Das schwarze Schaf

Das schwarze Schaf

Thomas Hesse/Renate Wirth

emons: Kriminalroman; 2017

Broschur, 288 Seiten

 

„Die Blütezeit des Regionalkrimis ist vorbei“, so formulierte es ein erfolgreicher Berliner Schriftsteller, der selbst viel Regionalkrimis verfasst hat. Lesenswert ist die Story, die in Wesel und am Niederrhein spielt dennoch.

Mit „Das schwarze Schaf“ gibt das Autorenduo Hesse/Wirth einen herrlichen Einblick in die liebenswerten Menschen am Niederrhein und in ein Problem, von dem die meisten bisher kaum gehört haben, die Betuwe-Linie. Dabei handelt es sich um eine Bahnverbindung zwischen den niederländischen Nordseehäfen und dem westlichen Ruhrgebiet, auf der hauptsächlich Güter transportiert werden. Der Ausbau steht unter vehementer Kritik der Anwohner. Dass es da Gruppen gibt, die sich radikalisieren bleibt nicht aus.

Hängt das Verschwinden von Hauptkommissarin Karin Krafft damit zusammen? Jedenfalls ist die Chefin der Weseler Polizei spurlos verschwunden. Auf dem Rastplatz Hünxe-Ost an der A3 finden die Kollegen das Fahrzeug von Karin, daneben ihren Hund, der sich nicht von der Stelle rührt, eben ein ausgebildeter Polizeihund, der streng auf seinen Befehl gehorcht. Und da ist noch ein Blutfleck. Karins Blut? Einige Zeit später wird die geköpfte Leiche einer Frau gefunden, mit Karins Kleeblatt-Tätowierung auf dem Oberarm, der Kopf fehlt. Unter Hochdruck versuchen die Kollegen der Weseler Kommissarin den Fall aufzuklären, der immer verwirrenden wird.

Der spannend erzählter Krimi bietet kurzweilige Lektüre und ist nicht nur für die Leser ein Genuss, die in der Gegend leben. Regionalkrimi bedeutet ja nicht, dass es heimeln muss. Hier jedenfalls werden Probleme angesprochen, die überall in Deutschland auftreten können. Und „schwarze Schafe“ gibt es auch überall. Finden sie heraus, wer das hier ist.

 

 

 

Hörbuch „Oryx und Crake“

Oryx und Crake

von Margarte Atwood

als Hörbuch

Spieldauer: 11 Stunden 15 Minuten
Verlag: Ronin Hörverlag, 2017

 

 

 

„Sprechergott 2016“ Uve Teschner bringt Sie mit dem gerade im Ronin Hörverlag eingelesenen Werk „Oryx und Crake“ von Margaret Atwood in eine dystopische Endzeitstimmung.

„Oryx und Crake“ ist der erste Teil der Maddaddam Trilogie der kanadischen Schriftstellerin und Friedenspreisträgerin 2017.

Mit einem Fuß stehen wir heute bereits vom Denk- und Machbaren in der Realität der Geschichte von „Oryx und Crake“. Dadurch ist sie leicht nachzuvollziehen und man kann sich voll der hervorragenden Erzähleise von Uve Teschner hingeben.

„Schneemensch“ lebt ohne jede Zivilisation in der Wildnis des späten 21. Jahrhundert. Kleidung benötigt er nicht, ein altes Bettlaken schützt ihn vor Insekten und der veränderten Sonnenstrahlung. Ungewöhnliche Tiere fürchtet er, die „Organschweine“ oder die „Hunölfe“, scheinbar freundliche Hunde, die aber gefährlich wie Wölfe sind. Ein seltsames Volk lebt in seiner Nähe, die „Craker“, genmanipulierte Menschen, um  die Schneemensch sich zu kümmern verpflichtet hat.

Viel Zeit hat er in seinen einsamen Stunden, darüber nachzudenken, wie er in diese Situation geraten ist. So erfährt der Zuhörer im Laufe des ersten Teils der Trilogie, wie sich Crake und Jimmy, wie Schneemensch richtig heißt, bereits als Kinder und Jugendliche die Zeit vertrieben haben. Ein Spiel, das sie am Computer gespielt haben, wird im Erwachsenenalter schließlich zur Realität, ein Spiel um Genmanipulation. Auch Oryx taucht bereits als Kind auf einer Pornowebsite auf, die Crake und Jimmy als Jugendliche besuchen. Später wird sie Jimmy wieder begegnen, als junge, schöne Frau.

Abenteuerlich und spannend wird Jimmys Proviantsuche, zu deren Zweck er die Wildnis und seine Craker verlassen muss. Die Gefahren, in die er sich begibt, könnten ihn das Leben kosten.

Margaret Atwoods Roman scheint uns an manchen Stellen vertraut. So denkt man unwillkürlich an „I am legend“ von Richard Matheson, in der nur noch der Protagonist als einziger Mensch auf der Welt ist. Auch Szenen aus „12 Monkeys“ oder „The time machine“ kommen in den Sinn, verhalten sich die Craker doch ein bisschen wie die Elois bei H.G. Wells. Trotz dieser Reminiszenzen ist die Endzeitgeschichte Atwoods ein eigenständiges, kraftvolles Werk mit einer hervorragend sprachlichen und stilistischen Umsetzung. Glücklicherweise liegt die Maddaddam Trilogie jetzt als Hörbuch vor, großartig gelesen und umgesetzt von Uve Teschner, der so lebendig liest, dass alle Personen ihre eigene Stimme bekommen. Und herrlich witzig  setzt er selbst Comicsprechblasen in Klänge um.

Wenn Sie nach längerem Hören plötzlich Musik vernehmen, sind sie am offenen Ende des ersten Teils der Trilogie angelangt. Besser sie besorgen sich rechtzeitigt Teil zwei und drei, denn mit Sicherheit wollen sie wissen, wie es weitergeht.