Frau Jahnke hat eingeladen

Frau-Jahnke(235)Zuschauerin behandelt Gerburg Jahnkes Rücken in der Pause

„Frau Jahnke hat eingeladen…“ heißt das Programm, das Gerburg Jahnke am Donnerstagabend auf die Bühne der Stadthalle brachte.

Frau Jahnke hatte eingeladen und es kamen: über 600 Besucher, die viel Spaß und viel zu lachen hatten; ein Mann sogar aus Frankfurt/Oder, nicht nur wegen Frau Jahnke, wie die Kabarettistin auf Nachfrage erfuhr ; ein weiterer Zuschauer  (Manfred), der ins Visier von Frieda Braun geraten war; ein weiterer der von Krissie Illing für ein „Doktorspiel“ auf die Bühne „geschleift“ wurde“; eine Osteopathin, die Gerburg in der Pause den „schmerzenden Rücken“ behandelte; ihre Familie in Reihe 21 und vier bekannte Künstlerinnen: Frieda Braun, Susanne (Popette) Betancor, Krissie Illing und Lisa Feller.

Wer die WDR Sendung „Ladies Night“ kennt, weiß wie dieser äußerst amüsante Abend ablief. Gerburg Jahnke moderiert witzig und spielt auf ihre bekannte Art brillant mit dem Publikum, auch wenn ihr „Rücken, also hinten, grenzwertig ist“. Dass sie aus Gemen kommt verrät sie dem Publikum, und dass in Reihe 21 ihrer Verwandtschaft sitzt: „Huhu! Die tun nicht, die sind nur laut.“ Dann lästert sie über die Paketzustellung der Post, sie hatte im Internet eingekauft und musste schließlich ihr Paket selber am Schalter abholen: „Die Paketausgabestelle in Oberhausen ist wie die Bananenausgabestelle in der DDR vor über 20 Jahren.“ Jahnke tritt immer wieder schnell in den Hintergrund und überlässt ihren Gästinnen die Bühne.

Frieda Braun begeistert mit ihren kleinen Geschichten aus dem Sauerländischen Alltag. Auch das jüngere Publikum kringelt sich vor Lachen, wenn sie Smartphones mit dem alten grünen Telefon der Post vergleicht: „Wir hatten uns für Grün entschieden, das gab es ja auch noch in so`m kalten Grau und Orange. Orange, och nee, da sieht man sich nach 15 Jahren satt dran.“ Sie erinnert das ältere Publikum an den damaligen absoluten Quantensprung, als die Post ein 20 Meter Verlängerungskabel zur Miete anbot: „Da haben sie beim Telefonieren erstmals ihre Wohnung entdeckt.“ Besucher Manfred spielt tapfer mit als er von Frieda Braun aus dem Publikum herausgepickt wird: „Ich bin schön“, antwortet er. „Jetzt probier das mal heute Abend vom Spiegel, im Nachthemd“, lautet Friedas Auftrag.

Die Texte, Gedichte und Lieder von Popette Betancor gehen mit ihrem intellektuelleren Anspruch in eine ganz andere Richtung, witzig aber nicht immer sofort zu verstehen. Kritisch beleuchtet sie mit: „Frauen müssen kochen können, Männer sind Köche, Frauen schreiben, Männer sind Schriftsteller“ das immer noch herrschende Ungleichgewicht zwischen den Geschlechtern auch auf Kabarettbühnen.

Nahezu ohne jedes Wort kommt die englische Pantomimin Krissie Illing aus. Mit ihren unbeschreiblich ulkigen Nummern spricht sie jeden im Saal an und erntet mit den größten Beifall. Applaus gab es auch für den auf die Bühne geholten Zuschauer, der einen Doktor spielen musste.

Die aus Münster angereiste Jungmutter Lisa Feller erzählt aus ihrem Familienleben. Ihre komischen Schilderungen begeistern die Zuschauer: „Ich sage, den Topf spüle ich mit der Hand, der passt nicht mehr. Er spielt dann Spülmaschinen-Tetris und räumt eine halbe Stunde um, bis der Topf passt. Und dann: Was bin ich doch ein geiler Chromosomentempel.“

Weltstar Albert Hammond im Vennehof Borken

Albert-Hammond22Zweieinhalb Stunden Songs zum Mitsingen brachte Weltstar Albert Hammond und Band am Mittwochabend auf die Bühne im Vennehof.

Irgendeinen Song aus der Feder von Albert Hammond kennt jeder, auch wenn ihm das nicht bewusst ist. Als Songwriter und Komponist hat er vielen Größen der Musikszene Lieder „auf den Leib“ geschneidert. Johnny Cash, Julio Iglesias, Art Garfunkel, Diana Ross, Ase of Base, Duffy, das „One Moment In Time“ für Whitney Houston, „I Don’t Wanna Lose You“ für Tina Turner. Und zu jedem Star hat er eine kleine Bemerkung parat, wie: „Tina hat die Power von 1000 Männern.“

„I Don’t Wanna Live Without Your Love“ (Chicago), „Don’t You Love Me Anymore” (Joe Cocker), „When You Tell Me That You Love Me” (Diana Ross), all das präsentiert er dem Publikum in Borken, die fast jeden Song begeistert mitsingen.

„Einige Leute winken ab“, kommentiert er ironisch sein Programm, „Albert Hammond, der singt zwar gut, doch nur Coversongs.“

360 Millionen verkaufte Tonträger, 30 Top-40-Hits in 50 Karriere-Jahren, das ist die Bilanz eines Weltstars, der im kommenden Jahr 70 wird. So agil wie er auf der Bühne ist, merkt man ihm das Alter nicht an, nur wenn er erzählt und die 60er, 70er, 80er und 90er Jahre Revue passieren lässt, begleitet von den entsprechenden Songs, kann man sich das ausrechnen. Da sieht man ein gewisses Flackern in den Augen der Besucherinnen und Besucher, da werden Erinnerungen wach. Nicht nur wenn er im Stile  Julio Iglesias` sein „To all the Girls I loved before“ singt. Dazu scherzt er: „Ich hab nur ein paar abbekommen, Julio Millionen.“

Albert Hammond und seine vierköpfige Band begeistern. Dem „Küken“, dem gerade 36 Jahre gewordenen Keyboarder bringen mit „Happy birthday“ alle Zuschauer ein Geburtstagsständchen.

Welterfolge feiern große Künstler wahrscheinlich nur in großen Städten, in Borken sah es mit den Besuchern eher mau aus. Die für volle Belegung eingestuhlte Stadthalle war gerade knapp halb besetzt. „Sie sitzen so weit dahinten, kommen sie doch nach vorne, da sind noch einige Plätze frei“, forderte Hammond sein Publikum auf. Die mitreißende Stimmung, die großartige Performance, die abwechslungsreichen Songs ließen das völlig vergessen. Und mit Zugaben „When I Need You“, „I`m a Train“ geizte Hammond nicht, ging sogar ins Publikum bedankte sich mit Handschlag bei der gesamten ersten Reihe, nahm Zuschauerinnen in den Arm und schloss mit “ It Never Rains In Southern California“.

 

Vocal Total, total gut

Vocal-Total-(1)Die Sitzplätze der Stadthalle reichten beim Konzert des Erwachsenenchors der Musikschule Borken am späten Samstagnachmittag kaum aus. Obwohl die erste Reihe fast leer war, laßen viele junge Besucher auf dem Boden der seitlichen Gänge.  Vocal Total brachte ein mitreißendes, farbenfrohes Programm auf die Bühne. Sie nannten es „Vocal Total in Farbe“. Jeder der 18 Titel führte das Publikum durch einen Teil des Farbkreises, Volker Senft durch das Programm.

Schlager, Jazz, Musical, Filmmusiktitel, alles beherrscht der gemischte Chor. Dafür proben die rund 90 Mitglieder einmal wöchentlich. Viel Applaus und wenig Murren gab es für die erste Hälfte und Titel wie „Blue Moon“, „On green Dolphin Street“, „Der rote Saraphan“, den Klassiker „Greensleeves“, der Sprachübung aus My fair Lady „Es grünt so grün“ und dem mitreißenden „Mein kleiner grüner Kaktus“ bei dem das Publikum mit klatschte.

Professionell leitete Heike Schollmeyer den Laienchor durch die A-capella Stücke oder gab auch noch der begleitenden Band „Jumping Jive Swing Society“ ihren Einsatz, obwohl die Profimusiker Harald Schollmeyer (Keyboards), Volker Sipplie (Drums) und Ingo Senst (Bass) diesen kaum brauchten.

Vocal-Total-(40)Nach der Pause ging es bunt weiter mit Titeln aus Vocal-Total-(60)der Operette Maske in Blau. Leichte Probleme bei den Sopranstimmen wurden durch die wurden vom Publikum verziehen, besonders weil der Rest reibungslos ablief. Begeisterung riefen die folgenden Titel hervor „A whiter shade of pale“, Edith Piafs „La vie en rose“ und das von Hildegard Knef bekannte „Für mich soll`s rote Rosen regnen“. „Tie a yellow ribbon“ aus dem Film „Das Farbenspiel des Windes“ fanden die Zuhörer besonders schön. Mit „Rote Lippen soll man küssen“ endete der musikalische Nachmittag jedoch nicht ohne Zugaben „Hallelujah“ von Leonard Cohen und „What a wonderful world“ das Louis Armstrong berühmt gemacht hat.

„Das hat nicht alles so gut geklappt“, meinte eine Dame aus dem Chor nach dem Konzert. “ Wir sind jetzt auch geschafft. Heute zum ersten Mal die Generalprobe mit der Band und dann das Konzert. Aber wir sind zufrieden“

Und eine andere verriet: „Das Singen in diesem Chor macht so großen Spaß, das ist einfach toll. Ich kann nur jedem raten hier mitzumachen.“

Der Eintritt zu dem Konzert war kostenfrei. Volker Senft bat das Publikum um eine kleine Spende, falls es gefallen hat: „Übrigens eine unserer zahlreichen Lehrerinnen im Chor hat nach dem letzten Konzert ausgerechnet, dass das Spendenaufkommen pro Zuhörer bei etwa zwei Euro lag. Da traue ich ihnen aber mehr zu.“ Ob es mehr geworden ist, wird der Kassensturz zeigen.

 

„Beatles“ zu Gast in Borken

CavernBeatles(58) - KopieBeim Konzert der „Cavern Beatles“ am Montagabend in der Stadthalle im Vennehof wurde nicht nur mit geklatscht und getanzt, begeistert gepfiffen und viel applaudiert, sondern die meisten Songs textsicher mitgesungen. Da hielt es das Publikum nicht mehr auf den Sitzen. Auch die ältere Generation weiß inzwischen mit dem Smartphon umzugehen und macht Erinnerungsbilder oder schneidet das Konzert mit.

Nicht ganz ausverkauft war die Stadthalle, einige Reihen blieben leer. Vielleicht lag es an dem Montag-Termin.

Schon nach den ersten Songs sind die rund 500 Besucher gerne bereit, der Aufforderung „Come on, stand up, clap your hands and dance“ zu folgen, die im Liverpooler-Dialekt von „Paul McCartney“ aus den Lautsprechern erklingt.

Aber auf der Bühne stehen nicht John, Paul, George und Ringo sondern die beste Beatles-Cover-Band „The Cavern Beatles“. Mit Genehmigung des berühmten Clubs in Liverpool dem „Cavern Club“, in dem die Fab Four 1961 auftraten, dürfen sie sich so nennen. Sie spielen die Beatles-Songs so authentisch, dass es für die Fans, die vor 50 Jahren keine Gelegenheit hatten das Original auf der Bühne zu erleben, ein Genuss ist. „Ich habe die Stücke so oft gehört, so dass es nicht schwer fällt, die Texte mitzusingen“, verrät eine Dame im fortgeschrittenen Alter. Nicht alle Besucher haben bereits graues Haar, da gibt es auch genug jüngere, die die Zeit der Beatles gar nicht miterlebt haben und dennoch Fans der Musik sind. Zu jung fühlt sich ein etwa Dreißigjähriger nicht: „Man wusste ja, auf was man sich einlässt, was einen erwartet. Der Drummer, finde ich, kann nicht so gut singen.“ Also fast so wie im Original, Ringo war auch kein begnadeter Sänger. Natürlich sind die Stimmen anders, das Aussehen der Bandmitglieder, das gleichen die vier aus Liverpool aber mit beatlestypischen Gesten und Kostümen aus. Relativ ähnlich sieht Paul Tudhope seiner Figur, die er verkörpert, John Lennon. Paul Tudhope (John Lennon), Steve White (Paul McCartney), Craig Gamble (George Harrison) und Simon Ramsden (Ringo Starr) präsentieren ihrem Publikum 37 Songs  und führten sie so durch vier Epochen zwischen 1962 bis 1970. Großartig ihre Umsetzung der instrumental aufwendigen Titel aus der Zeit nach 1966. Wo die Fab Four massive Studiotechnik einsetzten, bestreiten die Cavern Beatles alles alleine live auf der Bühne.

Nach der Pause wird es auf der Bühne bunt. Haben die vier vorher die dunklen Einheitsanzüge getragen, treten sie mit den Songs aus „Sgt. Pepper“ auch in der entsprechenden Kostümierung auf.

„Stille Nacht“ stimmt das Publikum zum Klavierspiel von Steve White an bevor der auf „Hey Jude“ endet. Drei Zugaben „Yellow Submarine“, „Revolution“ und „Get Back“ nimmt das Publikum gerne an. Von Standing Ovations kann nicht gesprochen werden, da die Fans sowieso die meiste Zeit stehen und mittanzen. Die Musik der Beatles, gespielt von einer hervorragenden Coverband, erzeugt gute Laune. Da geht manch einer mit einem Lächeln um die Mundwinkel und einem beseelten  Ausdruck auf dem Gesicht nach Hause.

25 Jahre Frauenchor Borken

Großes Geburtstagkonzert zum 25-jährigen Jubiläum

Frauenchor Borken feiert sich und seinen 25. Geburtstag in der Stadthalle mit Gastchor und Solisten. „Eine eingeschworene Gemeinschaft mit einer Leidenschaft fürs Singen.“

Frauenchor-Bor(4)

Rund 600 Zuschauer waren am Sonntagnachmittag in die Stadthalle Vennehof gekommen, um mit den Sängerinnen des Frauenchors Borken deren 25. Geburtstag zu feiern. Das Jubiläumskonzert wartete mit einem zweistündigen, bunten Opern- und Operettenprogramm auf.

Eine der letzten Karten hatte eine ältere Dame aus Borken ergattert.“Da bin ich froh, dass ich die noch bekommen habe. Ich hätte es sehr bedauert, wenn mir dieses großartige Konzert entgangen wäre“, meinte sie zu Tränen gerührt nach dem Konzert.

Frauenchor-Bor(13)Unter der freundlich, flotten Leitung von Albert Göken präsentierten die Chöre und Solisten Melodien von Gluck, Mozart, Offenbach und Lehár. Verdi- und Puccini-Stücke fehlten genauso wenig wie die von Gounod, Händel und vielen anderen Komponisten. Neben den rund 60 Sängerinnen des Frauenchors standen die Herren des MGV Gaschari Gescher mit auf der Bühne. Perfekt abgestimmt begleitet Andres Lübke Solisten und Chöre am Flügel.

Die Wahl der Musikstücke wie „Sagt holde Frauen“, „Dies Bildnis ist bezaubernd schön“, „Ein Weib, das Lieb und Sehnsucht plagen“ und „La donna e mobile“ drehten sich kontrastierend um das Geschlechterthema, wenn der Männerchor den „Soldatenchor“ oder „Jägerchor“ sangen. „Irgendwie habe ich das Gefühl, die Männer haben einen größeren Gesangsanteil“, war die Meinung bei Chormitgliedern und im Publikum. Das lag vielleicht auch an dem Solisten Volker Bengl, der das Publikum mit herrlichen Tenorarien verwöhnte. Gemeinsam mit der großartigen Sopranistin Stefanie Bußkönning servierte er dem Publikum Duette wie das „Schwalbenduett“ aus Kálmáns Czardasfürstin oder „Schenkt man sich Rosen in Tirol“ aus „Der Vogelhändler“ von Zeller. Dieses Stück wurde so stark mit Applaus belohnt, dass sich die Sänger spontan zu einem da capo entschieden.

Frauenchor-Bor(42)Stefanie Büßköning trat gegen den Gasttenor mehr in den Hintergrund und integrierte sich in den Frauenchor. Ganz hervorragend war ihre Interpretation des Liedes „Wir armen Mädchen“ aus „Waffenschmied“ von Lortzing, das sie im Solowechsel mit dem Frauenchor sang.

Trotz dieses wunderbaren Geburtstagskonzertes hätten sich einige Zuschauer einen größeren Singanteil des Frauenchores gewünscht. Schriftführerin Silvia Spiller blickte in ihrer kurzen Jubiläumsrede auf die 25 Jahre der ursprünglich als „Frauen- und Mädchenchor Borken“ gegründeten Vereinigung: „In denen wir gemeinsam schöne und interessante Dinge erlebt haben. Große Konzerte mit verschiedenen Orchestern, Solisten und Dirigenten. Jeder von ihnen hat uns auf seine Weise geprägt und den Chor zu dem gemacht, was er heute ist: Eine eingeschworene Gemeinschaft mit einer Leidenschaft fürs Singen.“

Das runde Konzert endete mit einer Zugabe des Solisten Volker Bengl. Aus Schultzes Oper „Schwarzer Peter“ sang er die Arie „Ach, ich hab in meinem Herzen da drinnen“. Die Veranstaltung fand so großen Anklang beim Publikum, dass selbst die älteren Herrschaften, die sich nur schwer auf den Beinen halten können den Sängern und Solisten stehende Ovationen brachten. Schließlich bat Volker Bengl alle Anwesenden den „Rausschmeißer“ mitzusingen. Mit „Adé zur gute Nacht“ aus über 700 Stimmen erklang die Stadthalle zum Sonntagabend.

Angie und Peer kämpften um die Gunst des Publikums

Angie und Peer kämpften um die Gunst des Publikums

So bringt der WDR Radio auf die Bühne

Vennerhof-WDR(1)

Sonntagabend standen sie alle auf der Bühne der vollbesetzten Stadthalle: Angie, Peer, Pofallala, Sarko de Funes, Powermutti Ursula und andere Politiker und Prominente. „Lachen live“ von WDR 2 feierte in Borken seine Premiere.

Vennerhof-WDR(220)Herrlichen Unsinn präsentierten die drei Comiker Maria Grund-Scholer (Angie und Ursula), Uli Winters (Peer) und als Ringrichter René Steinberg (Pofallala, Sarko, u.a.), deren Stimmen alle Besucher aus den WDR 2 Sketchen kannten und liebten.

Wahlbeeinflussung des Publikums sollte es nicht werden, denn kabarettistische Seitenhiebe wurden in alle Richtungen verteilt bei „Nach dem Duell ist vor dem Duell“. Die Wahlkampfshow der besonderen Art lebt von der Übertreibung in der die Zuschauer problemlos die blanke Realität wiedererkannten, wenn beispielsweise Herbert Grönemeyer zitiert wird: “ Der Mensch geht wählen, weil er vergisst, weil er verdrängt.“

Nett gehen die Sprecher auf der Bühne nicht miteinander um, eher bissig, wie man es vom Wahlkampf gewohnt ist. Dabei zeigen alle drei großes Improvisationstalent und schauspielerische Fähigkeiten, die man von Radiosprechern nicht unbedingt erwartet. Das Borkener Publikum, „Die Brasilianer des Münsterlandes“, wird immer wieder direkt angesprochen und biete besonders René Steinberg tolle Vorlagen. „Sie haben doch bei unserem letzen Programm auch schon in der dritten Reihe gesessen. Das letztemal sahen sie viel älter aus.“

Dann kommt der Herausforderer Peer in den Saal, in rotem Boxeroutfit und erklettert schwerfällig die Bühne. „Das hatte etwas metaphorisches: Sie wollten hoch und hingen fest“, meinte der Moderator.

Immer wieder wird das Programm durch O-Töne von Politikern aus dem Off ergänzt und durch Bilder oder kleine Filmschnipsel, die auf einer Leinwand erscheinen.

Die Kanzlerin, Angie betritt ebenfalls den Saal, schüttelt Hände,  „gibt Küsschen?“: „Ja, ich werde immer menschlicher.“ Wahlkampfumfragen und- prognosen werden als Torten- und Balkendiagramme präsentiert und ad absurdum geführt. Mancher Kalauer muss von den drei Schauspielern einfach herausgehauen werden: „Die Premiere in Borken passt gut zu den Griechen. Angela, kannst du uns bitte was borken?“

René Steinbergs Aufforderung ans Publikum: „Gehen sie mal richtig aus sich raus. Denken sie, sie sind auf dem Schützenfest“, stand so in seinem Text, das Publikum jedoch war schon zu 100 % mit ausgelassener Stimmung dabei. Nach der Pause haben die beiden Wahlkontrahenten die Möglichkeit in drei Minuten das Publikum mit einem persönlichen Statement zu überzeugen. Peer liest eines seiner bewegenden Gedichte: „Eigentlich kann der Käfer fliegen, doch wenn man drauftritt bleibt er liegen.“ Die europäische Abstimmung des „Wahlkampfs“ bringt auch kein eindeutiges Ergebnis, als Erkenntnis nur, dass Amerika den ganzen Abend mitgehört hat, natürlich aus Versehen.

„Eine schönere Premiere kann es nicht geben, als in Borken“, gestand Steinberg zum Schluss. Die Zugabe, Angie und Peer beim Dressurreiten, wurde genauso begeistert aufgenommen wie das ganze Programm.

Beckers Best

Jürgen Beckers Best:

Über die Jugendlichen heute: „Jede Generation ist der Untergang des Abendlandes.“Über die Vampirromane: “ Biss zum Morgengrauen. Biss zum Abendessen. Biss die Tage.“
Über seinen Musiker Harald Claßen: „Es gibt keinen billigeren, eh, besseren Musiker in NRW.“
Über seine Oma: „Die hat immer gesagt: Ich koch mich für zwei Tage, weil, am zweien Tag schmeckt das besser. Warum kochst du dann nicht gestern, hab ich Oma gefragt.“
Über sein Eheleben: „Subtile Arbeitsanweisungen meiner Frau beim Frühstück: Ich glaub heut kommt die blaue Tonne.“
Aus einem Winterurlaubsbrief einer Freundin: „Josef ist so romantisch, er hat mir ein Herz in den Schnee gepinkel, dann hat er sich verpisst.“

Jürgen-B-Hausmann-Vennehof (19)Jürgen B. Hausmann bringt die Stadthalle Vennehof zum Brüllen. Das Publikum reagiert blitzschnell auf die Gags des Kabarettisten.

Borken. Die rund 300 Zuschauer in der Stadthalle wurden Sonntagabend ausdrücklich von dem Kabarettisten Jürgen Beckers für ihre schnelle Auffassungsgabe gelobt: „ Das Publikum ist schon zu intelligent für unser Programm, aber wir ziehen das jetzt durch. Wir haben vorige Tage im Sauerland gespielt, da haben die erst gelacht, als wir schon im Bus saßen.“

Jürgen Beckers aus Alsdorf bei Aachen ist eigentlich Lehrer für Latein, Griechisch und Geschichte, mit wachsendem Bekanntheitsgrad  nennt er sich heute Jürgen B. Hausmann, damit es keine Verwechslungen mit dem Kölner Kabarettisten Jürgen Becker gibt. Von ihm unterscheidet er sich auch inhaltlich, „Hausmanns“ Comedy ist Hausmannskost, nicht politisch. Ihn interessiert das menschliche Miteinander, das er überspitzt pointiert. Da beschwert sich beispielsweise jemand bei ihm: „Sie haben die selbe Stimme wie ihr Anrufbeantworter.“ Er antwortet: „Wir wohnen ja auch im selben Haus!“

Das Publikum kann sich vor Lachen kaum halten, denn ein hintersinniger Gag folgt auf den nächsten, alles in seinem Aachener Diktion, die er den Zuschauern gerne erklärt. Da kommt dann wieder der Lateinlehrer durch, auch wenn er über Verwandtschaft und seine Schwiegermutter spricht: „ Schwa, Schwä, Schwie, damit fangen die Schwie..rigkeiten an.“ Oder wenn er über den Klassenausflug nach Rom berichtet und sich über die Ungebildetheit eines Schüler mokiert, der fragt: „ Wie Caesar ist tot, stand gar nichts bei Facebook drin.“ Er berichtet aus seinem Unterricht, über den verspäteten Schüler der als Ausrede hatte, sein Pferd sei zusammengebrochen: „Dann kommt noch einer nochmal zehn Minuten später.“ Und der hat  eine geniale Ausrede: „Da lag ein totes Pferd auf dem Flur.“

Nicht nur das Publikum hat riesigen Spaß, auch dem Kabarettisten und seinem Musiker Jürgen-B-Hausmann-Vennehof (22)Harald Claßen  macht es offensichtlich Freude, in  Borken auf der Bühne zu stehen. Zwischendurch massiert er diesem die verspannten Schultern und erzählt etwas über Gesundheit, Wellness und Therapie: „Fragt der Füssjologe: Wo haben sie denn Probleme? – Auf der Arbeit!“

Immer wieder sind es diese unerwartet witzigen Kombinationen, die alle begeistern: „Hoffentlich gibt es da genug zu essen. Wenn ich zu wenig krieg, krieg ich zu viel.“ Oder wenn seine Frau beim Gardienen aufhängen fragt: „Josef, hilfst du mir beim Aufhängen?“ und er blitzschnell antwortet „Dir sofort.“

Nach der Pause geht es bei Beckers um „das Liebste“. Jemand im Publikum: „Die Frau.“ Der Kabarettist: „Das ist das Allerliebste, nee, das Auto.“ – „Haben wir damals gesagt, wenn der Sprit über eine Mark, steigt, dann fahren wir nicht mehr.“ Das hat er natürlich nicht gemacht, wie keiner, dafür hat er ganz trocken für die Zuschauer den absoluten Spartipp: „ Strom sparen: Wir haben in jeder Steckdose ein Loch zugeklebt. Man merkt es schon.“ Sparsam mit Applaus war das Publikum nicht und deshalb gab es auch noch eine Zugabe.

Der König besucht Borken – Johann König im Vennehof

„Borken, boaah! Borken … kenn‘ ich … aus der Nase“, Johann König lästert auf seine Art vor der ausverkauften Stadthalle über Borken und bringt hunderte Besucher zum Lachen und Johlen.

Johann König

Johann König

 

Von Claudia Peppenhorst

Borken. „Ich hab einen Mann gefragt, wie ich in die City komme. Ich hab die U-Bahn gesucht. Die ist hier überirdisch. Wenn man Platz hat, kann man ja auch `Bus´ draufschreiben“, will Johann König sein Publikum im zweiten Teil provozieren. Er hat es im Griff, weiß, wie weit er gehen darf, das hat er vor der Pause ausgelotet, und die Leute machen mit. Bestätigende Zwischenrufe, Applaus, Lacher veranlassen den Comedian seine Lästerei fortzuführen: „ Meine Oma hat mir erzählt, dass hier vor über 100 Jahren der Hund begraben wurde. Der war zu hektisch. Von dann an war Ruhe. Ich wäre im Leben nicht darauf gekommen, hier auszusteigen.“

Gekonnt bereitet er auf seine scheinbar lethargische Art seine Gags vor, bis er explodiert, dann wieder ruhig nachsetzt, verzögert und noch einen Gag draufsetzt. Er spricht über Vorurteile, den Polen, der in dem Zimmer vor ihm steht, von dem er schlechtes Deutsch erwartet: „Sagt der: `Geb Uhr! ´, ich zu ihm: `Das heißt: Gib die Uhr, bitte! ´ und dann gebe ich ihm die Uhr … wieder … die ich ihm vorher geklaut habe.“ Immer wieder überrascht er mit sprachlichen Kleinigkeiten: „Die Psychoanalyse sagt `Vorurteile sind die Grundlage unseres Handels und Denkens´, ich wusste gar nicht, dass die sprechen kann.“

Der extrovertierte Autist und Meister des Paradoxen spielt dem Publikum kurze Szenen aus seinen TKKG-Kassetten vor und lässt sie raten, wie es weitergeht. Ein Zitat überträgt er auf Karl-Theodor zu Guttenberg: „Der will zurück in die Politik. `Mit frisch gewichsten, pechschwarzen Haaren´.“ Und er bleibt bei seinen Kinderkassetten, die er aus Mitte der 80er Jahre gerettet hat: „Wie war denn damals die Stimmung in der DDR? Hielt sich in Grenzen.“

Politisches kann man von König nicht erwarten, dafür überzeugt er sein Publikum mit seinen kleinen selbstgebastelten Versen. Zwischendurch pikst er satirisch in alle Richtungen, nicht nur auf Frauen: „Ich parke zwischen Behindertenparkplatz und Frauenparkplatz, wobei ich den Unterschied noch nicht verstanden habe.“ Oder er testet einen Gag: „Wenn der hier funktioniert, funktioniert der auf der ganzen Welt. `Bist du nicht der Sohn vom Ziegenficker?´ `Näähäh – näähäh´“. Aber am Häufigsten nimmt er schließlich sich selber immer wieder aufs Korn: „Kommt der auf mich zu, größer, stärker und im Recht, für mich eine klassische loose, loose, loose – Situation.“

Er erzählt, dass er im Supermarkt keine kleinen Plastiktüten mehr nimmt, weil er ein schlechtes Gewissen hat wegen des Plastikmülls in den Weltmeeren, sich aber beim Fischhändler genussvoll durch die bedrohten Arten frisst. Scheinbar Persönliches erfährt das Publikum von seiner Katze, seinem Sohn `Hein Mück´ und der Tochter. Über die künstlerischen Fähigkeiten seines Sprösslings urteilt er: „Für massentaugliche Billigkunst wird es immer reichen.“ Worauf seine Frau geantwortet habe: „Wie bei seinem Vater.“

Johann König

Johann König

Am Schluss zieht Johann König mit seinem „Burn-out-Song“ noch einmal alle Register. Hatte er kurz vorher erfolglos versucht auf einem riesigen Sitzkissen eine bequeme Position zu finden, hüpft, springt und tanzt er jetzt über die Bühne. Ohne einige Zugaben lässt ihn das begeisterte Publikum jedoch nicht gehen.

Großes Konzert des MGV Concordia in der Stadthalle

Borken (csp). „Wir sind ja kein Männergesangsverein mehr. So wie es in der neuen Straßenverkehrsordnung keine Fußgänger mehr gibt, sind wir jetzt Liedersingende“, scherzt zweiter Vorsitzender Martin Winkler. Aufgeregt ist er nicht, nur ein wenig Lampenfieber hat er, aber das gehört seiner Meinung dazu.

Sonntagnachmittag präsentierte der Männergesangsverein MGV Concordia Heiden sein Können in der Stadthalle Vennehof vor über 400 begeisterten Besuchern. Chorleiter Otto Groll leitete die ausgezeichnete 50-köpfige  Männergruppe, die ihr ausgefeiltes Repertoire vorstellte.

Neben Volksliedern und einem flotten Titel von Udo Jürgens „Alles, was gut tut“ bot der Chor viele Lieder von Otto Groll dar, der bereits seit 47 Jahren den Chor leitet und Tags zuvor mit der Willy-Giesen-Urkunde geehrt worden war. „Statt 78-jährig, könnte er gut als 65-jähriger durchgehen“, so Stefan Lex.

Neben a capella Stücken waren Lieder mit Klavierbegleitung  von dem hervorragenden Professor Xaver Poncette am Flügel oder mit Akkordeon, gespielt von Hans Deing zu hören. Bei einigen Liedern wurden die Sänger von der Rhythmusgruppe Heiden begleitet, das sind Albert Berger (Gitarre), Hans-Georg Knüver (Bassgitarre) und Willibald Knüver (Schlagzeug). Egal ob mit Begleitung oder ohne, immer traf der Chor den richtigen Ton.

Der Erste Vorsitzende Hans-Bernd Beumling lieferte den Damen und Herren im Publikum gute Gründe für die Herren, einem Männergesangsverein beizutreten: „ Chormusik findet Wege die Sinne und Herzen zu erreichen. Für die Damen: Sänger sind prädestiniert für Hausarbeiten, charmant und feinfühlige Liebhaber, meine Damen schicken sie ihre Männer in unseren Verein. Und für die Herren: Nach einer Probe kann man bei einem kühlen Blonden sehr gut den Alltagsstress abbauen.“

Als innovative Idee hatte der MGV in diesem Jahr zwei Solisten engagiert. Die wunderbare Sopranistin Christiane Linke vom Theater Bielefeld und den Tenor Stefan Lex, nicht nur ein herausragender Sänger, sondern auch ein charmanter und locker plaudernder Moderator. So führte er mit viel Witz durch die verschiedenen Programmpunkte: Mein Vater hat mir geraten: Such dir eine Frau die Kochen und Backen kann, eine die viel Geld hat und viel verdient, eine die eine zärtliche Liebhaberin ist und sorge dafür, dass sich die drei nie begegnen.“ So leitete er zum Johann Strauß Lied „Als flotter Geist. Ja das alles auf Ehr“ aus dem Zigeunerbaron über. Sehr gut kamen die Duette mit der Sopranistin beim Publikum an. Doch die Höhepunkte waren eindeutig, wenn alle Sänger und Musiker gemeinsam die Titel darboten. Am frühen Abend endete diese wirklich gelungene Aufführung vor einem zufriedenen und begeisterten Publikum.

„Storno“ – jeder bekommt sein Fett weg

„Storno“ präsentiert witzig bissigen Jahresrückblick

Den wenigsten Besuchern war das Comedy-Trio unbekannt, sie wussten, was sie erwartete, zweieinhalb Stunden beste Unterhaltung, ein satirischer Rückblick auf Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Gesellschaft und Profanes des vergangenen Jahres.

Thomas Philipzen, Jochen Rüther und Harald Funke (v.l.) immer wieder überraschend.

Von Claudia Peppenhorst

Borken. Einen massiven Angriff auf die Lachmuskeln des Publikums fuhren die drei Kabarettisten Harald Funke, Thomas Philipzen und Jochen Rüther am Samstagabend in der ausverkauften Stadthalle. Ein Jahresrückblick der besonderen Art, eine Mischung aus politischem Kabarett, Comedy und Kalauern mit Gesangseinlagen, vollem Körpereinsatz und einem unvergleichlichen Minenspiel der Darsteller.

Rundumschläge gab es in alle Richtungen, Politiker, die Wirtschaft und auch die Borkener, jeder bekam sein Fett weg, außer Herrn Funke, der zwar bei der Fußball-EM mitgemacht hatte, aber dennoch dicker geworden war, weil er vor dem Fernseher so viele Chips, Ferreros und Bier verzehren musste. Den Ratschlag, es hätte mal selber mal ein Trikot anziehen sollen, wies er zurück: „Ich hab eins angehabt, aber das hat auf der Couch so gezwickt“.

Neben solchem Kalauern beschäftigten sich die drei aber auch mit politischen Themen, da wurde der Bee Gee Titel „Night Fever“ schnell umgemünzt in „Scheißkrise“, und dem Publikum wurde klar gemacht, dass wir uns mit Politikern wie Merkel und Gauck in Richtung „Gottesstaat“ bewegen. Wenn Dieter Bohlen noch dazu stößt bekommen wir vielleicht bald sogar eine neue Nationalhymne.

Irgendwann zog Herr Philipzen eine CD hervor, die Steuersünder-CD von Borken-Mitte, danach eine Langspielplatte, „die Version für die Älteren unter ihnen, und hier die Single für die Alleinstehenden“.

Der Organspende Skandal wurde nicht ausgelassen und mit dem Song „Hey big spender“ verknüpft. „125000 Euro für eine Leber, da bekommt die Aussage meines Arztes, meine Leberwerte seien gestiegen eine völlig neue Bedeutung. Übrigens: ‚Dein ist mein ganzes Herz‘, würde sich als Trailer anbieten“, meinte Harald Funke. Aber auch die Kanzlerin stand immer wieder in der Kritik: „Angiethermie, das ist Macht durch heiße Luft.“ Und Bettina Wulffs Buch war ebenfalls Thema: „Bettina Wulff, die Daniela Katzenberg der deutschen Politik.“

Das begeisterte Publikum forderte Zugaben und bekam unter anderem eine „kleine griechische Komödie“ serviert. Das Trio bedankte bei den herzlichen Zuschauern und verabschiedete sich mit den Worten: „ Bis nächstes Jahr in Borken.“