Die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern Dr. h.c. Charlotte Knobloch beeindruckte nachhaltig die Besucher der Gedenkveranstaltung im Stadtmuseum Borken am Sonntagabend.
Für diesen Besuch hatte die 81-jährige die weite Reise von München nach Borken angetreten, um ihren zirka 20-minütigen Gastvortrag zu halten. Angereist per Flugzeug bis Düsseldorf und von dort mit einer gepanzerten Limousine begleitet von Sicherheitskräften, trug sich die Prominente in das Gästebuch der SPD und das Goldene Buch der Stadt Borken ein. Âuf ein Honorar hatte sie verzichtet, der Eintitt zur Veranstaltung war frei.
Dem Ortsvorsitzendem der SPD Borken Peter Müller-Deckenhoff war es gelungen den prominenten Gast zu einem Vortrag mit dem Titel „Die Erinnerung ist unkündbar – Zukunft braucht Vergangenheit“ einzuladen. Zwar sollte die Veranstaltung „Gegen das Vergessen“ bereits am 9. November, dem Jahrestag der Pogromnacht stattfinden, wurde aber aus Termingründen mit dem Gast verschoben.
Musikalisch passend eingerahmt wurde das Programm mit einem hebräischen Wiegenlied und „Remembrance“ aus dem Film Schindlers Liste von Nachiko Ueno (Violine) und Elene Lebedeva (Klavier).
In seiner Begrüßung wies Bürgermeister Rolf Lührmann auf die Wichtigkeit einer Erinnerungskultur hin und lobte ausdrücklich die Veranstalter. „Pogrom ist Russisch und bedeutet so viel wie Verwüstung“, erklärte er den Zuhörern und erinnerte an die Welle antisemitischer Gewalt in Deutschland. „Es waren keine blutrünstigen Kosakenhorden die durch deutsche Städte tobten, sondern Deutsche.
Charlotte Knobloch beleuchtet in ihrem Vortrag verschiedene Aspekte, Rückblick auf die Geschichte der Shoah, die gegenwärtige Situation und die Zukunft gegen das Vergessen anzukämpfen. „Nach der Befreiung der Vernichtungslager waren die Menschen ausdrücklich und nachhaltig überzeugt, dass Krieg, Rassismus, Hass und Antisemitismus für immer aus der Welt verbannt werden müssen. Wir wissen, dass das nicht der Fall ist. Daher ist es so wichtig, dass sich geschichts- und verantwortungsbewusste Menschen zur Aufgabe machen, die lokale Erforschung der NS-Geschichte aufzuarbeiten.“ Sensibilisierung für Wert und Bedeutsamkeit aus der Vergangenheit zu lernen liegt der Rednerin am Herzen: „Die Erinnerung darf nicht enden, sie muss auch künftige Generationen zur Wachsamkeit ermahnen.“ Irgendwann sind die Zeitzeugen alle verstorben, dann kann keiner mehr direkt berichten, wie es damals war, das ist ein zentrales Problem. Besonders die Kindern und Jugendlichen müssten über diesen Teil der Geschichte aufgeklärt werden ohne Scham und Schuldzuweisung, damit sie nicht den Falschen nachlaufen: „Lassen sie uns Vorbilder sein.“ Nicht wegschauen, weghören oder abwiegeln, sondern Zivilcourage fordert Knobloch. „Diejenigen, die sich nicht an die Vergangenheit erinnern sind dazu verurteilt, sie zu wiederholen“. Lauten Beifall erhielt sie während ihres Vortrags für ihre Forderung des Verbots der NPD: “ Die darf nicht mit Steuergeldern subventioniert werden.“
Peter Müller-Deckenhoff bat die Zuhörer abschießend: „Geben sie das hier erfahrene weiter.“
Charlotte Knobloch (geborene Neuland; * 29. Oktober 1932 in München) ist seit 1985 Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern. Von 2005 bis 2013 war sie Vizepräsidentin des Jüdischen Weltkongresses (WJC). Von 2003 bis 2010 war sie Vizepräsidentin des Europäischen Jüdischen Kongresses (EJC). Vom 7. Juni 2006 bis zum 28. November 2010 war sie Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland. Vorher war sie seit 1997 dessen Vizepräsidentin. Charlotte Knobloch ist Schirmherrin des Ernst Ludwig Ehrlich Studienwerks für jüdische Begabtenförderung. (Quelle: Wikipedia)