Tom Gaebel bringt Las Vegas Flair nach Borken

Tom-Gaebel50Gleich das erste Konzert der Musiklandschaft Westfalen war mit dem Sänger Tom Gaebel und seiner Big Band ein voller Erfolg.

In der gut gefüllten Stadthalle Vennehof gab es am Donnerstagabend mit „So Good to be me“ Songs aus Gäbels neuer CD sowie Lieder seines übrigen Repertoires. Angekündigt als der „deutsche Frank Sinatra“ steht er diesem in Auftreten, Bühnenpräsens und stimmlich in nichts nach. Vom ersten Ton an zaubert die Big Band und Tom Gaebel das Flair der großen Showbühnen Las Vegas auf die Borkener Bühne. Erinnerungen an das „American Songbook“ kommen auf, doch das liegt wohl an dem Ambiente, der farbigen Bühnenbeleuchtung und dem mitreißenden Sound der Big Band. Denn Gaebel präsentiert mit „So good to be me“, „Gentle on my mind“, „Papa loves Mambo“ oder das Lied über den eifersüchtigen Mann „Mad Man“ nicht die alten amerikanischen Klassiker. Vergleicht man die Songs, die er in Borken performt mit den selben Titeln auf seinen CD’s stellt man einen großen Unterschied fest. Die Stücke auf seinen Scheiben sind „Musik zum Träumen“, romantisch, ein wenig an „WDR4“ erinnernd, doch auf der Bühne ist Gaebel in seinem Element, da geht die Post ab, da reißt er das Publikum mit. Und so folgen alle brav seiner Aufforderung beim nächsten Titel mit zu schnipsen, denn das gehört eben zum Elvis-Titel „Fever“, dabei kommt Tom Gaebel nicht auf die Idee das Original in irgendeiner Weise zu kopieren. Der gebürtige Gelsenkirchener bleibt auch bei solchen Stücken sich selbst treu.

„Wie alt mag der sein?“, diese Frage diskutierten einiger Zuschauerinnen in der Pause trotz seiner Bemerkung: “ Ab 40 geht das ja los, dass es hier und da mal weh tut. Damit sie die Knochen etwas strecken können, machen wir jetzt eine Pause.“

Im zweiten Teil starten die Musiker gleicht mit „Wonderful World“ und „Don’t you worry baby“. Sehr schwungvoll dann „The Cat“ bei dem zwei Schlagzeuger benötigt werden. Begeisterung erzeugt der Sänger mit seinem herrlichen „Sinatra Medley“. Natürlich darf eine Vorstellung der Musiker in solch einer Show nicht fehlen: Denis Gäbel (Saxophon), Jan Schneider (Trompete), Richard Hellenthal (Posaune), Lars Duppler (Keyboard), Martin Feske (Gitarre), Nico Brandenburg (Bass), Florian Bungardt (Schlagzeug) und Chirs Fehre (Percussion). Diese Big Band bringt auch „El Cumbanchero“ auf den Punkt und der letzte Titel „No more goodbyes“ ist die Verabschiedung vom großartigen Publikum und mit seinem Refrain eine Verbeugung vor dem anderen Geschlecht „Can’t take my eyes off of you“.

Aber ein begeistertes und großartiges Publikum wäre nicht großartig, wenn es nicht Zugaben fordern würden. So gibt es als Belohnung den Ohrwurm „Happy“ und „What a wonderful world“.

 

Rüdiger Hoffmann schweinesensibel

Rüdiger Hoffmann7Borken. Empfindlich sein durften die Besucher am Donnerstagabend in der Stadthalle nicht. Hier gastierte Komiker und Musiker Rüdiger Hoffmann mit seinem Programm „Aprikosenmarmelade“.

Harmlos und langsam geht es los: „Tjaaa, hallo erst mal. Toll mal wieder hier zu sein, in Borken“, begrüßt Hoffmann sein Publikum. Den Wunsch einmal in der Stadthalle aufzutreten teilt er mit seinem fiktiven Freund Gisbert. „Nee echt. Bekannte aus Australien haben auch gesagt, wenn sie mal nach Europa kommen sollten: Paris, London, Borken!“ Damit hat er die ersten Lacher seines Publikums auf seiner Seite. „So, genug eingeschleimt.“

Aber so harmlos verlaufen seine Geschichten nicht durchgehend. Gerne stellt er in seiner künstlichen Langsamkeit die Unterschiede zwischen Männern und Frauen und ihrem Verhalten heraus. Dabei kommen die Frauen in seiner Sicht schlecht weg, weil er sich selber gern machohaft verhält. „Ich bin wieder schweine-sensibel.“

Weiterlesen in der Borkener Zeitung …

„Die Susanne war sprachlos vor Glück beim Besuch des Panzermuseums und der Paintball-Halle“, berichtet Rüdiger Hoffmann. „Sie hat ständig auf meine Weichteile gezielt und getroffen. Die war richtig in Rage“, vermittelt er seinen Zuhörern. „So bin ich halt“, meint er und singt seinen Testosteron-Song.

Die Geschichten von Olaf und Birte dürfen natürlich nicht fehlen. Ordinäres überlässt er lieber anderen Kollegen, dafür äußert er sich gerne reichlich vulgär, und das Publikum hat Spaß. Er redet langsam aber der Abend mit seinem knapp zweistündigen Programm ist schnell zu Ende. Das Schlusslied am Klavier ist dann „Aprikosenmarmelade“. Hier lässt er Männer gegen Frauen singen: “ Laut wissenschaftlicher Studie kann man an der Lautstärke des Gesangs erkennen, wer zu Hause die Hosen anhat.“ Die Frauen gewinnen. Und er hat trotz seiner Sprüche, die Herzen der Frauen und der meisten Männer für sich

Stadtmuseum schließt für drei Monate

Stadtmus-Tübke08Finissage mit Führung zum Abschluss

Borken. Die Vernissage ist bekanntlich die Eröffnung einer Kunstausstellung, die Finissage deren Beendigung.

Im Stadtmuseum Borken endete am Sonntagnachmittag die Ausstellung des Kunstvereins Borken mit Arbeiten des vor zehn Jahren verstorbenen Künstlers Werner Tübke „Es bleibt alles so, wie es niemals war“. Damit wollte der Kunstverein noch ein letztes Mal auf die Ausstellung aufmerksam machen.

Die Gelegenheit, die Werke eines der berühmtesten Künstlers der ehemaligen DDR zu bewundern ergriffen viele Kunstinteressierte buchstäblich im letzten Moment. Kunsthistorikerin Daniele Schmidt führte durch die Ausstellung und stand auch für Zwischenfragen zur Verfügung. Insbesondere wies sie immer wieder auf kleine Details in den Aquarellen und Drucken Tübkes hin, der als einer der wenigen DDR-Künstler die Gelegenheit hatte auch außerhalb des „Eisernen Vorhangs“ zu reisen. Werner Tübke hat sich in etlichen Bildern selbst verewigt, dem jeweiligen Stil des Bildes angepasst. Betrachtet man seine Werke oberflächlich gewinnt man den Eindruck vor einem Goya, Picasso, Dürer oder anderem Meister zu stehen, offensichtlich hat Tübke diese Stiladaptionen geliebt. Gerne hat er nach Aussage der Kunsthistorikerin während seiner Arbeit Schlagermusik gehört.

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Bild: v.l. Museumsleiterin Dr. Britta Kusch-Arnhold,

Klaus Queckenstedt (Vorsitzender des Kunstvereins Borken),

Kunsthistorikerin Daniele Schmidt

 

 

 

 

Den kompletten Artikel finden Sie in der Borkener Zeitung, dort auch nähere Informationen zur dreimonatigen Schließung des Stadtmuseums.

„Ich bin`s doch, euer Horsti!“ – Horst Lichter kocht in der Stadthalle

Horst-Lichtert02Borken. Die Stadthalle war gerappelt voll, da musste sogar die hintere Abtrennwand weichen. Das alles nur, um einem Mann mit Schnauzbart beim Kochen zuzuschauen. Horst Lichter präsentierte sein „Jetzt kocht er auch noch“ in Borken. Der Fernsehkoch und Entertainer weiß, wie er mit seiner Baßstimme und dem Dackelblick die Herzen seines Publikums gewinnt, die gespielte Nervosität bietet daher einen schwungvollen Einstieg in seine Geschichtchen und sein Programm.

Die Aufgeregtheit redet sich der sympathische Fernsehkoch schnell von der Seele. Korrigiert einen Freund der Priester geworden und das Lampenfieber mit Wein angegangen war. „Jesus starb nicht auf einer Kreuzung sondern auf einer Kreuzigung.“ Schnell kommt er aber zum eigentlichen Thema des Abends: Lebensmittel und Kochen. Zum Erstaunen des Publikums „benutze ich keine Butter mehr, dafür Quark, so weiß, den könnte ich als Scheinwerfer benutzen.“ Aber da kommt zur Erleichterung aller natürlich Sahne rein. Dann dürfen Zuschauer probieren: „Mhmm.“ Aber Lichter meint „Bähh, Quark, das ist für`n Rücken, wenn de Sonnenbrand hast. Ich bin`s doch, euer Horsti!“

Und Horsti weiß, was seine Fans wollen: viel Butter, viel Sahne,“ Bierschen“, deftig und reichlich. Das macht er immer wieder zum Thema, kocht es vor und zeigt wie die Sterneköche „Löffelschen“ mit „Schäumschen“ auf Gemüsebett dekorieren, dass man fast mit der Lupe drangehen muss, um zu entdecken, dass da was drauf liegt. Parallel dazu „dekoriert“ er seine „Resteplatten“, hier können vier ausgesuchte Zuschauer genüsslich am Tisch auf der Bühne schlemmen. Es schmeckt und satt wird jeder mit Sicherheit.

Damit sein Publikum auch genau verfolgen kann, was da in der auf der Bühne aufgebauten Küche passiert, gibt es Kameramann Michael. Die Bilder werden auf eine riesige Leinwand projiziert und somit hat die Show ein bisschen was von Fernsehen. Andererseits, was ist ein Horst Lichter, wenn man seinen Schnauzbart nicht in groß bewundern kann, ganz von den herrlichen Grimassen zu schweigen. Zwischendurch wird Michael aber immer mal weggeschickt: „Geh mal eine rauchen. Der raucht zwar gar nicht, aber bald hab ich ihn soweit.“ Dann erzählt Horsti ohne Kamera witzige Anekdoten, lästert über die Gourmetküche, seinen Freund Johann, oder regt sich über Kellner auf „die Lavendel-Tarzans“ in Köln. „Früher gab es eine Karte, da stand alles drauf, heute gibt es sogar eine Wasserkarte. Gletscherwasser… wahrscheinlich aufgetaute Eiswürfel aus dem Kühlschrank.“ Auch über die Vokabeln der Haut Cousine macht er sich lustig, bei ihm gibt es nicht nur Bratenfond sondern auch Rebenfond (Rotwein). Er verrät: „Muskatnuss ist kein Rauschmittel, ich hab`s versucht, beim Rauchen verbrennst du dir die Finger.“ Lächerlich findet er: „Fleur de sel – Salzblüten – Quatsch, ich hab ein Pfund Salz eingepflanzt, das hat nicht geblüht.“ Die Kamera schaut in den Kochtopf: „Die Blasen die aufsteigen und platzen, das sind Kalorien die sterben.“ Mit seinen kleinen Weißheiten bringt der lustige Lichter alle zum Lachen. Sein „Frageblock“ am Ende des Programms geht schon fast in Richtung stand-up-comedy. „Ist Kreuzkümmel nur für Katholiken?“-“ Was nehmen sie auf eine einsame Insel mit? Butter oder Sahne? – Die Kuh!“

Aber er kann auch besinnlich, wenn er verrät, warum er immer gute Laune hat. Er holt ein Maßband aus der Tasche und zeigt in Zentimetern, wie viel Lebenszeit wahrscheinlich noch bleibt: “ Liebe Leute, ich habe keine Zeit für Arschlöcher und schlechte Laune.“

(Siehe auch Artikel in der Borkener Zeitung (online oder print) vom 4.4.2014 „Satt werden mit Horst Lichter“)

 

Fetziger Blues in Erler Kultkneipe

Blues(1)Erle. Einen Hauch „USA“ verspürte man am Samstagabend beim Auftritt der Blues Breakers auf der Kleinkunstbühne Erle.

Die fünf Musiker der Band aus Lobith dem „Mississippi-Delta“ des Rheins waren schon mit den entsprechenden „Schlitten“ angereist. Zum Musikstil passte auch die Kleidung, schwarze Jeans, schwarzes Hemd, Westernhut und Cowboystiefel. Dik Korving (Gitarre/Gesang), Reinhard Sämisch (Blueharmonika), Hans Deegens (Drums), Rino Geerdinck (Bass und Gesang), und Francesco Frentrop (Keyboards/Vocals) begeisterten das Publikum mit Titeln wie „Messin`with the Kid“, „Boom, Boom, out go the Lights“, „Lay down Sally“, „Sweet Home Chicago“ oder der Ode an die Thekenkräfte bei Brömmel-Wilms  „Hey Bartender“. Nach der Pause gerieten Musiker und Publikum so richtig in Schwung, da gab es nicht nur Applaus und Begeisterungspfiffe, da tanzte auch der Eine oder die Andere zur mitreißenden Musik. Bei „Rock me Baby“ griff Korving zum für Bluesmusik unvermeidlichen Bottleneck und spielte Slide-Gitarre, auch bei den perfekt performten Titel „Mercury Blues“ und „Change“.

Häufig im Vordergrund stand der Mann mit der Bluesharmonika, egal ob als Lead-Instrument oder für kurze Improvisationen eingesetzt, immer wieder wunderten sich die Zuhörer, wie man mit einem davorgehaltenen Mikrofon so kraftvolle, fetzige Töne damit spielen kann. „Der hat natürlich von uns am wenigsten zu tragen“, lästern die Mitspieler über Sämisch, den einzigen Deutschen in der niederländischen Band.

„Hardest Road“, ein Blues für den Tontechniker Pete und „She caught the Katy“ kommen super beim Publikum an, genauso wie auch alle anderen Titel. Nach einer zweiten Pause folgten im dritten Teil bekannte Stücke wie „Mustang Sally“ oder „Riverside Blues“ und als Zugabe „Hoochie Coochie Man“. Rund drei Stunden Musik brachten nicht nur die Männer auf der Bühne in Schwitzen.

Die letzte Veranstaltung dieser Saison war nicht ganz so gut besucht wie die vorherigen, bei denen der Saal manchmal zu platzen drohte. Darauf angesprochen, ob unter 100 Zuhörer nicht zu wenig für die Band sind meinte der Mann mit der Mundharmonika: „Das ist doch hier in Ordnung, eine schöne Atmosphäre. Hauptsache, die Leute haben Spaß an unserer Musik“,

Vier CDs hat die Band bereits aufgelegt und gewann in den USA bei einem bedeutenden Bluesevent sogar einen ersten Preis. Das waren also keine Anfänger, die im Borkener Raum die Musikszene bereicherten.

 

Volker Pispers erklärt Borken die Welt

Pispers13Mittwochabend erklärte Volker Pispers mit bitterbösem Sarkasmus seine Sicht der Weltlage. Vor ausverkaufter Stadthalle Borken erntete er viele Lacher und teils ungläubiges Staunen, wenn er die Verflechtungen der Medienwelt untersuchte, zeigte, dass wenige „Familien“ meinungsbildend für ganz Deutschland sind.

Kein grünes Haar läßt er an Kriminellen wie Ulli Hoeneß oder Alice Schwarzer, schimpft auf Obama oder Putin. Und auch die Kanzlerin will seiner Meinung nach einfach nur Kanzlerin sein, „alles andere ist der doch egal“, „wer die Sänftenträger sind ist egal“.

Ein Patentlösung für die Staatsentschuldung lieferte er gleich mit: “Jeder in Deutschland” habe rechnerisch 25.000 Euro Anteil an den Staatsschulden. Gleichzeitig sitze “jeder” auf 60.000 Euro Barvermögen, die Immobilien nicht mitgerechnet. Wenn jeder 25.000 Euro zahlt, bleiben ihm noch 35.000 Euro und der Staat wäre schuldenfrei. Aber die 25.000 Euro Barvermögen existieren nur virtuell, denn – so sagt er – die reichsten 10 Prozent der Deutschen verfügen über 34 Prozent des gesamten Barvermögens. Ja, schade, irgendwie klappt das nicht mit der Patentlösung.

„31 Jahre stehe ich jetzt auf der Bühne. 31 Jahre CDU, CSU, SPD, FDP, die Grünen. Hat sich irgendetwas geändert“, fragt er das Publikum. Nein, denken die meisten. Aber was soll sich ändern? Paradisische Zustände wird die Menschheit nie erreichen. Jeder Einzelne kann sein Bestes tun, um an irgendeinem kleinen Rädchen zu drehen und etwas zum Besseren hin zu bewegen. Dass alle auf die Straße gehen, dass alle – egal wofür – kämpfen, sich einbringen oder etwas bewegen (und sei es nur der eigene Hintern, den sie hochbekommen müssen), davon sind wir wohl weit entfernt, dafür leben wir zu bequem und lassen uns täglich von unseren „Dschungelcamphelden“ die Gehirne zukleistern. Somit bleibt Pispers Prognose eher ein frommer Wunsch: „Was meinen Sie was hier los wäre, wenn jeder wüsste was hier los ist?“

Pispers27

 

27. Grafikbörse in der Stadthalle Borken

Grafikbörse36Borken. „Talent alleine reicht nicht aus, eine gewisse Vermarktung gehört mit zur Kunst, aber ohne Talent ist das nichts“, mit diesen Worten eröffnete Dr. Norbert Humburg, Vorsitzender der Altegrever-Gesellschaft Münster am Freitagnachmittag gemeinsam mit Bürgermeister Rolf Lührmann die 27. deutsch-niederländische Grafikbörse in der Stadthalle. „Übrigens die einzige, die es gibt“, klärte er die Gäste auf.

Die Eröffnungsrede hielt Bürgermeister Rolf Lührmann, Kenner und Sammler von Grafiken. „Wir haben da einiges zu Hause, das wir immer wieder mal ausgetauscht, man will ja nicht stets auf dieselben Bilder schauen“, verriet der Bürgermeister.

Den 70 Ausstellern, 23 niederländische und 47 deutschen, die ein Auswahlverfahren durchlaufen mussten, wünschte er: „dass nicht nur `Sehleute´ die Grafikbörse besuchen, sondern auch `Kaufleute´.“ Die Eröffnungsgäste animierte er auch zum Erwerb des einen oder anderen Kunstwerks: „Für die grauen Tage ist es gut, wenn man eine schöne Grafik zu Hause an der Wand hängen hat, das muntert die Laune auf.“

Über ein viertel Jahrhundert findet jährlich die Grafikbörse in Borken statt, ein Marktplatz für serielle Kunst aus allen Bereichen der Grafik. Welche modernen Techniken sich in den letzten Jahren und Jahrzehnten entwickelt haben umriss Norbert Humburg in seiner Einführung.

Neben den bekannteren Techniken wie Fotografie, Siebdruck, Radierungen hat inzwischen der Laser auch in die Druckgrafiken Einzug gehalten. Die Aussteller auf der Grafikbörse verwenden jedoch überwiegend die bekannteren Techniken. Ein Grund dafür ist beispielsweise der Materialaufwand. Allerdings beschränken sie sich nicht mehr nur auf eine Technik und sind sehr experimentierfreudig.

„Druckgrafik ist nicht nur Kunst sondern auch Handwerk. Grafische Kunst verlangt mehr“, betonte Norbert Humburg. Im Gegensatz zur Malerei, wo Leinwand und Farbe reiche, könne nicht jeder zu Hause im grafischen Bereich arbeiten.

Hier hat Dr. Humburg allerdings außer Acht gelassen, dass beispielsweise auch Zeichnungen oder Monotypien mit zum grafischen Bereich zählen und auch modernere Techniken können Hobbykünstler mit ihrem Laserdrucker durchaus im stillen Kämmerchen durchführen.

Was man jedoch für eine Radierung alles braucht und wie das Ganze von Statten geht, führten Studenten der Uni Osnabrück am Samstag und Sonntag dem Publikum vor. Julia Koch, Sascha Ceglarski und Anna Horreis demonstrierten wie Kupferplatten bearbeitet werden und wie mit der großen Walzenpresse schließlich nach Einfärben und Abwischen der Platte das Bild entsteht. Auf alle Fragen der Zuschauer hatten sie sofort verständliche Antworten parat. Kein Wunder, wollen sie doch künftig das Fach Kunst an der Schule unterrichten.

Die Aussteller freuten sich über ein reges Interesse an ihren Werken, bei der Mehrzahl klappte es jedoch mit dem Verkauf ihrer größeren und teureren Werke nicht so gut. „Von den großen Bildern habe ich keins verkauft“, meinte ein niederländischer Teilnehmer, „allerdings etliche Postkarten, die Fotografien der großen Bilder sind.“ Auch bei Maria Klerx waren die Käufer sehr zögerlich, sie freute sich aber: „Ich habe einen Auftrag an Land ziehen können.“

 

Weltklasse mit der WDR Big Band -„A Night in Brazil“

WDR-Big-Bandf122Weltklasse mit der WDR Big Band

Borken. Weltklassekünstler und eine der besten Big Bands der Welt standen am Freitagabend auf der Bühne des Remigianums. In Kooperation mit musik:landschaft westfalen veranstaltete das Gymnasium zum Valentinstag „A Night in Brasil“ vor ausverkaufter Aula.

Die mit einem Grammy ausgezeichnete WDR Big Band unter Chefdirigent Michael Abene spielte elf Kompositionen des Brasilianers Toninho Horta, alle Titel von Abene für die Band bearbeitet. Und damit wäre das schon ein toller Musikabend gewesen. Die nächste Steigerung war, dass Komponist Horta als Sänger und Gitarrist selber auf der Bühne stand und er hatte noch einen bedeutenden Kollegen und Freund mitgebracht, den amerikanischen Saxophonisten Ronnie Cuber. Cuber hat schon mit Größen wie Frank Zappa, George Benson, Paul Simon oder Eric Clapton zusammen gearbeitet, um nur einige zu nennen und ist in Rock und Pop genauso zu Hause wie im Jazz und Latin.

Die eher sanften, träumerischen Kompositionen Toninho Horta, die eine Mischung aus Bossa Nova, Pop und Jazz sind bekamen durch das Arrangement und die Interpretation der Big Band und der verschiedenen Solisten eine ungeheure Dynamik. Von träumerischen „Schlagermelodien“ war da nichts zu spüren, das war feinster, kraftvoller Big Band Latin-Jazz, der zu begeistertem Zwischenapplaus anregte.

Interpretatorische Freiheiten hatte Michael Abene den Solisten zur Genüge eingeräumt, so klang kein Stück wie das andere. Aus der Band traten als Solisten bei den verschiedenen Titeln P. Heller (Tenorsaxophon),  J. Goldsby (Bass), K. Strassmayer (Altsaxophon), F. Chastenier (Klavier), J. Marshall (Flügelhorn), L. Nuss (Posaune), A. Hunter (Posaune) und J. Hörlen (Altsaxophon) auf. Den lautesten und begeistertsten Applaus heimsten bei letzten Titel “ Aquelas Coisas Todas“ die drei Schlagzeuger ein H. Dekker, M. Doctor und R. Peil.

Rund 130 Schülerkarten waren im Vorfeld verkauft worden, obwohl die Jugendlichen nicht den größten Teil des Publikum ausmachten. Der Grund für die vielen jungen Besucher, in Musikkursen der Schule wird die Stilrichtung Jazz thematisiert und den Schülern im Hinblick auf das Konzert nahe gebracht.

Nach der Zugabe „Viver De Amor“ – passend zum Valentinstag „Es lebe die Liebe“ wies Michael Abene darauf hin, dass das Konzert am Samstagabend auf WDR 3 noch einmal gehört werden kann. Wer es verpasst hat, hat vier Wochen Zeit, es in der Mediathek nachzuhören.

Mit diesem Konzert hat der Veranstalter sein Ziel, Live-Musik auf höchstem Niveau in die Region zu bringen, wieder einmal erreicht, ganz zum Vergnügen der vielen begeisterten Zuhörer.

 

Schuberts Winterreise als musikalischer Leckerbissen

Borken. Blühen in diesem zu warmen Winter draußen bereits Mitte Januar die ersten Frühlingsboten, brachte die Kulturgemeinde der Stadt Borken am Samstagabend Franz Schuberts „Winterreise“ auf die Bühne der Stadthalle.

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Henryk Böhm (Bariton) und Jan Philip Schulze (Klavier)

Der romantische Liederzyklus aus dem 19. Jahrhundert erzählt in 24 Liedern die zerrissenen Gefühle eine fahrenden Gesellen, eines durch die Liebe tödlich enttäuschten Mannes, der ziellos durch eine karge, eisige Winterlandschaft wandert. Zu den Versen Wilhelm Müllers fand Franz Schubert nicht nur die passenden Melodien, sondern setzt das begleitende Klavier als eigenständige Stimme, die weit über eine harmonische Begleitung hinaus, die Texte und Stimmungen der einzelnen Stücke interpretiert und untermalt. Das kennzeichnet auch die Schwierigkeit bei der Aufführung des Liederzyklus, dass weder Sänger noch Klavier dominieren dürfen.

Diese Schwierigkeit wurde hervorragend von den beiden Interpreten bewältigt. Bariton Henryk Böhm vermittelte mit seiner warmen, kraftvollen Stimme in ausgezeichneter Weise die vielfältige Gefühlspalette der unterschiedlichen Texte, egal ob stürmisch verzweifelt oder romantisch träumerisch, immer fand er die feinsten Nuancen ohne jemals zu übertreiben. Seine Interpretation erinnerte stark an die von Dietrich Fischer-Dieskau. Dass der Sänger gesundheitlich angeschlagen war, merkte man zu keinem Moment des Konzertes.

Ohne das harmonische Zusammenspiel mit dem erfahrenen, hochkarätigen Pianisten Jan Philip Schulze wäre der Liederzyklus nicht komplett gewesen. Schulze setzte sein Klavierspiel so ein, als wäre es eine zweite Gesangsstimme.

Begeistert über diese Aufführung zeigten sich auch die Sänger des MGV-Concordia Heiden, die nach ihrer Generalversammlung in die Stadthalle geeilt waren. „Da kann man noch vieles von lernen“, urteilen sie über die Gesangsdarbietung. Obwohl das auch häufig von Männerchören gesungene Lied „Der Lindenbaum“ („Am Brunnen vor dem Tore“) Teil des Liederzyklus ist, haben die meisten Besucher wenige der weiteren 23 Stücke jemals gehört. Die düster melancholischen Texte sind in unserer „Vergnügungsgesellschaft“ nicht mehr so gerne gesehen. Musical und Show kommt heute besser beim Publikum an, so gab es von den rund 250 Zuhörern sehr guten aber braven Applaus, der immerhin noch für die Zugabe „Wanderers Nachtlied“ reichte.

 

Kalle Pohl redet mit dem „Schwein“

 

Kalle Pohl

Kalle Pohl

„Politiker sind wie Tauben; wenn sie am Boden sind, fressen sie dir aus der Hand; wenn sie oben sind, bescheißen sie dich“, solche kleinen politische Anspielungen bringt Kalle Pohl in sein neues Programm „Du bist mir ja einer!“. Vor rund 150 Gästen zeigte Komiker am Samstagabend auf der Kleinkunstbühne in Erle, dass er nicht nur Kalauer machen kann sondern bedeutend mehr drauf hat.

„Ein neues Programm probiert man am besten in der Provinz aus, bevor man in die Metropolen geht“, scherzt Pohl mit dem Erler Publikum und beschwichtigt schnell: „Nee, nee, zuerst war ich damit in Köln, jetzt in Erle.“ Er lässt nichts auf die Erler kommen, das Catering sei ausgezeichnet und das Publikum: „Das ist super. Ganz toll wie die Erler mitgehen.“

Kalle Pohls große Zeiten sind vorbei, das weiß er. Als Grund nennt er: „Wenn du nicht im Fernsehen bist, kennen dich die Leute nicht. `Sieben Tage, sieben Köpfe´, das ist zu lange her.“ Der Name ist den Menschen immer noch bekannt und offensichtlich verbinden sie damit zu recht nur Positives, sonst wären die Karten bis auf einen kleinen Rest an der Abendkasse nicht so schnell verkauft worden.

Der sympathische Komiker und Kabarettist erzählt auf seine ganz eigene Art Witziges aus seinem Werdegang, scheinbar Alltägliches und beweist damit, dass „political correctness“ zeitabhängig ist. Mit seinem Akkordeon bringt er die Besucher zum Mitsingen seiner lustigen Lieder: „Man hat mich gewarnt, Erle hat einen ganz speziellen Rhythmus.“

Angeblich führt er gerne Selbstgespräche, damit das nicht so auffällt hat er sich die „Handsau“ angeschafft. Und was er durch die Handsau sagt, ist bissiger und böser. Da kommt die Qualität des Kabarettisten deutlich zum Vorschein.

Gedichte des Merzenicher Heimatdichter Walter Büllesheim rezitiert er zum großen Vergnügen des Publikums. Für ihn kein Problem, den Dichter gibt es nicht, den und die Verse hat er schließlich selbst  erfunden.

Pohls Beobachtungen können die Besucher nur beipflichten, wenn er sich beispielsweise über die unzähligen Kochsendungen lustig macht: „Wissen sie, warum wir kochen? Weil wir Hunger haben.“ Ein Thema würde in diesen Fernsehsendungen nie angesprochen stellt er fest: „Das Thema Hygiene.“ Dann erzählt er, wie er im Nobelrestaurant neben dem Koch am Urinal gestanden hat: „Ich hab zur Seite geguckt und war erleichtert. Der hatte Arbeitshandschuhe an.“ Pohl hat sich nach all den Jahren routinierter Fernsehunterhaltung selbst wiederentdeckt.