Apothekerscrabble

von Charly Wolff (Künstler)

In der letzten Apotheken-Rundschau wurde berichtet, dass sich mehrere Apotheker zum Spieleabend trafen, um das neue Apothekenscrabble zu spielen, wobei ein Spieler eine Platzwunde am Kopf erlitt.

Zwei Mitspieler lagen schon vor den physischen Ausschreitungen der beiden anderen,

bewusstlos unter der Tischtennisplatte und konnten so nicht als Zeugen aussagen.

Forensische Untersuchungen brachten lange Zeit nichts, bis einem Kriminalbeamten ein ca. 5mm langes Streichholzende auffiel, das auf einem der 3600 Felder des Scrabbles lag.

Rund um die vier 120cm langen Seiten des Scrabbles, lagen die 80cm langen Buchstabenboxen der Mitspieler, so dass kein Platz mehr für den

5L-Eimer mit den noch zu vergebenen Buchstaben war. Dieser Eimer fand sein Platz auf einem Extrastuhl, der für alle sichtbar, etwas abseits stand, stehen musste.

Scrabbles für Anfänger hatten Buchstabenboxen für 3 Buchstaben, Fortgeschrittene für 7-8 und Apotheker für 25, was sich damit erklärt, dass Lateiner mit dermaßen langen Begriffen um sich hauen können, dass man schon beim Zuhören hypochondrisch werden könnte.

Um sich also solcherart angemessen ausbreiten zu können, traf man sich zur Welturaufführung des Spiels, in einer stillgelegten Turnhalle, wo noch eine Tischtennisplatte stand.

All das war den Beamten mit Zugang zu logischen Denkvermögen klar, doch was sollte das Streichholzende, wo doch keiner, nachgewiesenermaßen, Raucher war?

Kurz: auf dem Brett wurde vom Opfer des Angriffs auf sein Spielerhaupt, der Begriff Glutamylallylcysteinpeptide gelegt. Der Kollege rechterhand nahm das Y für seinen Begriff und konnte abwärts mit Methylentetrahydrofolatreduktase punkten.

Linkerhand legte der Mitspieler mit dem C von Glutamylallylcysteinpeptide beginnend, sein Wort mit 25 Buchstaben – Cholesterylesterhydrolase.

Unter dem letzten S von Cholesterylesterhydrolase lag das ominöse Hölzchen und wollte sich zu S-Allylmercaptocystein hilfreich zusammensetzen.

Das aber ging nicht, da Satzzeichen im Allgemeinen und Bindestriche im Besonderen im Scrabble nicht geduldet wurden! Und überhaupt – was sollte denn so ein Stück Holz dort?

Das aber ficht, nach lauthalsigen Protesten der anderen Mitspieler, den Kollegen mit dem Streichholztrick, nicht weiter an und er beharrte auf seine Schreibweise.

Der Streit eskalierte und muss sich so abgespielt haben:

– „Wenn S-Allylmercaptocystein nicht geht, dann nehmse doch ein anderes Wort, verdammt nochmal, eins ohne Bindestrich!“

– „Kenne keen andres!“

– „Als Kollege kann ich das ja nun überhaupt nicht wahrhaben!“

– „Sie können mir als Kollege ruhig diese Punkte gönnen, wo ich doch Ihr bester Tablettenkutscher bin! Keener spielt mit mick und ohne mich wärt ihr Arschlöscher nie in disse Turnhalle jekomm, weil ick hier nSchlüssel zu habe, als Hausmeister mitn Zweitjopp. Und ick Idiot übe das Scheißwort die janze Nacht vorm Spiejel…ick dachte mein Wort is der Jewinner…kann doch nüscht dafür, dasset keene Bindestriche jibt – ick ha noch nie watt jewonn. Zweehe sind schon durch die KO-Tropfen von meine Tochter unterm Tisch und Du…“

Und dann beendete die lange Buchstabenleiste, den Dialog!

Und ich freue mich, dass wenigstens der Abstand durch die Größe der Tischtennisplatte, wenn auch nicht der Anstand, gewahrt wurde!

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