfgang Lackerschmid ironisch.
Stefanie Schlesinger zeigte sich stimmlich äußerst flexibel mit ihrem Scatgesang, zum Beispiel bei dem Stück „You`d be so nice“ oder bei Antonio Carlo Jobims „Dindi“. Nicht nur privat auch musikalisch harmonieren Lackerschmid und Schlesinger bestens. Für den guten Applaus wurde das Publikum mit „The Windmills of Your Mind“ und „Once In A Lifetime“ belohnt.