Schlossgespräch mit humorigem Ausblick in Vergangenheit und Zukunft
Die „Schlossgespräche“ beschäftigten am 11. Mai in der Orangerie des Sportschlosses Velen eine 30-köpfige Zuhörerschaft. Referent, Zukunftsforscher, Wirtschaftswissenschaftler und Buchautor Erik Händeler beleuchtete das Thema „Die Geschichte der Zukunft“. Offensichtlich weiß der Mann, wovon er spricht, das bezeugen auch 50000 verkaufte Exemplare seines Buches in der bereits zehnten Auflage.
Anhand von Innovationsschüben in der Geschichte erläutert er wirtschaftliche und gesellschaftliche Zyklen, die sich stets wiederholen. Erfindungen und Weiterentwicklungen einer Technologie bestimmen Wohlstand und Verhalten der Gesellschaft. Dazu führt Händler die Beispiele der Dampfmaschine, der Eisenbahn, der Elektrizität und chemischen Massenproduktion an, das Auto und die individuelle Mobilität sowie die Informationstechnik. Jede dieser Erfindungen hat zu ihrer Zeit zum Wohlstand der Gesellschaft beigetragen aber auch nach ihrem jeweiligen Höhepunkt zu einer Verarmung und Rezession. „Auch 1929 lag der Zinssatz nur bei 0,02 Prozent“, so Händeler. „Wenn Banken die Schleusen öffnen hat der Einzelne wenig davon. Es gilt, die nächste Knappheit zu überwinden. Davon hängt es ab, ob die nächste Krise überwunden wird.“
Die gesamtgesellschaftlichen Strukturmuster mit ihren „langen Wellen“ sind immer wieder zu finden, auch in der Kunst. So erinnert der Referent beim Aufschwung an die Wedekind Epoche mit Frühlingserwachen oder in der 60er Jahren an die Beatles. Dagegen gibt es eine Verunsicherung in der Gesellschaft beim Abschwung, bei dem ein allgemeines Festhalten in allen Bereichen zu beobachten ist. Beim Aufschwung fordern die Arbeiter ihre Rechte ein, beim Abschwung traut sich keiner den Mund aufzumachen, weil er um seinen Job bangt.
„Wahrscheinlich lacht man in 30 Jahren über unsere Zukunftsvisionen“, gesteht Erik Händeler ein. Dennoch wagt er einen vorsichtigen Ausblick. Für ihn zählt der Informationsaustausch, das vernünftige Streiten und das Durchbrechen hierarchischer Strukturen zur Zukunft. Am Beispiel einer defekten Maschine macht er das klar. Der Ingenieur, der die komplizierte Reparatur vornehmen soll kann kein Kompendium dazu mehr vorher lesen. Die Zeit drängt, also fragt er jemanden, der die Sache schon mal hatte. Dabei spielt es keine Rolle welchen Status jemand hat. Wissensarbeit ist das Schlagwort, die eine breite Allgemeinbildung erfordert. Kritik vernünftig austeilen und annehmen gehört dazu. Dazu sind stabile Verhaltensregeln nötig, also müssen weltweit neue Spielregen eingeführt werden und es muss in Bildung investiert werden. Die Gesundheit ist der Wachstumsmotor nach Händeler, dazu gehört ein präventives Gesundheitssystem, damit „weniger gearbeitet wird, um länger arbeiten zu können.“
In der anschließenden Diskussion stellte sich heraus, dass auch der Referent selbstverständlich nicht in die Zukunft blicken kann. Den anwesenden Unternehmern gab er aber die Hierarchiefrage zu bedenken: “ Ist der Chef der Chef oder ist die Wirklichkeit der Chef?“