„Lauschsalon“ – Literaturlesung mit Musik

„Lauschsalon“ – Literaturlesung mit Musik

Mit ihrem „Lauschsalon“ begeisterten Anja Bilabel und Zoe Knoop am Freitagabend das Publikum in der Bücherei St. Heinrich in Reken

Ein Fluss aus weißem Tüll leitete die Besucher vom Eingang in den hinteren Raum der KÖB, zum Begrüßung gab es einen weißen alkoholfreien Cocktail bevor die knapp zweistündige Lesung der Schauspielerin Anja Bilabel begann. „Von weißer Zeit“ war das Motto des Abends an dem Bilabel ein atmosphärisches Winterhörstück zum besten gab in den liebevoll und passend zum Thema geschmückten Räumlichkeiten.

In Kooperation mit der Gleichstellungsstelle der Gemeinde Reken und der KÖB war die Einladung an die beiden Künstlerin erfolgt, die mit anderen Programmen unter weiteren Farbtitel schon mehrfach im Kreis zu hören waren.

Wenn Bilabel ihre Lesungen „Lauschsalon“ nennt, ist das keine Übertreibung. Hochkonzentriert spitzen die Zuhörer ihre Ohren und verfolgen die wundervoll gelesenen Texte. „Ich brauche jedes Mal rund ein Jahr, um die passenden Texte für die neue Farbe auszuwählen“, verrät Anja Bilabel in der Pause. Aus rund 60 Texten komprimiert sie endlich ihre Lesung auf etwa 20 Gedichte, Aphorismen und Kurzgeschichten querbeet durch die Literatur. Virginia Woolf stand mit drei Texten im Vordergrund des Abends. Ganz in den Bann ihrer gesprochenen Worte zog sie die Besucher aber mit ihren Geschichten von Hermann Hesse „Die Europäer“, „Kurzes Intermezzo“ nach einem Thema von Bertolt Brecht und zum Ende der Lesung mit der Shortstory von Truman Capote „Miriam“. Musikalisch unterstützt wurde Bilabel von der Harfinistin Zoe Knoop. Zwar trug die Musikerin kurze improvisierte Stücke zur Lesung bei, einzelne Töne, Arpeggien bei Sonnenaufgängen und etwas längere Auszügen und Melodien aus der Harfenliteratur. Allerdings war jeder Ton, jedes Musikstück im Detail geplant und in die Lesung eingeplant. Hier überließ die Schauspielerin Bilabel nichts dem Zufall und wurde zur Regisseurin ihres Lauschsalons. Der Beifall in der Pause und am Ende des Abends bestätigte sie. Dem Publikum hatte es ausgesprochen gut gefallen.

 

Plattfilm beweist: Alien lebt in Weseke

Plattfilm beweist: Alien lebt in Weseke

Weseke. Richtig beömmelt hatten sich die Zuschauer im Heimathaus bei der Vorstellung des Kurzfilms „Alwis un sin Alien“, für den es viel Applaus gab.

„Lebendig Platt“ und der Weseker Heimatverein präsentieren die Premiere des kurzen Film von Jan van Hasselt (Bremen) auf Sandplatt. Und damit keiner der Zuschauer mit der aussterbenden Sprache alleine gelassen wird, war alles mit hochdeutschen Untertiteln versehen.

Plattdeutsch ist eine aussterbende Sprache. Um der Vergessenheit entgegenzuwirken hat Initiator Stefan Demming sich hier mit dem Projekt „Plattfilm“ engagiert. Schnell fand er zwei Schauspieler aus dem Vorstand des Heimatvereins und in kurzer Zeit war „Alwis un sin Alien“ im Kasten. Na ja, kurz. „Sechs Stunden haben wir gedreht für die gut zwei Minuten Auftritt“, erzählte Walter Tenbusch, der im Film den Alwis spielt. Seinem Freund Wilm (Stefan Osterholt) erzählt er da, warum der Alien bei ihm zu Hause eine kleine Hand hat. Aber der Gag soll hier nicht verraten werden, denn das hervorragende schauspielerische Ergebnis kann sich jeder unter „www.plattfilm.de“ beliebig oft anschauen, der Spaß ist garantiert.

Der Bremer Regisseur Jan van Hasselt und Kameramann Matthias Kind haben das Projekt von Stefan Demming realisiert. „Der Blick von oben auf das Heimathaus ist mit meiner neuen Drohne gemacht, noch ein bisschen wackelig, damit muss ich noch üben“, beantwortet der Kameramann eine der vielen Fragen der rund 40 Zuschauer nach der Vorführung. Sechs Stunden Dreh für knapp fünf Filmminuten, da staunen viele. „Das war echt anstrengend, selbst nach der 12 Klappe war der Regisseur nicht ganz zufrieden“, erzählte Tenbusch.

Zur Zeit wird noch an zwei weiteren Filmen gearbeitet. Vielleicht kommen die Schauspieler ja noch ganz groß raus. Einige Zuschauer waren an „Buttenwarder“ erinnert, aber da wird ja nicht wirklich Platt gesprochen. Allerdings erhoffen sich alle Beteiligten, dass die „Plattfilme“ möglichst oft gezeigt und geschaut werden, bei Heimatvereinen, Schulen, „oder im Baumarkt“, wie Demming witzelt.

Über weitere Kurzfilme aus der Produktion diskutierten die Zuschauer an dem Abend. Da wurde unter anderem ein Plattkurs mit Flüchtlingen gezeigt, der schön den Unterschied zwischen Sandplatt und Kleiplatt verdeutlicht, alles natürlich hochdeutsch Untertitelt. Einfach mal reinschauen und mehr erfahren: www.plattfilm.de